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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 07.02.2023, 06:58   #1
männlich Nanoname98
 
Dabei seit: 02/2023
Beiträge: 1

Standard Treibgut

Die Wellen bewegen das Schiffchen nicht kläglich,
allein in der Bläue verschwimmt es zum Kahn.
Auf Wogen sind Schiffe besonders beweglich
und bald sieht man flimmernd die Insel schon nah’n.

Die Insel hingegen thront wie eingegossen
im ewigen Spalt zwischen Himmel und Nass.
Basalten umfriedet und golden umflossen;
im Antlitz der Sonne erscheint sie fast blass.

Gewiss wird der Nachen sie sicher erreichen,
bevor sich das Wasser dem Tage entzieht;
jedoch wird sie blasser, und ohne zu weichen,
meint man, dass sie hastend dem Auge entflieht.

Die Seeleute hoffen auf günstige Winde,
neigt sich ihre Arche auch drohend hinab.
Aus Angst, dass ihr fernes Ziel plötzlich verschwinde,
riskieren sie kühn ein berauschendes Grab.

Betörendes Tosen erfüllt nun die Lüfte
und Böen beflügeln Besatzung und Schiff.
Vom Sturme gescheucht über Berge und Klüfte
erblickt man im Chaos das silberne Kliff.

Doch himmlische Pforten verschließt voller Grollen
die Wolkensee; nachtend zum Totengeläut
verschleiert der Regen die rettenden Schollen
den Seelen, vor denen der Untergang dräut.

Umspielend des Eilandes schieferne Pfade
benetzet die Augen der Sonn' letzter Glast
und brausend vergehen der Sehnsucht Gestade
im Wolkengetürm ob dem Wellenpalast.

Es stürzen um sie alsbald zweierlei Meere.
Ihr Atem als flüssiges Feuer durchdringt
die gieren Kehlen, zu denen die hehre
Gemeinschaft der Liebsten ihr Wiegenlied singt.

Das Treibgut, die Trümmer, der Träumenden Boten,
von Schwärze und Blau gleichermaßen verschmäht,
ein Abbild der tapferen Leben im Toten,
dem rötlich ein weiterer Morgen aufgeht.

So mögen sie bald in den steten Gezeiten
zur Ruhe sich betten auf schneeweißem Schaum,
bald – kündend von atemberaubenden Weiten –
berühren die Strände in jemandes Traum.
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