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Alt 12.10.2022, 12:55   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Das Mädchen am Ende der Straße

"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern!" Solche Verbote kannte ich nicht. Es war naheliegend für mich, mit den Kindern in der Nachbarschaft herumzutollen und Spaß zu haben. Wir spielten Verstecken, Nachlaufen, Seilhüpfen und Federball und kümmerten uns einen Dreck darum, aus welchem Stall wir kamen.

Mechthild, im gleichen Alter wie ich, wohnte in einem Hinterhaus am Ende unseres Wohnblocks. Sie hatte außer einem älteren Bruder und einer ältere Schwester noch einen kleinen Bruder, den Rudi. Mechthild war damals meine beste Freundin. Wenn kein Kindergarten war, steckten wir die Köpfe zusammen, pausten durch Transparentpapier Bilder aus Comics ab und fühlten uns wie die größten Künstler des Jahrhunderts. Manchmal gingen wir ins Kasperletheater, das dreimal im Jahr in die Stadt kam und in den Kindergärten und Schulen Werbezettel austragen ließ.

Mechthilds Eltern waren geschieden. Doch ihr Vater war immer anwesend, denn er betrieb in einem Nebengebäude des Wohnhauses, in dem Mechthilds Mutter und ihre Geschwister lebten, eine Schweißwerkstatt. Wenn uns der Teufel ritt, foppten wir ihn, bis er sein Schweißgerät ausmachte und so tat, als wolle er uns hinterherlaufen und einfangen, um uns die Ohren langzuziehen. Dann lachten wir uns halbtot, weil wir wussten: Wenn er könnte, hätte er uns, aber er spielte unser Spiel mit, um uns Spaß zu machen.

Natürlich wurden mir bald die Unterschiede zwischen Mechthilds und meiner Familie gewahr. Wir waren beide nicht wohlhabend, aber trotzdem anders. Mechthilds Mutter sah ungepflegt aus. Sie war dick, hatte strähniges Haar und war nachlässig gekleidet. Ihr Haushalt war auf das Nötigste beschränkt, ohne das geringste Bestreben erkennen zu lassen, hier und da ein wenig Chic oder eine persönliche Note reinzubringen.

Die Familie war arm und lebte stets am Rande der Existenz, was mir damals, mit meinen fünf Jahren, nicht bewusst war. Denn nach dem Tag mit Spiel und Schabernack ging ich zurück in mein trautes Heim, in dem die Welt perfekt war.

Meine Mutter war hübsch und gepflegt. Nein … nicht hübsch, sondern eine Schönheit. Sie hätte es locker mit Film-Stars wie Stanwyck oder Bergman aufnehmen können. Und ich hatte keine Geschwister. Statt "unter ferner liefen" war ich die Prinzessin, auf die sich alles konzentrierte und der Zucker in den Hintern geblasen wurde. Ein Wunschkind, das von vorn bis hinten verwöhnt wurde.

Als meine Eltern heirateten, begannen sie beim Stande null. Mein Vater war aus einer fast dreijährigen Kriegsgefangenschaft nach Hause gekommen, meine Mutter war ein Flüchtling aus Pommern. Vom Ehrgeiz gepackt, es zu etwas zu bringen, klotzten beide hin. Arbeit gab es im Nachkriegsdeutschland genug, und so schuftete mein Vater, Schlosser von Beruf, im Akkord, während meine Mutter jede Arbeit für Ungelernte annahm, von der Bedienung in einer Gastwirtschaft bis zum Kindermädchen für eine Kaufmannsfamilie.

Es gab keinen Wunsch, den ich nicht erfüllt bekam. Ich bekam sogar Dinge, die ich mir nie gewünscht hatte, die sich aber offensichtlich meine Mutter gewünscht, aber nie bekommen hatte. Die Kinder in der Nachbarschaft beneideten mich um meine Rollschuhe, mein Fahrrad, meine Puppen und meine Stofftiere. Die Viecher hatten alle den Steiff-Knopf im Ohr, und bei meinem Bambi störte dieser Fremdkörper derart meinen Sinn für Ästhetik, dass ich ihn herauspulte.

