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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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18.07.2017, 23:53 | #1 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
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Beiträge: 5.271
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Mei Hämett
Mei Wohrhäht, die is richtig.
An schönnstn is douhemm. Nex Annäscht is me wichtig, wenn iech dös doppelt nämm. Iech steh zu meina Wurzln, aach wenn ser ähfach senn. Dou brauch iech nett zu purzln, weil ser miech öller kenn. Douhemmer kah iech die gesei, die iech hald ähmer bin. Dou trouchen miech die Mänschen fei, im Häzzlä innädinn. Deswächn fohr iech allzugänn, ä mol douhinner hie. Iech hou ser lang nimmer gesähn, doch iech vergäss ser nie. Dös wärmt in ölln Zeitn, aach wenns miech fast verbrännt und wärd miech stets begleitn, bis an mei Lebnsend. * Die Zeilen sind in einem fränkischen Dialekt geschrieben. * Dies spricht man in und um Lauscha. |
19.07.2017, 09:06 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Liebe Unnar,
ein anrührendes Liebesgeständnis an Deine Heimat, und wenn man sich die entsprechenden Bilder vors geistige Auge ruft, dann wird es einem ganz warm und weh. Wahrscheinlich wirst Du nicht viel Reaktionen erwarten dürfen. Auch ich habe mich mit etwas Mühe durch die Verse gearbeitet und sicher hättest Du eine größere Resonanz, wenn Du das Gedicht in einer regionalen Zeitung veröffentlichst. Liebe Grüße, Heinz |
19.07.2017, 10:37 | #3 |
Dabei seit: 10/2016
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Lieber Heinz,
ich danke dir herzlich für deine rührenden Worte.
Mit der Zielgruppe hast du wohl recht, aber die muss ich hier auch gar nicht finden. Ich wollte nur mal ausprobieren, wie es ankommt. Ist mein erstes Gedicht in Mundart. ( Das war ganz schön schwer, Opa, Oma und Tante mussten die Lautsprache mitentwickeln. Es soll sich ja für einen Fremden so lesen, wie man es ausspricht. Und manche Laute gibts es nicht wirklich als Buchstabe.) Erfreulich, wenn sich jemand dadurch quält und wenigstens etwas versteht. Dir scheint es gelungen zu sein. Du hast alles sicher richtig deuten können. Ich freu mich übers Lob. ein lieber Gruß Unar |
19.07.2017, 11:03 | #4 |
R.I.P.
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Nix, da, Heinz, von Regionalzeitung!
Als Schweizer Mundartler kann man Fränkisch mühelos entziffern, obwohl man mit der gesprochenen Sprache manchmal etwas Mühe hat. In Bamberg aber spreche ich selbst automatisch Dialekt mit den Einheimischen, weil ihre Sprache so vertraut klingt. Und, oh Wunder, ich werde selten gefragt, was ich gesagt hätte... (Naja, kann sein, dass sie sich das mit den amerikanischen Biertouristen so angewöhnt haben...) Mir gefällt sehr, wie du die Mundart in Schrift umsetzest. Der Orginalklang bleibt (zumindest für mein fremdes Ohr) gut erhalten. Urluberlu |
19.07.2017, 11:21 | #5 |
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Lieber Urluberlu,
ich bin erfreut darüber, dass noch jemand mein Gedicht entziffern kann.
Die schweizer Mundart finde ich auch sehr wohlklingend. Mir geht es woanders aber leider nicht wie dir. Ich werde nicht verstanden, wenn ich in mein Dialekt verfalle. Aber, uns hört man heraus. Wenn ich auf Reisen Menschen in dieser Mundart sprechen höre, muss ich sofort den Kontakt suchen. Das hat mir schon manch interessante Bekanntschaft beschert. Leider geht auch dieses Stück Heimat nach und nach verloren. Die Gegend um Lauscha stirbt aus, die jungen Leute ziehen weg. Und viele haben die Mundart nicht mehr gelernt. Dabei ist dies so erhaltenswert. Herzlicher Gruß, Unar. |
19.07.2017, 11:35 | #6 |
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Ein kleiner Heimatfilm
https://www.youtube.com/watch?v=-SiFMVtX4Ac
Bimmel ist ein Lauschner Original. Wer geduldig schaut, kann der einzigartigen Aussprache lauschen, wenn der Bimmel mit seiner Frau spricht. Wenn Bimmel allerdings zur Welt erzählt, bemüht er sich um ein Hochdeutsch, welches aber auch ehr erzwungen klingt. Meine Oma spricht übrigens bis heute kein Hochdeutsch, das ist nicht ungewöhnlich. |
19.07.2017, 17:14 | #7 |
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Liebe Unar,
von Quälen war keine Rede! Ich hatte etwas Mühe, denn in und um Jena spricht man einen anderen Dialekt, aber Spaß hat es gemacht und über den Spaß hinaus, ist Heimatliebe (egal, in welchem Dialekt sie herüber kommt) etwas sehr achtens- und liebenswertes. Lieber urluberlu, ich gebe Dir in jedem Punkt Recht. Und - es kommt tatsächlich vor! - wir sind uns mal einig: Unar hat da was Schönes produziert. Liebe Grüße an Euch beide! Heinz Geändert von Heinz (19.07.2017 um 21:00 Uhr) |
19.07.2017, 20:45 | #8 |
R.I.P.
