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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 03.08.2022, 12:14   #1
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.103

Standard Künstlers Dilemma

Und immer wieder dieselben Worte.
Nein, nicht dieselben, sondern die gleichen.
Und immer der Gang durch dieselbe Pforte,
getakteter Lauf über stets gleiche Weichen.

Und immer kommen dieselben Motive
in gleichen Farben und Formen daher,
und doch: Nichts davon erreicht eine Tiefe.
Perfektes zu schaffen bleibt unendlich schwer.

Erschöpft steht der Maler vor seiner Leinwand,
der Dichter knabbert verzweifelt am Stift,
weil sich das Objekt ihrer Sehnsucht entwand
und weil dessen Schönheit der Kunstpfeil nie trifft.

03.08.2022

Allen Künstlern gewidmet, die sich nach dem ultimativen Ergebnis ihrer Kunst verzehrten und daran zugrunde gingen, die immer wieder dasselbe Objekt malten oder bedichteten, um es in seiner Perfektion unsterblich zu machen, und es doch sterben lassen mussten, weil das Original perfekt und trotzdem zum Sterben verdammt war.

Die Kunst ... man könnte sie auch Sargnagel nennen.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
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Alt 11.08.2022, 19:59   #2
männlich Perry
 
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Beiträge: 3.762

Standard Hallo Ilka-Maria,

das kenne ich gut, im Laufe der Zeit drängen sich immer wieder die gleichen Wortbilder in meine Texte. Immer will irgendwo eine Welle wogen und Leuchtturm mir den Kurs weisen.
Mit zunehmenden Alter wirds leichter, weil ich mich an viele meiner früheren Texte nicht mehr erinnere, obwohl einen das auch nachdenklich stimmen kann.
Gern Hineingespürt und LG
Perry
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Alt 11.08.2022, 20:45   #3
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.103

Zitat:
Zitat von Perry Beitrag anzeigen
das kenne ich gut, im Laufe der Zeit drängen sich immer wieder die gleichen Wortbilder in meine Texte. Immer will irgendwo eine Welle wogen und Leuchtturm mir den Kurs weisen.
Ach, Perry ... mit diesem Schicksal muss sich jeder Künstler abfinden. Van Gogh verzweifelte an den Sonnenblumen, Selznick am blutroten Himmel, den er nach "Vom Winde verweht" in dem Film "Duell in der Sonne" übertreffen wollte" (gescheitert!), Anselm Kiefer klagte seinem Besucher Ferdinand von Schirach, ihm sei immer noch nicht das ultimative Kunstwerk gelungen, und Kafka hinterließ als letzten Willen, man solle nach seinem Tod seine Werke verbrennen.

Was man verbrennen sollte, ist der Papierkorb. Nichts, was man jemals aufgeschrieben hat, sollte vernichtet werden. Man weiß nicht, welches Staubkorn sich unter der rauen Schale einer Auster doch noch zu einer Perle entwickeln könnte - irgendwann später, zu rechten Zeit, in einer Phase besserer Wachstumsbedingungen.

Danke fürs Lesen und Feedback.
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