Die meisten dieser Steiff-Tiere – ein Ren, eine Giraffe, ein sitzender Tiger, ein Katzenkind – habe ich verschenkt. Übrig geblieben sind das Bambi, eine große Katze und ein Pekinese.

Meinen Eltern und mir ging es mit den Jahren immer besser. Der Kapitalismus hatte uns fest im Griff, aber noch ohne den Zangenbiss der Banken. Unser erstes Fernsehgerät kauften wir "auf Stottern", also ohne Zinsen, sondern mit monatlichen Ratenzahlungen an den geduldigen Händler. Und das erste Auto, einen Gebrauchtwagen der Marke Ford, teilten sich meine Eltern mit ihrem jüngeren Bruder.

Mutters Lieblingslektüre war der Quelle-Katalog, ein pfundschweres Ding, das in keinen Briefkasten passte. Darin blätterte sie, auf der Couch liegend, stundenlang, während mein Vater und ich im Fernsehen "Am Fuß der blauen Berge" oder "Hätten Sie's gewusst" schauten. Wenn der Kleiderschrank zu bersten drohte, trugen wir die aussortierten Stücke zu Mechthilds Mutter, die sie mit Kusshand annahm.

Als wir sechs Jahre alt waren, wurden wir eingeschult. Wir gingen zusammen zur Schule, Mechthild und ich, jede an der Hand ihrer Mutter. Die ersten vier Jahre gingen gut, aber ab der fünften Klasse kam Mechthild nicht mehr mit. Sie war eindeutig auf der Verliererstraße.

Eines Tages eröffnete sie mir, dass ihre Familie umziehen wolle. "Nach Waldheim", sagte sie, und als ich meiner Mutter davon erzählte, meinte sie lapidar: "Von einem Slum in den anderen."

Wir wohnten längst in einem Neubaugebiet im Süden der Stadt. In einer Werkswohnung, die uns nicht zugestanden hätte. Aber Seilschaften hatten es möglich gemacht, für wenig Miete modern zu wohnen, mit Badewanne und Telefonanschluss, was damals noch keine Selbstverständlichkeit war.

Nachdem Mechthild von der Realschule abgehen musste, verlor ich sie aus den Augen. Erst dreißig Jahre später traf ich sie wieder in einem Café, an dessen Theke sie bediente . Wir verabredeten un zum Essen in einem Restaurants, und sie erzählte mir aus ihrem Leben. "Ich verliebte mich in einen Amerikaner. Ging mit ihm rüber, merkte aber bald, dass das Leben dort nichts für mich war. Ich wollte zurück. Also trug ich alles zusammen, was mir gehörte, machte in der Garage einen Flohmarkt auf und kaufte mir von dem Erlös ein Flugticket. Jetzt bin ich wieder hier und kümmere mich um Rudi. Alleine kommt er nicht zurecht."

Sie hatte bandagierte Waden. "Mal sehen, wie lange mich die Flossen noch tragen", sagte sie, meines fragenden Blickes gewahr. "Vielleicht treffen wir uns mal wieder.'"

Da wusste ich, dass unter meine Kindheit der letzte Strich gezogen war.

12.10.2022
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Alt 18.10.2022, 17:32   #2
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Liebe Ilka-Maria,
einen fehlerfreien Text zu lesen ist eine Erholung und umso genauer schaut man hin. Da muss doch irgendwo ein kleiner Schnitzer sein! Und ich glaube ihn entdeckt zu haben:
"Von einem Slum ins andere" - muss es nicht heißen: Von einem Slum in den anderen?
Die Story selbst: Dem wahren Leben abgeschaut.
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 18.10.2022, 17:49   #3
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
"Von einem Slum ins andere" - muss es nicht heißen: Von einem Slum in den anderen?
Du hast recht, lt. Duden hat Slum einen männlichen Artikel. Ich hatte einen sächlichen angenommen, hätte aber besser nachschauen sollen. Ist jetzt korrigiert.