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Lieber Heinz
In diesem Punkt muss ich dir unbedingt Recht geben! U. |
19.07.2017, 22:11 | #9 |
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Vielen Dank euch beiden, eure Meinung und euer Lob ist mir was wert.
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19.07.2017, 22:22 | #10 |
Liebe Unar,
was für ein schönes Gedicht. Gerade der fränkische Dialekt rührt mich an. Habe ich sehr gerne gelesen. LG Schnulle |
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19.07.2017, 22:36 | #11 |
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Guten Abend Schnulle,
Ach, das ehrt mich sehr.
Toll, wenn es dich berühren konnte. Unar |
20.07.2017, 00:02 | #12 |
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Liebe Unar,
ich habe nicht alles verstehen können, aber es klingt so warm und wohlig und auch so gemütlich liebevoll. Ich hab es zweimal laut gelesen und habe den Klang genossen. Unser Plattdütsch mag ich auch sehr, hab aber noch nie etwas darin geschrieben, weil ich hochdeutsch sprechend aufgewachsen bin und platt für mich eine Viertsprache ist. Aber ich höre sie sehr gern. Vielleicht probier ich es irgendwann mal aus Liebe Grüße mit Regengeräuschen und Donnergrollen Zaubersee |
20.07.2017, 00:28 | #13 |
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Liebe Zaubersee,
ich freue mich, dass auch dich die Worte erreichen konnten, so hoch oben im Norden.
Ich übersetze es bald mal, aber erst nach einer Weile. Ich spreche gerne in Mundart. Ich schimpfe auch in Mundart. Dann sagt meine Tochter immer: " Mutzi, ist ja alles richtig, aber bitte spreche doch hochdeutsch, damit ich auch versteh, was du jetzt von mir willst." Da muß ich immer lachen und jeder Streit ist vergessen. Ich spreche drei verschiedene thür. Dialekte. ( mütterliche Heimat, väterliche Heimat, mein jetziger Wohnsitz) Je nach dem wo ich gerade bin, oder mit wem ich spreche. Das Lauschner ist mir aber das Liebste, das ist meine Muttersprache, obwohl ich dort nicht geboren bin. Gewittrige Grüße zurück, mit lila Blitzen. Unar |
23.07.2017, 21:37 | #14 |
abgemeldet
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Liebe Unar,
ich mag Mundartgedichte sehr. Auch wenn dieses für mich schwer zu lesen war, aber wenn man sich anstrengt, dann geht das. Ich bin gebürtige Sächsin, mit Oberlausitzer Mundart groß geworden und spreche mittlerweilen ein sehr sauberes Deutsch. Liebe Grüße Letreo |
23.07.2017, 21:55 | #15 |
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Hallo Letreo,
da freue ich mich aber, das wir diese Leidenschaft für Mundartgedichte teilen können. Sächsisch mag ich auch, dass klingt so keck. Ei verbibbsch (hoffentlich richtig), Unar. |
23.07.2017, 22:47 | #16 |
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Ja, iss goreggt.
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16.08.2017, 20:15 | #17 |
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16.08.2017, 20:24 | #18 |
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Übersetzung ins Hochdeutsch
Meine Heimat
Meine Wahrheit, die ist richtig. Am schönsten ist es daheim. Nichts Anderes ist mir wichtig, wenn ich das doppelt nehme. Ich stehe zu meinen Wurzeln, auch, wenn sie einfach sind. Da brauch ich nicht zu "purzeln", weil sie mich alle kennen. Daheim kann ich die sein, die ich halt eben bin. Da tragen mich die Menschen, im Herzen innen drin. Deswegen fahre ich allzugern, ein mal "dahinten" hin. Ich hab sie lang nicht mehr gesehen, doch ich vergess sie nie. Das "wärmt" in allen Zeiten, auch wenns mich fast verbrennt und wird mich stets begleiten, bis an mein Lebensende. |
16.08.2017, 23:29 | #19 |
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Liebwerte Letreo,
bitte, kannst Du mir das übersetzen: ύβρις - σαξονικός Einen hilfreichen Hinweis gebe ich Dir (und glaub ja nicht, ich würde diese Sprache beherrschen): Die beiden Wörter entstammen der griechischen Sprache. Mir fiel das ein (ein zweiter Hinweis), als ich den folgenden Satz von Dir las: "Ich bin gebürtige Sächsin, mit Oberlausitzer Mundart groß geworden und spreche mittlerweilen ein sehr sauberes Deutsch." Mit dem Oberlausitzer Dialekt bin ich sozusagen zwangsläufig in Berührung gekommen, und wenn ich mich richtig erinnere, beeindruckte mich am meisten das rollende, beinahe gutturale rrrrrrrrrrr. Wenn die Übersetzung Probleme macht - ich bin auskunftsbereit. Liebe Grrrrrüße, Heinz |
17.08.2017, 11:00 | #20 |
R.I.P.
