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26.09.2012, 18:01 | #1 |
Dabei seit: 03/2012
Ort: Erde, Europa, Deutschland, Bayern
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Dichter und Gesellschaft
Nur eine Gesellschaft, die die Größe besitzt, den freischaffenden Künstler als Wächter ihres Gewissens und als überlebensnotwendige und erhaltenswerte Institution zu begreifen und ihm deshalb ein freies und kreatives Leben zu ermöglichen zum Zwecke des Allgemeinwohls, ist dessen Talente wert. Nur eine solche Gesellschaft, nur ein solches Land kann von sich behaupten, Kultur zu besitzen.
Erst wenn es dieser Welt und Gesellschaft gelingt, ihren Künstlern das uneingeschränkte Lebensrecht jenseits von Vermarktung, Erfolg und Prostitution zuzugestehen und alles Erdenkliche dafür zu tun, ihnen ein unbescholtenes Leben für ihren Auftrag und ihre fürwahr nicht leichte Mission zu ermöglichen, sprich sie „aushält“ und mit allem Nötigen versorgt, erst dann hat sie den wahren Wert des Menschen begriffen, der da Schöpfergeist und Schaffenskraft heißt. So lange Dichter und sonstige Kunstschaffende jedoch behandelt werden wie lebensuntüchtige Bittsteller und diskriminiert als weltfremde Spinner, besteht für den Fortbestand einer Kultur nicht der Hauch einer Hoffnung. Sie ist dem Untergang geweiht, so wie sie ihre Künstler der Armut und Verelendung preisgegeben hat. Das Lebensmodell etwa des Dichters also darf niemals als Berufsgruppe, sondern muss dem Priesteramt ähnlich als Berufung verstanden werden. Sein Schaffen muss ihm ermöglicht sein jenseits der Gesetze von Angebot und Nachfrage, er muss frei sein von der Nötigung zur Vermarktung, da ihn diese zwangsläufig zur Prostitution, sprich zum Verkauf seiner selbst und seiner heiligen Mission zwingt. Und somit zum Verrat an der Ebenbildlichkeit mit dem Schöpfer, wodurch sein schöpferischer Auftrag geradezu ins Gegenteil verkehrt wird. Es muss das unumstößliche Grundrecht des Kunstschaffenden sein, sein Talent ohne die Last materieller Lebenserhaltung ausleben und entfalten zu können. Nur so ist ihm die freie Ausübung seiner Tätigkeit im Bewusstsein einer Erwählung und Sonderstellung möglich, nur so kann er seine Mission zu voller Blüte bringen. Eine Kultur aber, die sich weigert, ihre Dichter und sonstigen Künstler freiwillig mit dem Lebensnotwendigen zu versorgen und ihre Schaffenskraft mit allen notwendigen Mitteln zu unterstützen, trägt den Titel Kultur zu Unrecht. Sie ist Barbarei, und als solche wird sie scheitern und in sich selbst zusammenbrechen. Nur eine Gesellschaft, die den Wert ihrer Dichter erkennt und ihnen eine exponierte Sonderstellung zugesteht, die mit ihrem Scherflein dazu beiträgt, dieselben zu fördern und erhalten, hat den wesentlichen Kern ihrer Auserwählung unter allen Geschöpfen der Erde erkannt in der Fähigkeit einiger Weniger zu wortgewandter Fantasie, lesbar gemachter Vision, ausgedrückter Gefühlswelt und verwirklichter Vorstellungskraft, sowie der eigenwilligen Wiedergabe sogenannter Realität. Die Entwicklung des Steinzeitmenschen zum Menschen der Moderne stagnierte Jahrhunderte lang im Werkzeug und Waffenbau, explodierte aber regelrecht in der Schaffung und im Ausdruck von Kunst als ureigenste menschliche Eigenschaft. Allein aus Dankbarkeit heraus sollte die Welt von heute für ihre Künstler sorgen. So lange aber diese Rückbesinnung nicht stattfindet, hat die westliche Kultur keine Überlebenschance. Das Talent ist eine Begabung, eine Gabe, ein Geschenk. Unverdient und ohne eigenes Zutun wird es dem Kunstschaffenden in die Wiege gelegt. Es gibt also keinen Grund für ihn, sich etwas darauf einzubilden. Hybris und Eitelkeit haben so manches Genie verdorben und zu Fall gebracht. Es ist im Gegenteil die bescheidene Akzeptanz der Andersartigkeit, die dankbare und demütige Hinnahme des Unveränderlichen und Unentrinnbaren, die jene geheimnisvolle Berufung des Künstlers auszeichnet. Seine Sonderstellung ist nicht das Resultat freiwilliger Wahl. Sie ist Los, Bestimmung und Schicksal. Natürlich ist in unserer Zeit