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Die Story selbst: Dem wahren Leben abgeschaut.
Ist sie auch. Die Wiederbegegnung mit meiner Freundin aus Kindertagen war sogar ein bisschen verrückt. Eigentlich hatten meine Eltern sie in dem Café entdeckt und wiedererkannt - oder vielleicht hatte sie meine Eltern wiedererkannt, das weiß ich nicht mehr. Dort hatten meine Eltern vorher nie etwas gekauft und danach auch nie wieder. Sie gaben mir Bescheid, und ich fuhr bei nächster Gelegenheit hin, um mit meiner Freundin zu sprechen. So kam es zu unserer Verabredung im Restaurant.

Noch verrückter war, dass sie in dem Café bediente, in dem ich ein einziges Mal in meinem Leben Kaffee getrunken habe, nämlich als ich stundenlang warten musste, bis mein Einsatz für die Fahrprüfung kam. Ich kam als letzte dran.

Hätte ich alles miterzählen können, aber es ist in einem Forum kritisch, die Story zu lang werden zu lassen. Sie wird dann meistens nicht gelesen.
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Alt 18.10.2022, 18:31   #4
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
"...

Mechthild, im gleichen Alter wie ich, wohnte in einem Hinterhaus am Ende unseres Wohnblocks. Sie hatte außer einem älteren Bruder und einer älteren Schwester noch einen kleinen Bruder, den Rudi. Mechthild war damals meine beste Freundin. Wenn kein Kindergarten war, steckten wir die Köpfe zusammen, pausten durch Transparentpapier Bilder aus Comics ab und fühlten uns wie die größten Künstler des Jahrhunderts. Manchmal gingen wir ins Kasperletheater, das dreimal im Jahr in die Stadt kam und in den Kindergärten und Schulen Werbezettel austragen ließ.

Mechthilds Eltern waren geschieden. Doch ihr Vater war immer anwesend, denn er betrieb in einem Nebengebäude des Wohnhauses, in dem Mechthilds Mutter und ihre Geschwister lebten, eine Schweißwerkstatt. Wenn uns der Teufel ritt, foppten wir ihn, bis er sein Schweißgerät ausmachte und so tat, als wolle er uns hinterherlaufen und einfangen, um uns die Ohren langzuziehen. Dann lachten wir uns halbtot, weil wir wussten: wenn er könnte, hätte er uns, aber er spielte unser Spiel mit, um uns einen Spaß zu bereiten.

Natürlich wurden mir bald die Unterschiede zwischen Mechthilds und meiner Familie gewahr. Natürlich wurde ich bald der Unterschiede...gewahr. Zweiter Fall! Wir waren beide nicht wohlhabend, aber trotzdem anders. Unsere Familien waren beide nicht wohlhabend, aber trotzdem verschieden.

Mechthilds Mutter sah ungepflegt aus. Sie war dick, hatte strähniges Haar und war nachlässig gekleidet. Ihr Haushalt war auf das Nötigste beschränkt, ohne das geringste Bestreben erkennen zu lassen, hier und da ein wenig Chic oder eine persönliche Note reinzubringen. hineinzubringen.

Die Familie war arm und lebte stets am Rande der Existenz, was mir damals, mit meinen fünf Jahren, nicht bewusst war. Denn nach dem Tag mit nach einem Tag erfüllt von Spiel und Schabernack ging ich zurück in mein trautes Heim, in dem die Welt perfekt war.

Meine Mutter war hübsch und gepflegt. Nein … nicht hübsch, sondern eine Schönheit. Sie hätte es locker mit Film-Stars wie Barbara Stanwyck oder Ingrid Bergman (volle Namen!) aufnehmen können. Und ich hatte keine Geschwister. Statt eine "unter ferner liefen" war ich die Prinzessin, auf die sich alles konzentrierte und welcher Zucker in den Hintern geblasen wurde. Ein Wunschkind, das von vorn bis hinten verwöhnt wurde. (Doppelmoppel - eins von beiden streichen).

Als meine Eltern heirateten, begannen sie beim Stande Null. Mein Vater war aus einer fast dreijährigen Kriegsgefangenschaft nach Hause gekommen, meine Mutter war ein Flüchtling aus Pommern. Vom Ehrgeiz gepackt, es zu etwas zu bringen, klotzten beide hin. Arbeit gab es im Nachkriegsdeutschland genug, und so schuftete mein Vater, Schlosser von Beruf, im Akkord, während meine Mutter jede Arbeit für Ungelernte annahm, von der Bedienung in einer Gastwirtschaft bis zum Kindermädchen für eine Kaufmannsfamilie.

