Philipp und Lisa

[Ilka-Maria]

Philipp strich mit der Kuppe seines Zeigefingers die Berg- und Tallandschaft auf Lisas nacktem Rücken entlang. Dann küsste er ihre Hinterbacken, biss sanft hinein und fuhr mit der Zunge in ihre Spalte. Sie kicherte, drehte sich um, umschlang seinen Hals und öffnete ihre Schenkel, in deren Mitte er eindrang, bis beide erschöpft nebeneinander lagen.

"Es ist falsch", sagte Lisa, griff nach der Camel-Packung und dem Feuerzeug auf dem Nachtisch und steckte sich eine Zigarette an. Sie nahm zwei Züge und steckte sie Philipp in den Mund. "Was meinst du damit?", fragte er.

"Es ist falsch, was wir hier treiben. Wir sind verheiratet."

Philipp zog an der Camel und stieß die Rauchwolke zur Zimmerdecke. "Steigst du mir jetzt mit deinem moralischen Gewissen aufs Dach, nachdem du es dir hast besorgen lassen?"

"Was ist daran schlecht, Gewissensbisse zu haben? Susan liebt dich und vertraut dir. Sie ist meine beste Freundin. Ich könnte es nicht ertragen, sie zu verlieren, wenn herauskäme, was zwischen dir und mir läuft."

"Du brauchst nur die Schnauze zu halten. Dann erfahren beide nichts. Was kann ich dafür, dass du einen Idioten geheiratet hast."

"Andreas ist kein Idiot. Er ist nur …"

"Ich weiß, ich weiß. Hast du mir oft genug erklärt. Dein Andi ist nur ein Wissenschaftler, der den ganzen Tag in Mikroskope guckt, Kulturen anlegt und Forschungsergebnisse aufzeichnet, aber nicht weiß, wie viele Staubmilben sich in seinem Bett tummeln. Weiß der überhaupt, wie ein Bett aussieht?"

"Er ist ein guter Mensch."

"Völlig klar. Susan ist auch ein guter Mensch. Sie rennt jeden Sonntag in die Kirche und rackert sich für zwei Wohlfahrtsvereine ab. Aber im Bett ist sie eine Nullnummer."

"Sie haben zwei wie uns also verdient?"

Philipp drückte den Rest der Zigarette auf dem Nachttisch aus. Es war ihm egal, dass er damit einen braunen Fleck in den Lack brannte. "Du machst dir zu viel Gedanken. Lass uns einfach die Nacht genießen." Er rückte nach unten, drückte Lisas Schenkel auseinander, senkte sein Gesicht in ihre Scham und gab ihr seine warme Zunge. "Gut so?"

Sie stöhnte auf. "Komm! Komm zu mir!"

Er drang in sie ein, und für ein paar Wimpernschläge versank die Welt im Nichts.

[DieSilbermöwe]

. Dann küsste er ihre Hinterbacken, biss sanft hinein und fuhr mit der Zunge in ihre Spalte. Sie kicherte,

Hallo Ilka,

kichern während des Sex ist ein No-Go.

Ich weiß nicht ganz, was du mit dieser Geschichte dem Leser mitteilen willst (dass es falsch ist, fremdzugehen, dass es Konsequenzen haben kann? Das wissen alle Fremdgeher. Dass sie trotzdem ihre Gründe dafür haben, wissen sie auch). Da treiben es zwei miteinander und machen sich währenddessen Gedanken über ihre Ehepartner.
Ein absoluter Stimmungskiller, mehr geht gar nicht.
So würde sich niemand verhalten. Über solche Sachen redet man, wenn überhaupt, hinterher. Aber auch dann würde die Geschichte auf mich wie eine vollkommen belanglose Momentaufnahme wirken.

Man hätte es spannender machen können, wenn einer der Ehepartner aufgetaucht wäre. Oder zumindest angerufen hätte.

LG DieSilbermöwe

[Ilka-Maria]

Zitat von DieSilbermöwe

So würde sich niemand verhalten.

Woher weißt du das?

[DieSilbermöwe]

Weil es ein Stimmungskiller ist, wie gesagt.
Wenn man scharf aufeinander ist, redet man doch nicht über Dinge, die einem die Stimmung vermiesen. Da hat man den Sex im Kopf. (Und das weiß ich aus Erfahrung.)
Wie gesagt, höchstens redet man hinterher darüber

Aber auch wenn es in der Geschichte so herum wäre, fehlte immer noch die Pointe (im Sinne von „überraschendes Ende"). Für mich funktioniert die Geschichte einfach nicht.

Okay, mir fällt gerade auf, sie hatten es schon einmal getrieben, haben ein Gespräch und treiben es dann nochmal - habe ich glatt überlesen , mein Fehler.
Aber wie gesagt, die Pointe fehlt trotzdem.

[Ilka-Maria]

Zitat von DieSilbermöwe

Weil es ein Stimmungskiller ist, wie gesagt.

Glaube ich nicht. Es kann auch Gefallen signalisieren. Außerdem gibt es Menschen, die enorm kitzlig sind.

Eher glaube ich, dass beim Sex ziemlich alles geht, das ist ganz individuell. Man muss sich nur mal die Filme von Almodóvar anschauen.

Warum muss eine Geschichte eine Pointe haben? Ich hatte nicht die Absicht, einen Witz zu erzählen.

[DieSilbermöwe]

Zitat von Ilka-Maria

Glaube ich nicht. Es kann auch Gefallen signalisieren. Außerdem gibt es Menschen, die enorm kitzlig sind.

Unsere Beiträge haben sich gerade überschnitten. Ich meinte gar nicht das Kitzeln mit „so würde sich niemand verhalten", sondern das moralische Gespräch.

.Warum muss eine Geschichte eine Pointe haben? Ich hatte nicht die Absicht, einen Witz zu erzählen.

Steht in dem Buch „Short Shortstorys schreiben" von Roberta Allen:
Zitat:
„Die unverwechselbaren Charakteristika der Kürzestgeschichte sind Kürze, Intensität und Überraschung."Zitatende
Die Pointe muss ja nicht lustig sein.

[Ilka-Maria]

Zitat von DieSilbermöwe

„Die unverwechselbaren Charakteristika der Kürzestgeschichte sind Kürze, Intensität und Überraschung."

Okay, ich verstehe, was du meinst und was du erwartet hast. Aber eine Short Story ist mein Text eigentlich nicht, sondern eine Szene. Könnte z.B. in einem Drehbuch stehen. Es gibt ja so gut wie keinen Inhalt, für eine richtige Geschichte müsste der Text ausgebaut werden. Für sich allein gibt die Szene einem Leser offensichtlich nichts, wenn ich deine Kritik richtig einordne. Vielleicht hätte ich den Text gar nicht veröffentlichen sollen.

Allerdings bin ich der Meinung, dass eine Geschichte nicht zwangsläufig eine Überraschung oder überhaupt eine Pointe enthalten muss.

[DieSilbermöwe]

.Vielleicht hätte ich den Text gar nicht veröffentlichen sollen.

Das sehe ich nicht so, es spricht ja nichts gegen eine Veröffentlichung. Aber wenn es nur eine Szene in einem Drehbuch sein sollte, wäre der Text vielleicht unter „Rollenspiele und Bühnenstücke" besser aufgehoben.