klar, dass diese seine Mission in einer verengten Leistungsgesellschaft des Habens und haben Wollens -gegründet auf der zutiefst menschenverachtenden Ideologie des sogenannten redlichen Broterwerbs, der für das Gros des Volkes nichts weiter bedeutet als freiwillige Unterjochung und gnadenlose Ausbeutung seiner Kraft und Lebenszeit und für eine Minderheit den Gewinn daraus- auf absolutes Unverständnis und erbitterten Widerstand von allen Seiten stoßen muss. Das beliebte und allzeit zitierte Argument vom Schmarotzerwesen und Missbrauch einer erstatteten Freizügigkeit greift nicht in einer realistischen Einschätzung der reichen Industriestaaten. Sicher würde es bald von selbsternannten Künstlern wimmeln, warum auch nicht. Die Spreu wird sich von selbst vom Weizen trennen. Außerdem ist es eine Selbstverständlichkeit, dass auch der "Arbeitsscheue und Faule" ein Lebensrecht genießt. Wer körperlich und gegen Bezahlung arbeiten will, soll arbeiten, wer nicht, der soll es bitte bleiben lassen. Pfusch haben wir genug. Unsere reiche Industrienation ist noch immer ein riesiger Blauwal, der locker mit einem Schwarm von Schmarotzerfischen fertig wird und mit ihm im Gefolge gelassen durchs Meer der Zeit ziehen kann. Es ist genug für alle da. Das ist lediglich eine Frage der Verteilung. Ansonsten im Westen nichts Neues. |
26.09.2012, 22:34 | #2 | |
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Zitat:
Oder meinst Du, daß jeder Künstler zu einem Michelangelo hochstilisiert werden muß, damit er einen Mäzen findet, der ihn bis an sein Lebensende in den Dienst nimmt? Nach meinen Kenntnissen lassen sich an Künstlerlaufbahnen keine Schablonen anlegen, und deshalb kann es auch keine Grundrechte geben. Es gibt den Durchbruch, oder es gibt ihn nicht. Es gibt die zähe Arbeit, die zum Erfolg führt, vielleicht aber auch zur Erniedrigung. Und es gibt professionelle Agenturen und Marketing-Aktionen, die z.B. eine seelenlose Klimpermaschine wie Lang-Lang zum Erfolg führt und einem verdummten Auditorium das Geld aus der Tasche zieht, um alle Beteiligten reich zu machen. Derweilen dümpeln hochbegabte und von der Musik beseelte Pianisten durch die Lande, die selbst komponieren und etwas Neues in die Musik bringen wollen, aber mit Nachhilfeunterricht ihr Dasein fristen - oder mal hier und da mit ein paar Auftritten in der Provinz. Sie könnten in der Alten Oper in Frankfurt den Mozart-Saal mieten, er wäre ausverkauft - habe ich selbst erlebt. Aber alleine die Saalmiete wird für den Künstler zu einem Draufzahlgeschäft, selbst bei ausverkauftem Haus. Vergiß es! Pia Zadora hatte das richtig erkannt. Sie wollte Schauspielerin werden oder Sängerin. Sie hatte einen Millionär, ihren Ehemann, der sich das zum Hobby machte und finanzierte. Wurde nix draus, aber sie hatte ein paar Jahre lang ihren Spaß. Die Quelle war richtig angezapft - daß das Talent nicht reichte, war persönliches Pech. |
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27.09.2012, 09:02 | #3 | |
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Zitat:
Gestern habe ich diese mindestens fünf Jahre alten Aufzeichnungen beim Ordnen meiner Dateien gefunden und geringfügig verändert, das heißt auf die Zunft der Schreibenden zentriert, ursprünglich ging's darin um Künstler ganz allgemein, insbesondere MalerInnen, aber hängt ja ohnehin alles eng zusammen. Es sind Gedanken, ja Gedankenanstöße und keine Thesen, enstanden aus den Beobachtungen zahlloser Künstlerschicksale, deren Talent infolge steten Existenzkampfes und finanzieller Einschränkung nie richtig zur Entfaltung kommen konnte, die auf jeden Fall weit unter ihren Möglichkeiten bleiben mussten, um nicht vor die Hunde zu gehen, und zwar wortwörtlich. Und das ist ein gravierender und krasser Missstand und ein unerträgliches Defizit in Sachen Kunstförderung, die einer Änderung bedürfen, will sich eine Wohlstandsgesellschaft wie die unsere Kultur nennen. Wie das im Einzelnen aussehen könnte, wäre im Grunde Aufgabe der zuständigen Ministerien, aber da geschieht garnichts und wenn überhaupt etwas, garantiert das Falsche. Jedenfalls danke, Ilka-Maria, für Deine Meinung dazu, ich hatte offengestanden nicht mit irgend Reaktion darauf gerechnet. Vielleicht gibt's ja noch ein paar? Rainy Day Desperado |