Es gab keinen Wunsch, den ich nicht erfüllt bekam der mir nicht erfüllt wurde. Ich bekam Wortwiederholung! sogar Dinge, die ich mir nie gewünscht hatte, die sich aber offensichtlich meine Mutter gewünschtersehnt, aber nie bekommen hatte. Die Kinder in der Nachbarschaft beneideten mich um meine Rollschuhe, mein Fahrrad, meine Puppen und meine Stofftiere. Die Viecher Tierchen hatten alle den Steiff-Knopf im Ohr, und bei meinem Bambi störte dieser Fremdkörper derart meinen Sinn für Ästhetik, dass ich ihn herauspulte.

Die meisten dieser Steiff-Tiere – ein Ren, eine Giraffe, ein sitzender Tiger, ein Katzenkind – habe ich verschenkt. Übrig geblieben sind das Bambi, eine große Katze und ein Pekinese. Wann? Damals?

Meinen Eltern und mir ging es mit den Jahren immer besser. Der Kapitalismus hatte uns fest im Griff, aber noch ohne den Zangenbiss der Banken. Unser erstes Fernsehgerät kauften wir "auf Stottern", also ohne Zinsen, sondern mit monatlichen Ratenzahlungen an den geduldigen Händler. Und das erste Auto, einen Gebrauchtwagen der Marke Ford, teilten sich meine Eltern mit ihrem jüngeren Bruder. Mit wessen jüngerem Bruder - Vaters oder Mutters?

Mutters Lieblingslektüre war der Quelle-Katalog, ein pfundschweres Ding, das in keinen Briefkasten passte. Darin blätterte sie, auf der Couch liegend, stundenlang, während mein Vater und ich im Fernsehen "Am Fuß der blauen Berge" oder "Hätten Sie's gewusst" schauten. Wenn der Kleiderschrank zu bersten drohte, trugen wir die aussortierten Stücke zu Mechthilds Mutter, die sie mit Kusshand annahm.

Als wir, Mechthild und ich, sechs Jahre alt waren, wurden wir eingeschult. Wir gingen zusammen zur Schule, jede an der Hand ihrer Mutter. Die ersten vier Jahre gingen gut, aber ab der fünften Klasse kam Mechthild nicht mehr mit. Sie war eindeutig auf der Verliererstraße.

Eines Tages eröffnete sie mir, dass ihre Familie umziehen wolle. "Nach Waldheim", sagte sie, und als ich meiner Mutter davon erzählte, meinte sie lapidar: "Von einem Slum in den anderen."

Wir wohnten inzwischen längst in einem Neubaugebiet im Süden der Stadt. In einer Werkswohnung, die uns nicht zugestanden hätte, aber Seilschaften hatten es möglich gemacht, dort für wenig Miete modern zu wohnen, mit Badewanne und Telefonanschluss, was damals noch keine Selbstverständlichkeit war.

Nachdem Mechthild von der Realschule abgehen musste, verlor ich sie aus den Augen. Erst dreißig Jahre später traf ich sie wieder in einem Café, an dessen Theke sie bediente . Wir verabredeten uns zum Essen in einem Restaurants Restaurant, und sie erzählte mir aus ihrem Leben. "Ich verliebte mich in einen Amerikaner. Ging mit ihm rüber, merkte aber bald, dass das Leben dort nichts für mich war. Ich wollte zurück. Also trug ich alles zusammen, was mir gehörte, machte in der Garage einen Flohmarkt auf und kaufte mir von dem Erlös ein Flugticket. Jetzt bin ich wieder hier und kümmere mich um Rudi. Alleine kommt er nicht zurecht."

Sie hatte bandagierte Waden. "Mal sehen, wie lange mich die Flossen noch tragen", sagte sie, meines fragenden Blickes gewahr. "Vielleicht treffen wir uns mal wieder.'"

