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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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24.03.2022, 23:47 | #1 |
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Aurora borealis
Ich hab es geliebt, wenn der Grünglanz die Sterne
in eiskalten Nächten am Himmel kaschiert und deutlich in scheinbar mir greifbarer Ferne den Ort deines jetzigen Daseins markiert. Ein Dichter bin ich nun im Spätherbst des Lebens, der in seinen eigenen Winter marschiert und kurz vor dem Ziel seines mühsamen Strebens sich wünscht, daß auch er sich im Grünglanz verliert. |
25.03.2022, 02:09 | #2 |
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Sehr schön!
Ein kleiner Punkt, zum Nachdenken. Ich persönlich hadere schon seit einigen Jahren mit diversen Wörtern und ihren unmittelbaren Gebrauch in der Lyrik. Was ist nun richtig und was ist nun falsch, was ist zu lyrisch und was ist zu wörtlich. Und so fuhren sie fort... Primär geht es mir um "scheinbar, anscheinend, offenbar". Der verkopfte Sprachwissenschaftler könnte bei "scheinbar" vor Ärger die Haare verlieren, während der Kreative im Spiel der Silben und im Klang, eine Oase zu finden meint. Beides hat seine Berechtigung, denn wenn es streng um Bewertung des Handwerks geht, könnten Dinge wie diese relevant werden. Ob du darin etwas für Dich Wertvolles findest, steht Dir frei und auf einem anderen Blatt. Wie dem auch sei: Natürlich ist das Gemeckere von mir schon etwas detailvernarrt und völlig unnötig, es könnte aber helfen, wenn man sich sprachlich fortbewegen möchte, in welche Richtung auch immer das sein mag. Hier als kleine Literatur und Anreiz dazu: https://ids-pub.bsz-bw.de/frontdoor/...alsch_2017.pdf Als einen für mich wichtigen Marker aus dem Text [!] Als Beschreibung dessen, was scheinbar und anscheinend wirklich bedeuten, ist die |
25.03.2022, 09:00 | #3 |
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Moin Petrucci,
die beiden Wörter habe ich mir als Morgenlektüre ausgiebig zur Brust genommen. Ich habe immer wieder dies hier gefunden: "Also muss es heißen: „Scheinbarsind die beiden Wörter anscheinend und scheinbar gleichbedeutend“, denn es zeigt sich, dass die beiden Wörter durchaus nicht gleichbedeutend sind. Hat etwas also nur den Anschein, so zu sein, verwendet man scheinbar, ist eine Tatsache vermutlich so, wie beschrieben, sagt man anscheinend". Hat es nicht nur den Anschein, dass der Ort des jetzigen Daseins in greifbarer Ferne liegt? Denn das Polarlicht zu greifen, ist ja schlicht und einfach nicht möglich. So müsste per Definition "scheinbar" richtig sein. Zum Glück. Denn auf den kleinen aber feinen Unterschied habe ich beim Schreiben nicht geachtet. Gruß Pennywise |
25.03.2022, 09:56 | #4 |
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Moin
ich will die interessante Diskussion gar nicht unterbrechen, sondern auch mal meiner Bewunderung Ausdruck verleihen. Die Verwebung der Infragestellung der eigenen Existenz wegen der Sehnsucht nach einer verstorben Person mit einer naturnahen, mystischen (und sicher auch mythischen, aber da kenn ich mich nicht so aus) Metapher sorgt hier für eine sehr sehr feine existenzielle Tiefe mit einer fast „schneidenden“ Melancholie zur Folge (vermutlich wegen der Todessehnsucht). Grünglanz ein sehr schönes Wort übrigens Liebe Grüße |
25.03.2022, 11:53 | #5 |
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Ganz so einfach ist es scheinbar nicht, da der Autor der PDF der Sprache quasi die Wörtlichkeit nimmt, viel mehr sehe ich es als einen Stein des Anstoßes, mit Sprache zu arbeiten.
Ein Bekannter von mir hat "scheinbar" gänzlich aus dem Sprachkatalog gestrichen und durch "offenbar" ersetzt. Du kannst mir glauben, wir hatten etliche hitzige Diskussionen zum Thema. "Scheinbar" tut deinem Werke nichts ab, so war es definitiv nicht gemeint. |
25.03.2022, 12:03 | #6 |
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Moin Tristanhirte,
lieben Dank für die freundlichen Worte. Ich habe dem lyrischen Ich nicht bewusst eine Todessehnsucht angedacht. Vielmehr ist es am natürlichen Ende seines Lebens angekommen. Ich schätze, beides geht. @ Petrucci So, hab ich das nicht aufgefasst. Ich mag "scheinbar" grundsätzlich. "Scheinbar" finde ich hier sogar durch das Wortspiel ganz charmant. (Der Schein vom Nordlicht). War aber so gar nicht angedacht. Gruß Pennywise |
25.03.2022, 15:58 | #7 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Lieber Pennywise,
leider kenne ich die nordischen Länder, in denen man die Farbenpracht des Nordlichts bewundern kann, nicht und muss mich mit Fotos oder Filmen begnügen. Aber angesichts der wunderbaren Bilder kann ich nachempfinden, dass dieses Naturwunder Dich zu poetischen Versen anregt. Ein Musenkuss, ein kühler, aber immerhin ein Kuss. Heim zu den Sternen, ein schöner Wunsch! Möge der Grünglanz Deine Seele schmücken! Liebe Grüße, Heinz Nur das Kaschieren macht mir ein Problem. Was soll sollen diese farbigen Lichterscheinungen kaschieren? Was wäre kaschierenswert oder -bedürftig? Über dem Farbwunde rfolgt in sternklaren Nächten das nächste Wunder - der Sternenhimmel (den ich nach nachttrüben Nächten im Rheinland hier in Mecklenburg in vollen Zügen genieße. H. |
25.03.2022, 16:34 | #8 |
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Moin Heinz,
danke Dir für die lieben Worte. Der Grünglanz kaschiert für den Moment seiner Existenz die Sterne, weil er sie überstrahlt. Sowohl optisch als auch hinsichtlich des Schönheitsgefühls des lyrischen Ichs. Das Polarlicht ist Sehnsucht. Die Sterne in dem speziellen Fall irrelevant, weil der Blick einzig dem Polarlicht gilt. Zumal, "kaschieren" nicht zwanghaft das verdecken eines Makels bedeuten muss. So zumindest mein Wissensstand. Als Wortbedeutung findet man auch "verbergen" und "verhüllen" allgemein. Sollte ich mit meinem Synonymverständnis hier falsch liegen, bitte ich um entsprechenden Hinweis. Gruß Pennywise |
25.03.2022, 17:41 | #9 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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mit verbergen und verhüllen hast Du völlig recht. In meinem Verständnis kaschiert man etwas zu einem bestimmten Zweck - man verbirgt/verhüllt Mängel um das darzustellende Objekt ansehnlicher, hübscher zu machen.
Insofern können wir uns aber einigen auf Deine Lesart. H. |
25.03.2022, 18:33 | #10 |
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"kaschieren" wird dann verwendet, wenn eine Sache durch eine Veränderung verbessert wird. Verbergen und oder verhüllen sind implizit.
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