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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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20.09.2009, 19:20 | #1 |
Trinken macht einsam
Trinken macht einsam
Der Abend stirbt ungenutzt Die Zeit liegt brach Der Sommer zieht bemerkt Jedoch freigelassen An uns vorbei Der letzte Zug verlässt den Bahnhof Die Stadt stirbt schonungslos Schwarz zerbirst der Tag In Nacht und Regen Ich -einsam betrunken- Stehle stumm mich durch Stunden Spreche tausend Worte Indes Und verliere doch keinen Gedanken Apollon hat Delphi verlassen Und mit Pauken und Trompeten Ziehen die Untoten durch die Strassen Wir wollen engelsgleich fallen Wir, die wir die Ausgestossenen sind Und sterben doch als Strolche Auf Steinen Sind Mensch nicht - und doch Mensch Sind Tier nicht - und doch Tier Sind ichvergessene Egoisten Nachtliebende Tagträumer Wasserscheue Giftschwimmer Leber zersetzt Magen zersetzt Und gesund wie keiner! Sind Gastgeber in untoten Welten Prediger des Lebens Und Todbringer im Selbst Lebenskaraoke in stiller Atmosphäre Kabarett ohne Publikum Genießer ohne Schönheit Kenner eines blinden Universums Und die Mormonen unter den Wilden Wildnis zu bringen Wo Zivilisation krank macht Und taub Und blind Und sind verjagt Verachtet Unter denen Die längst gestorben sind Weil wir wissen: Zeit ist nicht Geld! Zeit ist Leben! Unwiederbringlich! So schätzen wir das Jetzt Und sterben weise In jeder Minute Des Seins Eine Minute mehr Mit Genuss! |
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27.09.2009, 13:38 | #2 |
abgemeldet
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nachgedacht
Hallo Der Skeptiker,
sehr schwer zu lesen, oder ein Bild aufzubauen was mir gefällt, liegt an diesem Thema, ( bei dem ich abschiessend den Genuß nicht wählen würde) ein wirklicher Trinker ist süchtig, der würde es wohl so beschreiben, weil er sich und andere schon lange selbst belügt, ein nüchterner Betrachter, härter umsetzen was er wahrnimmt, aber ansonsten sehe ich hier viele Voruteile bestätigt, diese Form eines Gedichtes gefällt mir, lg phönixe |
03.10.2009, 05:02 | #3 |
Ahoi.
Sehr gut. Das ist mal Lyrik, die in Form UND Inhalt zu bestechen vermag. Warum auch immer - aber ich musste da ein bisschen an den selbstreflexiven Whitman mit seinen diversen ewig weilenden Stücken denken, und sogar an Nietzsches Zarathustra. Sehr merkwürdig. Ein ausdrucksstarkes Stück. Eine schön düstere Stadtstimmung, beim Überfliegen stach mir zudem nicht ein formaler Fehler ins Auge (okay, ss statt ß, aber das verbuche ich unter Eigenart oder Schweizertum). Mir fällt eigentlich nur der hedonistische Grundtenor im Gedicht auf, dieses unbedingte "Carpe diem", diese - zwanghafte? - Justifizierung eines "Lasters", das den Konventionen entgegensteht, und die Verbitterung über die Einsamkeit, die ich zwischen den Zeilen ausmachen zu können meinte. Übrigens, von wegen "wasserscheu": Rate mal, was in jedem Bier Hauptzutat ist?! Ein solches Wortspiel scheint doch wahrlich etwas gewollt. Cheers, MovFaltin |
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03.10.2009, 05:14 | #4 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Ja, klar
Und was will uns dieser interessante Kommentar sagen? Zwei Dinge: 1. Man hat studiert. 2. Man gibt wieder an. Tja, warum nicht? corey (gravur idol und überaus beeindruckt) |
03.10.2009, 12:13 | #5 |
abgemeldet
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03.10.2009, 13:04 | #6 |
Nun bin ich mehr als begeistert, denn es ist selten, dass jemand genau das im Gedicht sieht, was es sagen soll. Zugegeben mache ich es dem Leser/ Hörer nicht einfach und das auch mit Grund. Dennoch liegt jedem meiner Gedichte eine, ich sag mal "eigentliche Aussage" zugrunde, logisch eigentlich, denn es gibt ja zu jedem Werk eines jeden Autors eine situative "Vorgeschichte".
Dass man beim Lesen an den großen Nietzsche denkt, schmeichelt mir. Whitman kannte ich, zugegeben, bis zu deinem Kommentar, lieber movfaltin, noch nicht, doch aber werde ich mich dringlich bemühen, mir einiges dieses Autors zu besorgen. Und ja, die Aussage "wasserscheue Giftschwimmer" soll tatsächlich den Widerspruch darlegen, das Paradox und das "Ja und Nein" aus einem Mund, zur gleichen Zeit. Kurzum: danke für deinen Kommentar, der mir beweist, dass es Menschen gibt, die hinter die puren Worte blicken. |
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03.10.2009, 16:17 | #7 |
Sorry, merke grade selbst, wie ich mal wieder geschwätzt habe wie die Bagage der Feuilletonbuchbefüller. Aber: Es war schon arg spät...
Daher wohl der inadäquat abundante Abusus lingual diffiziler Xenologismen. ;-) Danke für den Hinweis. |
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