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27.09.2012, 10:11 | #4 | ||
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Wer schreibt
Zitat:
Zum Gedanken, Kunst würde durch staatliche Förderung frei, sei gesagt: Kunst pflegt sich – bei entsprechender Veranlagung und wenn überhaupt – selbständig zu entwickeln als Folge individueller Erlebnisse und Sichtweisen. Wer glaubt, es sei Aufgabe des Staates, Kunst zu „fördern“, verwechselt Kunst mit Kunstfertigkeit und Künstler mit Zirkuspferden. Natürlich war und ist der „Staat“, welche Form auch immer er verkörpert, stets bemüht, Kunst und Kultur nach Kräften zu beeinflussen, von sich abhängig und damit dienstbar zu machen. Charaktere konnten dem – bis hin zur Selbstvernichtung – widerstehen; Schwächlinge ließen sich korrumpieren. Was Wunder, wenn gerade eben wieder versucht wird, zu vereinnahmen. So soll es, wenn’s nach der SPD geht, in unserer Verfassung nach Zitat:
Gott bewahre uns vor diesen (Be)förderungen und jenen, die in diesen Vehikeln unterwegs sein wollen. Es wurde stets zur Höllenfahrt. |
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27.09.2012, 11:03 | #5 | |
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Zitat:
Mit Mißgunst hat dies nichts zu tun, da mir persönlich das Spielen eines Musikinstruments völlig gleichgültig ist, ich habe andere Vorlieben. Dies aber nur nebenbei. Es geht hier um die Frage, ob unser Staat generell Künstlern den Lebensunerhalt bestreiten soll. Ich bin der Meinung, daß dies über das Ziel hinausschießen würde. |
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27.09.2012, 11:41 | #6 |
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Schon im Kindergarten kommen Schwächlinge immer wieder mit ihrem großen Bruder an, wenn’s ihnen zu eng wird.
Wir sollten Natochenny anschreiben und ihn fragen, ob er seinen chinesischen Kollegen wirklich für eine Flasche hält und das auch öffentlich kundtut, wie seine vorgebliche Bekannte das behauptet. Vielleicht sollte man ihn noch bitten, das zu begründen, bevor man Weiteres gegen den Herrn Professor in die Wege leitet. Immerhin scheint er Angestellter im öffentlichen Dienst zu sein. Dass sich Künstler (hauptsächlich aus Neid) gegenseitig schlecht machen, kommt gar nicht so selten vor. Der Laie hüte sich allerdings, mitzutun – man kann sich dabei ganz entsetzlich das Schandmaul verbrennen … |
27.09.2012, 12:05 | #7 | |
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Zitat:
Juni 2012 Ich habe nicht behauptet, daß dieses Urteil von Prof. Natochenny stammt. Vielmehr ist diese Meinung über Lang Lang breit gefächert. Wenn in einem aktuellen Buch über die besten Pianisten der Welt der Name Lang Lang nicht auftaucht, wird das Gründe haben. Aber wie gesagt, das ist nicht das Thema dieses Thread. |
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27.09.2012, 12:34 | #8 | |
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Das Zitat aus "DIE WELT" lautet vollständig:
Zitat:
Was jetzt? Wenn's nicht der Herr Professor war und nicht DIE WELT, auf wen schiebt die Greisin dann als nächstes die Schuld an ihrem missglückten Rufmordversuch? |
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27.09.2012, 13:15 | #9 |
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Das ändert das nichts an der Tatsache, daß ohne professionelle Vermarktung kaum ein Künstler nach oben kommt. Das Konzert, bei dem ich vor einigen Wochen in der Alten Oper in Frankfurt gewesen bin, hat der Pianistin trotz vollen Mozartsaales keinen Cent Gewinn gebracht - die Einnahmen reichten gerade mal für die Saalmiete. Ich habe die Kosten- und die Einnahmeliste gesehen: Es war ein Draufzahlgeschäft - wie in den meisten Fällen. Um alle Vermarktungsmöglichkeiten auszuschöpfen, hätte die Vorleistung eine sehr viel größere Summe erfordert, als investiert werden konnte.