Da wusste ich, dass unter meine Kindheit der letzte Strich gezogen war.

12.10.2022
Ich habe mir erlaubt, ein paar Kleinigkeiten zu markieren bzw. korrigieren, liebe Ilka-Maria.

Solche Wiederbegegnungen können sehr ernüchternd sein - und ja - etwas beinahe schmerzlich zum Abschluss bringen.

Ein wenig fehlt mir im Text eine Passage, in der deutlich geworden wäre, dass die Erzählerin die Freundin in ihrem späteren Leben ab und zu vermisst hat (oder, wenn nicht, hätte ich auch das gerne gewusst als Leser - dieser Aspekt ist momentan irgendwie unvollständig behandelt). So erscheint mir die Freundschaft an sich etwas distanziert gehalten und ich bin nicht sicher, ob das so beabsichtigt ist im Text. Ab der Gegenüberstellung der beiden Leben beginnt es mir ein wenig zu sehr um die Ich-Erzählerin zu kreisen.

Du schreibst im Kommentar an Heinz, dass du Angst hattest, die Geschichte würde zu lang und daher hättest du sie bewusst kurz gehalten. Vielleicht ist das der Grund, weswegen mir etwas Wesentliches fehlt - vor allem auf der menschlichen Seite, was die Wiederbegegnung angeht. Das liest sich für mich fast brutal und ein wenig herzlos.

Der richtigere Titel müsste nach meinem Empfinden "Ich und das Mädchen am Ende der Straße" lauten.

Lieber Gruß,
fee


PS: sorry, ich kämpfe noch damit, wie ich die Änderungen und Anmerkungen aus dem Text hervorheben kann. Farblich geht es ja nicht, oder bin ich blind?
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Alt 18.10.2022, 18:35   #5
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Liebe fee,
das mit der Null hatte ich auch erst im Visier. Aber ich glaube, in dem Satz Ilkas ist die Kleinschreibung richtig.
Gruß,
Heinz
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Alt 18.10.2022, 18:41   #6
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Liebe fee,
das mit der Null hatte ich auch erst im Visier. Aber ich glaube, in dem Satz Ilkas ist die Kleinschreibung richtig.
Gruß,
Heinz
Lieber Heinz,

ich habe auch extra nochmal nachgesehen...es heißt

Stunde Null
Stand Null usw.

denn hier ist es ein Begriff und die Null nicht als Zahlwort verwendet.
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Alt 18.10.2022, 18:53   #7
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
... das mit der Null hatte ich auch erst im Visier. Aber ich glaube, in dem Satz Ilkas ist die Kleinschreibung richtig.
Ist auch völlig richtig, Heinz. Der Duden gibt diesen Beispielsatz vor:
"Wir müssen wieder bei [Punkt] null (umgangssprachlich; ganz von vorne, am Nullpunkt) anfangen."

Bekannt ist auch "die Stunde null" als Synonym für den Neuanfang Deutschlands nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

@fee-reloaded:

Die Korrekturen in den ersten Absätzen sind okay, werde ich in meiner Word-Datei anpassen. Ab "welcher" bin ich nicht mehr einverstanden, da bleibe ich lieber beim "der", denn "welcher/welche/welches" klingt immer unschön. Über nach nachfolgenden Vorschläge kann man unterschiedlicher Meinung sein, sie sind eher eine Stilfrage als eine Sache von richtig oder falsch.

Auch kann man darüber streiten, ob nach einem Doppelpunkt ein vollständiger Satz nicht doch besser mit einem Großbuchstaben angefangen wird. Kleinschreibung ist eher dann anzuwenden, wenn ein unvollständiger Satz folgt, der auch als Nebensatz hätte abgebildet werden können. Hier gibt es sicherlich Grenzfälle.

Trotzdem vielen Dank für die Mühe, dem Text so viel Sorgfalt gewidmet zu haben. Ich lasse meinen Text unkorrigiert stehen, damit dein Kommentar mit den Korrekturen nicht ihren Sinn verliert.