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17.08.2017, 14:01 | #21 | |
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Zitat:
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17.08.2017, 17:05 | #22 |
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Hallo Letreo,
hast Du Deine Spaßbremse angezogen? Alle Sachsen, egal welche Färbung ihr Dialekt hat, sind der festen Überzeugung hochdeutsch zu sprechen. Und das ist halt die "sächsische Hybris" (mit einiger Sicherheit fast falsch geschrieben, aber bestimmt nicht böse gemeint). Gruß, Heinz |
17.08.2017, 17:53 | #23 |
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Na Oida i hama dacht des is Beirisch weswegen i ois weana des a vastandn hab.
Oba I vasteh ned ollas. Kennst des klane? https://www.youtube.com/watch?v=iuXR53ex4iI Gem edit: I muas mi immer anstrengen wenn i mit eich piefke schreib. Ihr habts mi a scho vasaut |
17.08.2017, 19:16 | #24 |
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Hallo Gem.
Des Video: OIDA!!! Des ist guat. Des kannt i no net.
Dankschö dafüa. I frei mi, wennst des verstehst. Is ja a fast mitn Beirischn verwandt. Dast versaut bist, is net schlimm! Siegst, jetzt schreib i a scho beirisch. Hinzer muss iech dös aach noch aamol in fränkisch schreibn. Dös Video:OIDA !!!Dös moch iech fei. Dös hou iech noch net kennt. Dou dank iech ämer schöä. Iech freu mich fei sehr, wenn der miech verstesst. Dös ies jo aach mit dän boyrischn verwandt. Dos der hold versaut bist, iss net schlimm. Liaba Griass, Liabe Grüß, Die Klaane. Die Klää. |
17.08.2017, 19:28 | #25 |
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Wir sogn des wirklich imma.
Des is a so was wie "Nigger" bei de Neger. Des hast a Freind. Gem |
17.08.2017, 19:47 | #26 |
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Mier souchen ümmer: Ha Gäh!
Das kann man für alles als Antwort nehmen, bedeutet so viel wie: Ach, echt? oder Lass sein! Die Steigerung dazu ist: Ha Nu Näh Nu! Das sagt man, wenn etwas unglaublich klingt, oder der Andere sich nicht so anstellen soll. Beispiel- Dialog A:Gestänn iss mier de Bürchermeester im Wirtshaus begegnt. (Gestern begegnete mir der Bürgermeister, im Wirtshaus) B:Ha Gäh! (Ach, echt?) A:Dä hot miech fei net uff ä Bier eigeloudn! (Er lud mich leider nicht auf ein Bier ein!) B:Ha Gäh! (Lass sein, ärgere dich nicht.) A:Hä säicht, hä hätt kee Gäld. (Er sagt, er hätte kein Geld.) B:Ha Nu Näh Nu! (So ein Blödsinn!) A:Iech hous ner gläbt. (Ich habe es ihm geglaubt.) B:Ha Nu Näh Nu! (Nee, oder?) |
17.08.2017, 20:09 | #27 |
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Na Oida, jetzt sperrt mi die depperte Forumsleitung wieder.
Oida, mant der des Gedicht wirklich ernst? Wast Oida, wennst di a bissl mehr bemühen würdest bei deine Zeiln Wast wos Oida/ Oide Ge Sch... Du natürlich nicht Unar, aber Oida, du vastehst mi schon Gem |
17.08.2017, 20:12 | #28 |
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Zumindest koa ichs lesen!
Hier wärd net gespärrt! |
18.08.2017, 06:39 | #29 |
Liebe Unar,
ein sehr schönes Gedicht über Heimat und ein Stück Kindheit. Ich mag Mundart sehr und konnte es mühelos entziffern. Eine Freude zu lesen und hoffe auf mehr davon. Viele Grüße Moritz |
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18.08.2017, 11:58 | #30 |
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Danke, lieber Moritz.
Ich freue mich über jeden Mundart-Fan.
Dies ist mein erstes Gedicht in Mundart. Gruß, Unar. |
29.09.2017, 15:44 | #31 |
Liebe Unar!
Du hast eine unvergleichliche Art, dich poetisch auszudrücken. Ich finde deinen Text sowohl in Schriftdeutsch als auch im Original (auch wenn ich etwas gebraucht habe, ihn zu verstehen) wunderschön. Wenn ich das lese , dann denke ich an Gedichte längst vergangener Zeiten. Gibt nicht mehr Viele, die so schreiben. Gruß Schreibfan |
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30.09.2017, 00:17 | #32 |
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Danke liebe Hannah,
wenn es dich in andere Zeiten versetzen kann und etwas Heimatgefühl zu dir trägt, habe ich mein Ziel wohl erreicht.
Ich freue mich über deine Worte. Unar mit dem Nachtgruß |