Nachts, in Amsterdam, im Regen

[Friedrich]

Nachts, in Amsterdam, im Regen

Nachts auf feuchtem Kopfsteinpflaster
hallen einsam unsre Schritte,
trüber Straßenleuchten Licht
zaubert glitzernd goldnen Glanz.

Jäh bei jeder Straßenlampe
springen Schatten lang voraus,
werden stetig immer kürzer,
so die nächste näherrückt.

Hie und da in den Fassaden
langer dunkler Häuserzeilen
glühen einzeln kleine Lichter:
Menschen sind noch nicht zur Ruh.

Neonlicht sticht grell ins Auge,
doch – Champagnerperlen gleich –
bald die feinen Tröpfchen tanzen
funkelnd in der Dunkelheit.

Wasser schwarz wie Tinte zittert
unter Brücken in den Grachten,
Dampf strömt aus der Uferstraße,
schwebt im Licht wie ein Gespenst.

Nachts, in Amsterdam, im Regen
gehen frierend wir spazieren,
Ferientage sind zuende,
morgen zeitig geht’s zurück.

Nur nicht denken! Nicht an morgen,
nicht an die Vergangenheit!
Nur wir zwei! Zusammenbleiben!
Einfach immer weitergehn ... .

Amsterdam im Nieselregen,
einsam hallen Schritte nachts,
Dein Gesicht so bleich und müde,
Arm die Schulter fester faßt.

[Thing]

Hallo Hallo,

habe schon lange nichts mehr so wehmütiges und doch flott geschriebenes gelesen.
Sehr eingängig, voller Stimmung, man meint, man wäre dabei!

Thing

[Friedrich]

Lieber Thing,

schön, daß Dir meine Sachen so gut gefallen.

Die Liebe entdeckt Schönes, selbst wenn die Umstände widrig sind, das Leben bedrängt wird.

In ähnlicher Weise findest Du das auch in einem anderen Gedicht von mir: Botanischer Garten.

Mit liebem Gruß

Friedrich