Abgesehen davon geben sich nicht alle Künstler für jeden Auftritt her wie Lang Lang. Es ist nicht gerade eine Reputation, sich mehr auf Eröffnungen von Sportveranstaltungen, bei "Wetten daß ..." oder ähnlichen "Events" zu präsentieren oder in Tonstudios Filmmusiken zu klimpern, als in Konzertsälen zu spielen. Für die Pianisten, denen ich begegnet bin, wäre das jedenfalls undenkbar. Und noch einmal: Er ist im dem Buch der weltbesten Pianisten nicht aufgeführt. Das Zitat, das ich aus dem Zeitungsartikel herauskopiert hatte, gibt die Meinung vieler Fachleute wieder: Auf die Tiefe der Musik kommt es Lang Lang nicht an. Wenn Dir das Thema aber tatsächlich so wichtig ist, mach einen gesonderten Thread auf. Ich wundere mich, daß Desperado sich das Abschweifen von seinem Thema bisher hat gefallen lassen. Für mich ist hier Schluss, denn ich vertraue lieber auf die Einschätzung von Menschen, die vom Fach etwas verstehen als auf Deine Ausführungen. |
27.09.2012, 16:10 | #10 | |
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Zitat:
Noja, Zonkeye, Zirkuspferde- das finde ich schon ein wenig überspitzt formuliert. Es ist eben nicht nur die Selbstvernichtung zur Rettung der Würde angesichts staatlich ideologischer Vereinnahmung, sondern materielle Not, stete finanzielle Unsicherheit, schlechte medizinische Versorgung, menschliche Verelendung und die daraus resultierenden Betäubungsmechanismen, die einem freischaffenden Künstler, der sich nicht vermarkten lassen sprich prostituieren will, an den Rand des Abgrunds befördern können... obgleich er nicht weniger arbeitet und schwitzt als sonst wer, vielleicht sogar sehr viel mehr, weil er seine ganze menschliche Existenz in seine Berufung hängt und nicht nur seine Arbeitskraft als "produktiven" Teil seiner Persönlichkeit und Teilaspekt seines Lebens. Als Abschweifen würde ich Eure Debatte garnicht einmal bezeichnen, es war nur ein exemplarisches Fallbeispiel von unzähligen, das unter anderem den Trend und die Mode-Strömungen dokumentiert, sprich den Markt, an den ein Künstler sich wenigstens bis zu einem gewissen Grade anpassen muss, wenn er denn erfolgreich sein will oder zumindest seinen Lebensunterhalt bestreiten mit seinem Kunstschaffen. Besonders in der Musik, die sich bekanntlich sehr gut vermarkten lässt, hat diese erfolgsorientierte Ausrichtung verheerende Folgen um nicht zu sagen vernichtende Wirkung, Anspruch und Kreativität sind obtruierter Konventionalität gewichen bis zur absoluten Unerträglichkeit sogenannter "Musik". Die abstrakte Malerei als Beispiel hat ebenso längst ihre Sprengkraft verloren und ziert heutzutage Bankfilialen, Manager- und Industriellentempel, Regierungsgebäude und dergleichen, sprich ist zum schmückenden Beiwerk von Möchtegernkunstkennern und zum Statussymbol für Reichtum und Macht verkommen. Über das Niveau von Bestsellern in der "Literatur" muss ich ja wohl nichts sagen, obgleich es der Filmindustrie tatsächlich gelingt, sie noch alberner und billiger zu präsentieren als die Vorlagen ohnehin schon sind. Dass ihr zwei, zonkeye und Ilka-Maria, als "Diskussionspartner" allergischer aufeinander reagiert wie Hund und Katz es je könnten, stört mich eigentlich überhaupt nicht, ich find's sogar sehr belebend, da bei euren emotional geführten Disputen immerhin zwei gegensätzliche Weltanschauungen aufeinanderprallen und nicht nur diffuse Antipathien und unergründliche Aversionen, die einen langweilen. Das passt schon. Lieben Gruß Euch Beiden! Desperado |
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27.09.2012, 17:08 | #11 |
Der Desperado mag´s, wenn es kracht, ist doch nix Neues.