Besten Gruß,
Ilka
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Alt 18.10.2022, 19:19   #8
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
....Ab "welcher" bin ich nicht mehr einverstanden, da bleibe ich lieber beim "der", denn "welcher/welche/welches" klingt immer unschön.

...

Auch kann man darüber streiten, ob nach einem Doppelpunkt ein vollständiger Satz nicht doch besser mit einem Großbuchstaben angefangen wird. Kleinschreibung ist eher dann anzuwenden, wenn ein unvollständiger Satz folgt, der auch als Nebensatz hätte abgebildet werden können. Hier gibt es sicherlich Grenzfälle.

Liebe Ilka-Maria,

da habe ich bezüglich Doppelpunkt wieder etwas gelernt, das ich gerne mitnehme.

Das "welcher" ist wirklich nicht so schön, aber dann braucht es m.M.n. dort ein zweites "der"....die Prinzessin, der der Zucker in den Hintern geblasen wurde (wenn klar ist, was ich meine). Das liest sich flüssiger als das einzelne "der" (dessentwegen ich dort ja ursprünglich hängenblieb).

Interessanterweise habe ich im Online-Duden gar nichts zu Stunde Null und Stand Null im Speziellen gefunden, aber die Erklärung, dass Null dann groß geschrieben wird, wenn die Zahl als Substantiv gemeint ist und nicht zählend.
Und so verstehe ich die Formulierung Stand Null - aber ich mag da auch falsch liegen.

Ich hab mich gerne mit der interessanten Geschichte befasst. Und ja - etliches ist wohl eher Geschmacksfrage und Stil-Vorliebe. Das stimmt schon.

Liebe Grüße,
fee
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Alt 18.10.2022, 19:52   #9
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Zitat:
Zitat von fee-reloaded Beitrag anzeigen
Das "welcher" ist wirklich nicht so schön, aber dann braucht es m.M.n. dort ein zweites "der"....die Prinzessin, der der Zucker in den Hintern geblasen wurde (wenn klar ist, was ich meine). Das liest sich flüssiger als das einzelne "der" (dessentwegen ich dort ja ursprünglich hängenblieb).
Es ist aber falsch, und es liest sich auch nicht flüssiger, sondern das Gegenteil ist der Fall. Denn "jemandem Zucker in den Hintern blasen" ist ein Idiom, also ein feststehender Ausdruck. Einen Artikel setzt man, wenn ein bestimmter Zucker gemeint ist, aber nicht, wenn von Zucker allgemein gesprochen wird. Wenn jemand fragt, ob man ihm den Zucker reichen könne, dann ist es der Zucker in der Tüte oder in der Zuckerdose. Wenn man sagt, Zucker sei ein Energieträger, ist die Gesamtheit des Zuckers gemeint.
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Alt 18.10.2022, 21:48   #10
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
..."jemandem Zucker in den Hintern blasen" ist ein Idiom, also ein feststehender Ausdruck. Einen Artikel setzt man, wenn ein bestimmter Zucker gemeint ist, aber nicht, wenn von Zucker allgemein gesprochen wird. Wenn jemand fragt, ob man ihm den Zucker reichen könne, dann ist es der Zucker in der Tüte oder in der Zuckerdose. Wenn man sagt, Zucker sei ein Energieträger, ist die Gesamtheit des Zuckers gemeint.

Das kann man schöner und ausführlicher nicht erklären, denke ich.
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Alt 23.10.2022, 19:03   #11
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Nochmal kurz zu meiner Geschichte:

Ich habe die von fee-reloaded vorgeschlagenen Änderungen jetzt in meinen Text auf dem PC eingepflegt, und dabei zwei Wörter nachgesehen, bei denen ich unsicher war.

Laut Duden kann die Kurzform "reinbringen" sowohl für "etwas hinausbringen" als auch für "etwas hereinbringen" stehen.

Das Wort "puhlen" löste bei mir ein Störgefühl aus; und wie vermutet, schreibt es sich ohne "h". Das habe ich in meinem obigen Text wie auch in dem von fee-reloaded kopierten Korrekturtext korrigiert. Wie gesagt, lasse ich alles andere aber so stehen, wie es ist, damit die Kommentare für eventuelle Leser verständlich bleiben.

VG
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