Die eigene Familie

[Friedrich]

Die eigene Familie

Vor hundertfünfzig Jahren noch,
da war's ein Vorrecht freier Leute:
die eigene Familie.

Dienstboten war sie nicht vergönnt,
sie blieb ein lebenslanger Traum
der vielen Bauernkinder,

die, als sie erwachsen war'n
der Eltern Hof verlassen mußten,
denn erben konnt' nur einer.

Sie gingen in die Städte fort
und suchten dort nach Lohn und Brot
als Diener in den Häusern;

und andre blieben auf dem Land,
verdingten sich als Knecht und Magd
und bangten vor dem Winter.

Doch blieben sie aus purer Not
meist ehelos und konnten so
nie ganze Menschen werden.

Wir leben heut' in einer Welt,
um die uns selbst die Könige
von einst beneidet hätten,

und doch verzichten ohne Not
die Menschen heute auf die Chance,
Familie zu haben.

Und viele freuen sich daran,
ihr Geld für sich allein und nicht
für Kinder auszugeben.

Die lange Kette uns'rer Ahnen,
die ungebrochen zu uns führt,
was wär'n wir ohne sie?

Und Eltern danken ihren Ahnen
für das, was ihnen ward zuteil,
an ihren eig'nen Kindern.

Wie kommt's den Menschen in den Sinn,
es sei genug, daß sie empfingen
und bräuchten nichts zu geben?