LG Persephone |
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27.09.2012, 17:21 | #12 |
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Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass nicht ich es war, der den Klavierspieler eingeführt und ihn ebenso wie sein Publikum mit Dreck beschmissen hat, um sich wichtig zu machen. Wem die Omi, die sich hier so kunstsachverständig gibt und immer wieder neue falsche Zeugen für den Unsinn bemüht, den sie verzapft, auch immer „begegnen“ mag in der Frankfurter „Pianistenszene“: Wenn ihre Klavierspieler keinen Auftritt in „Wetten, dass?“ bekommen und keine gutbezahlten Stücke in Tonstudios einspielen, sind sie halt nicht bekannt und nicht gut genug. So einfach ist das.
Dass jemand ein (freies?) Konzert so organisiert, dass trotz ausverkauftem Saal nichts übrig bleibt, hat sich schlicht und ergreifend verkalkuliert und muss die Folgen tragen. Mitleid gibt’s dafür keines. On topic: In Deutschland stehen 25 Musikhochschulen. Darin studieren ca. 20000 Musikversessene; rechnet man die Konservatorien mit dazu, sind’s nochmal so viele. Weniger als zwei Promille der (nachgewiesenermaßen begabten) Mädchen und Jungs werden später eine Solokarriere machen, von der sie leben können; nicht mal ein Prozent schafft es in ein staatliches Orchester und ist abgesichert. Der Rest schlägt sich mit Gelegenheitsauftritten und Privatunterricht durch oder wird gleich Musiklehrer. Zum Straßenmusikanten ist da noch ein weiter Weg. Der Kunst, die sie alle miteinander beherrschen (sollten), tut das keinen Abbruch. Der Vorschlag, sie staatlich zu alimentieren in dem Glauben, sie würden dadurch (noch) besser, ist kein guter. Damit bringt man die schönen Künste nicht nach vorn, sondern würgt sie ab. Wer das nicht glaubt, möge einen Blick in die öffentlich-rechtlichen Bedürfnisanstalten tun und sich die Programme angucken, die da produziert und gesendet werden: Dreck. Von Kunst keine Spur mehr. |
27.09.2012, 18:29 | #13 | |
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Zitat:
Vermutlich bedürfte es einer vollkommen anders gestalteten Gesellschaft als der unseren mit wesentlich veränderter Ausrichtung in menschlichen Belangen jenseits von Profitsucht und Publicity, um meine Gedankenanstöße -wie gesagt- in einem sinnvollen Kontext einleuchtend erscheinen zu lassen, diejenige welche, in der wir leben, stinkt wie der Fisch vom Kopf weg und hat keinen Platz für freie Geister und keinen Bedarf an kreativen Ideen, egal welcher Ausprägung. Sie würgt grundsätzlich alles ab, was sich nicht verkaufen und zu barer Münze machen lässt. Ich mag's also, wenn's kracht, Persephone? Soso, na ja, dann weiß ich das auch... Sagen wir mal so, es stört mich nicht im Geringsten, lediglich dann, wenn's aggressiv und überheblich auf unsichere und wehrlose Köpfe niederprasselt, ansonsten gehört's wohl zum Leben. Schönen Abend! Desperado |
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27.09.2012, 21:21 | #14 | |
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Zitat:
Da hat der liebe (oder irgend ein anderer) Gott glücklicherweise vorgebaut. Es gibt zwar Schmarotzer, aber kein Schlaraffenland. Lang Lang muss täglich gute fünf Stunden üben, sonst kann er nicht das leisten, was er leistet. Er kennt die Nummer vom Schweiß im Angesicht, ohne den es kein Brot geben wird. |
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27.09.2012, 23:01 | #15 |
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Willste auf den Schwachsinn noch antworten, Desperado?
