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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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30.06.2014, 22:19 | #1 |
Allein
Wohin, ich schaue, nichts als Stufen,
in jede Richtung steigt das fort, und bannt mich seltsam, flieht den Ort, hier sammelt sich ein Unberufen. Und wollt ich weichen, meine Schritte verirrten sich zum falschen Ziel, und brächten mich zurück zur Mitte in stetigem Verwirrungsspiel. Entsetzlich ist die Zeit geweitet, der Raum strömt fort, in Fernes ein, ein letztes Hier und Jetzt entgleitet - ich bin so grenzenlos allein. |
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30.06.2014, 22:22 | #2 |
R.I.P.
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Favorit.
Nicht allein des genialen Konjunktives / der genialen Konjunktive wegen. Auch der mitempfundenen Tiefe wegen. Thing |
01.07.2014, 16:46 | #3 |
Danke, Thing. Nun bin ich schon nicht mehr ganz so allein.
LG gummibaum |
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01.07.2014, 19:37 | #4 | |
gesperrt
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Zitat:
gerade beschäftigt mich dein gedicht sehr, also letztlich du. deshalb: du bist nicht allein. das ist nur eine illusion.. also meine bilder: die stufen führen also alle nach oben, so eine art umgekehrt pyramide. da beginnt schon das verwirrungspiel: was flieht dem ort? ok, die stufen. "ein unberufen" unberufener? einer der hier nicht hergehört? einer der nichts weiß von den geheimnissen dieses hier und jetzt, wo das leben einzig stattfindet? "sammelt sich"? weichen geht eigentlich nicht, das li nach oben, die pyramide, scheint nach oben offen zu sein, ins unendliche zu reichen, aber die vielen, steilen stufen scheinen unüberwindbar. die zweite strophe spricht von einem labyrinth, also letztlich wieder von einem ausweglosen gefängnis. das li endet immer am ausgangspunkt. es folgt einem muster, seinem eigenen muster. das labyrinth, ein schönes geordnetes scheinbar klares muster, aber es führt nicht weiter. in der eigenen mitte ankommen, das wär ja eigentlich das ziel, in sich ruhen. aber das li bringt es nicht fertig. es sucht immer und immer wieder von neuem ein ziel zu erreichen und erkennt nicht, dass ein solchen außerhalb "der mitte" nicht zu finden ist. es will gar nicht bei sich selbst ankommen. dort meint es, "allein" zu sein. im letzten bild wird es plötzlich "weit", die "geordneten" formen lösen sich auf. das li steht alleine in einer endlos weiten tundra- oder wüstenlandschaft oder sitzt in einem kleinen boot mitten auf dem ozean. das hier und jetzt ist natürlich da, aber das li kann es angesichts dieser scheinbaren unendlichkeit nicht mehr fassen, sein blick schweift in die ferne und hat nichts mehr, es ist nichts da, woran es sich festhalten könnte. eigentlich ist das ein bild großer freiheit, aber das li erkennt das nicht, es fühlt sich nur einsam. zu sehr ist es an die (scheinbare) enge gewöhnt...im labyrinth oder ganz unten in der umgekehrten pyramide. nun ja, gummibaum, ich hab einfach "laut" gedacht! es hat mich gefesselt, auch wenn ich vielleicht völlig daneben liege lieben gruß shoshin |
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01.07.2014, 19:45 | #5 |
R.I.P.
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Dein Bild, shoshin, erinnert an Escher.
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01.07.2014, 20:20 | #6 |
Hallo shoshin,
danke, ich antworte morgen ausführlich. LG gummibaum |
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02.07.2014, 07:44 | #7 |
gesperrt
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02.07.2014, 18:28 | #8 |
Hallo gummibaum!
Im Ausdruck und in den Bildern ein echt starkes Gedicht, und so wie Thing schon schrieb, wäre auch das mein Favorit. Chapeau! VG Pitti |
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03.07.2014, 08:54 | #9 |
Dank an shoshin, Thing und Pit Bull.
Deine Interpretation, shoshin, ist sehr gut. Ich hatte ein Referat über Michel Foucaults Diskursanalyse zu halten und die Texte, auf die ich mich zur Vorbereitung stützte, brachten mich stufenweise auf ein höheres Niveau, weiteten meinen Horizont aufs Äußerste, führten aber letztlich im Kreis. Ich kam nicht weiter, fühlte mich nicht berufen zu sprechen, verschob zunächst den Termin. Inzwischen habe ich ein anschauliches Gitterwerk entworfen, also die Treppen alle vernetzt und ich bewegte mich gestern bei dem Referat erstaunlich souverän darin. Liebe Grüße gummibaum |
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03.07.2014, 09:20 | #10 | |
R.I.P.
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Lieber gummibaum -
Zitat:
LG Thing |
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03.07.2014, 10:26 | #11 |
Danke, Thing. Gut so. Doch Doppelpunkt und Ausrufezeichen drücken für mich hier Klarheit und Willensstärke aus, während ich doch verwirrt und mutlos war.
LG g |
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03.07.2014, 16:26 | #12 |
R.I.P.
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Ausrufezeichen weg!
LG U. |
03.07.2014, 17:21 | #13 | |
gesperrt
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Zitat:
freut mich, dass ich dir mit meinem kommentar die augen fürs wesentliche geöffnet habe, hahaha! das ist ja extrem spannend, wie sehr eine interpretation von den gedanken des schreibenden abweichen kann. aber gerade frage ich mich, ob es im grunde nicht dasselbe ist. meine interpretation als eine art größenschluss. dein referat würde ich gerne lesen. kannst du es irgendwo hier hereinstellen oder mit eine pn schicken, damit ich dir meine mailadresse gebe kann, auf die du es mir schicken kannst. (ich verpflichte mich hiermit, deine urheberrechte nicht zu verletzten, ich werde es nicht verbreiten sondern nur lesen, ich kann sowieso nichts damit anfangen ) wo hast du dieses referat gehalten? soviele gescheite menschen hier . ich bin beeindruckt! lieben gruß shoshin |
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03.07.2014, 19:00 | #14 |
Hallo, gummibaum,
dein "Allein"? Als ich´s das erste Mal las, hab ich auch sofort das Gefühl gehabt, ich sei in einem der verwirrenden Stufenbilder von Escher. Verloren, verängstigt, niemand, der mir helfen kann, egal, welchen Weg ich auch einschlage. Ein Unberufener, schreibst du, der seinen Weg noch nicht findet? Anscheinend doch nicht. Du hast ja jetzt wieder den Überblick. Viel Glück! Ein spannendes Thema: Diskursanalyse, zu dem ich aber noch nicht genug gelesen habe. Dein Gedicht ist wieder mal exzellent! lieben Gruß, simba |
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