Ich nicht. Macht's gut, ihr beiden. (Meine Pianistin hat übrigens einen Mäzen ... und Mäzene sind guuuuuuuut .... Aber nicht für Fernsehauftritte, denn dafür werden wir Blaunasen abgezockt, z.B. für seelenlos-perfekte Klimperroboter, die íhre Fernsehauftritte haben, die aber niemand sehen und hören will.) |
28.09.2012, 07:52 | #16 | |
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Doch, Ilka-Maria, ich will...
Zitat:
Der Künstler als Berufsstand lediglich legitimiert durch und repräsentiert von einer geschäftstüchtigen und anpassungsfähigen sprich opportunistischen Avantgarde, die Unzählige nicht minder Begabte, die wesentlich mehr zu sagen hätten, zum Abwasch in Kneipenküchen verdonnert und ihnen die kaum vorhandene Rente nicht gönnt, während die großen Meister im Geld schwimmen und ihre Werke zu Wucherpreisen an Mafiosi verhökern. Demnach hat Goethe alles richtig gemacht und Schiller war ein lamentierendes verkanntes Genie. Dali war ein Musterbeispiel schweißtreibender Arbeit und Van Gogh wurde von einem vorbauenden Gott ausgesondert. Das nämlich wäre die faschistoide Logik dieses sondersamen Gedankengutes. Wenigstens weiß ich jetzt wieder, wieso ich seinerzeit diese Zeilen geschrieben hab, es ist schon eigenartig, dass ich nach Jahrzehnten im Umfeld künstlerischer Kreise nicht ein einziges Exemplar dieser ominösen Schmarotzer kennengelernt hab, die da umsonst gern und viel essen wollen. Dafür konnte ich in den Archiven von verbitterten und nahezu verzweifelten Galeristen Meisterwerke bestaunen, die mir den Atem raubten, während in den Schaufenstern das übliche, gut verkäufliche Nichts herumprangte, dass die Kunstkenner und -freunde anzubiedern gezwungen sind, um ihre Existenz erhalten zu können, sprich ihr täglich Brot zu verdienen. Eine Diskussionsbasis kann ich in derlei anachronistischer Argumentation nicht mehr erkennen, zonkeye, so leid es mir tut. Und den Lang Lang kenn ich nicht, der ist mir offengestanden auch vollkommen wurscht. Guten Morgen! Desperado |
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28.09.2012, 09:54 | #17 |
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O je, Desperado – für Dich scheint der selbsternannte Künstler etwas Besonderes zu sein, dem auch dann staatliche Alimentation zustünde, wenn er nichts produziert.
Wie aber käme eine Gesellschaft dazu, Bäcker, Schuhmacher, Maurer, Architekten, Goldschmiede, Ärzte, Schriftsteller oder Klavierspieler dafür zu entlohnen, dass sie nichts oder Unbrauchbares zu Wege brächten? Sie hat ihnen die Möglichkeit geboten, zum Spezialisten zu werden (Schulen und Hochschulen sind ziemlich teuer!) und erwartet danach so etwas wie Leistung. Du scheinst eine ganze Menge nicht zu kennen. Versuchs doch mal mit Physik! Sie lehrt uns, dass jeder Körper danach trachtet, in dem ihm angenehmsten Zustand zu verweilen und, falls er aus ihm herausgerissen wird, den kürzesten Weg wieder dorthin zurück sucht. Deshalb fließt Wasser nie bergauf, und ein losgetretener Stein kollert auf allerkürzestem Wege zu Tal. Auf den Menschen übertragen, nennt man dieses Phänomen „Resilienz“, und es steht Deinem künstlerischen Wunsch auf einen immerwährenden Freitisch in der Gesellschaft zuverlässig entgegen; die Mitmenschen sind gar nicht so dumm, wie Du Dir sie denkst. Wege durch „Terrae incognitae“ sind für jeden risikoreich und voller Entbehrungen – das gilt nicht nur für vermeintlich geniale Schriftsteller, Maler oder Musiker, sondern für jedermann, und am Ende dieser Wege steht nur zu oft die Erkenntnis, dass die gesteckten Ziele darauf nicht zu erreichen waren. Die Bohème hat‘s zu allen Zeiten gegeben. Bislang war sie sich selbst genug und strebte nach Freiheit, was immer sie darunter verstand. Von staatlicher Stütze hält und hielt sie nie etwas. Der Sozialneid, der aus dir spricht, wenn Du den paar Hanseln, die es geschafft haben, den finanziellen Erfolg missgönnst, ist eine ebenso schlechte Grundlage für künstlerisches Vorankommen wie das Abhängen am Staatstropf. Omi hat, in die Enge getrieben, „ihrer“ Pianistin geschwind noch einen Mäzen aus dem Kapotthütchen gezaubert, bevor sie sich hier aus dem Staub machte. Vielleicht solltest auch Du Umschau nach einem halten? Vielleicht lässt er sich davon überzeugen, dass Du auf dem Gebiet der Schriftstellerei Überragendes leistest und dass der Glanz, den Deine von ihm finanzierten Werke abstrahlen, auch ihm zugute kommt? Ganz im Vertrauen gesagt: Daran glaube ich nicht. |
28.09.2012, 10:38 | #18 | |
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Zitat:
Wo die Steinchen hinrollen und wie das Bächlein fließt, weiß ich aus Erfahrung und bräuchte letztlich keine phsysikalische Untermauerung dafür, aber das steht nicht zur Debatte. Das Argument vom sogenannten Sozialneid benutzen erstaunlicherweise immer die, denen es nie "nass hineingeht in die Schuhe", ich weiß garnicht was das sein soll, dieser vielzitierte Neid auf allgemein bewunderte und hofierte Erfolgreiche, weil ich Erfolgsmenschen und Besitzende noch nie und nirgendwo auch nur tendeziell für irgendwas beneidet habe, auch dann nicht, wenn ich sie selbst bewundere, warum auch und weswegen, da würde ich ja einer von ihnen sein wollen, Gott bewahre mich davor. Das ist nach wie vor keine Diskussionsbasis, zonkeye, sondern ein paar phrasenhaft in den Raum gedroschene Plattitüden und zementierte Vorurteile, die weder etwas mit mir zu tun haben noch in konkretem Bezug zu meinem ursprünglichen Eintrag stehen, weshalb ich von einer weiteren Erwiderung auf Deine Polemiken Abstand nehme und mich nicht mehr dazu äußern werde. Der Thread ist von meiner Seite her beendet. Desperado |
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28.09.2012, 11:30 | #19 |
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Etwas Besonderes sein oder sich für etwas Besonderes halten sind zwei verschiedene Kauboistiefel, Desperado. Wer die gleichzeitig anziehen und damit loslaufen möchte, fällt garantiert auf die Nase.
Ich hoffe, Du hast eine gute Hausapotheke. |
28.09.2012, 12:07 | #20 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Und zur Konkretisierung: Der Mäzen wurde nicht aus dem Hut gezaubert, sondern ist ehrenamtlicher Vorstand des Patronatsvereins des Dr. Hoch's Konservatorium für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt, im Hauptberuf Wirtschaftsanwalt und mehr als nur wohlhabend. Das Konzert im Mozartsaal hatte er privat finanziert. http://www.dr-hochs.de/patronatsverein.htm Damit schließe ich mit Desperado an und beende dieses Thema. |
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28.09.2012, 12:38 | #21 |
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Poetenlos
Der Mensch will Geld in dieser Welt, zu kaufen alles was gefällt, weil er nicht weiß, was wirklich zählt. Und hat er’s dann, so will er mehr, um voll zu stopfen was da leer, macht selber sich das Leben schwer. Nun, Meinesgleichen schert sich nicht, verträumt den Tag, schreibt ein Gedicht, genießt die Sonne im Gesicht. |
28.09.2012, 12:39 | #22 | ||
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Omi schrieb zuvor:
Zitat:
Zitat:
Was denn nun? War eine gefeierte Künstlerin am Werk, die wie ein Magnet den Saal zum Ausverkauf brachte, oder nur das Schatzi des Magnaten, der ihm (bei freiem Eintritt) einen Auftritt verschaffte? Nicht nur unser Themengeber redet desperat - auch Omi scheint wirr. |
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