Liquor

[Linnaeus]

Es war die Nacht im Jahr des Schnees
erfüllt vom Duft des grünen Tees.
Ich lag und schlief und sah es nicht,
dein Haar so rot wie Blutmondlicht.
Dein weicher Blick war wohl gereist
und mein Verstand wie eingeschweißt.

Dem Dunst ich wollte oft entfliehen,
doch hatte ich mein Herz verliehen.
Indessen sich das Band mehr dehnte,
je forscher ich mich nach dir sehnte.

Der Mond verging, die Zeit verstrich,
drum ist dies nur ein Brief an dich.
Ich wünschte, liebe Mama, hör,
du hättst gelassen vom Likör.
Wenngleich du bist schon längst hinfort,
ich trink und denk an deinen Hort.

[XRayFusion]

Ehrlich gesagt musste ich, nach dem Lesen von Überschrift und Gedicht umgehend an Hirn-Rückenmark-Likör denken zur Freude eines jeden Küchenanatomen.

Ich weiß aber nicht, ob es der offensichtlicheren humorvollen Dramatik des Inhaltes gerecht wird.

Ernstere Züge des Inhalts, obschon so grotesk verpackt, bleiben nicht unbemerkt. Er führt jedoch zu absurden diaphragmatischen Irritationen, sofern man es denn mehrfach liest.

Besser als Vermutungen es vermögen dies vorzuverurteilen.

[Linnaeus]

Danke fürs Lesen! Du siehst im Gedicht mehr Humorvolles als ich.

LG
Linnaeus

[XRayFusion]

Es ist sicherlich abhängig von der Eingangsstimmung, welche Gefühle angeregt werden. Das führt durchaus zu Missverständnissen. Vielleicht gewollt?

Zitat von Linnaeus

Ich wünschte, liebe Mama, hör,
du hättst gelassen vom Likör.

Diese Zeilen stechen in Wirkung bei mir hervor. Vielleicht schießt der Inhalt bei mir am adressierten Nervenstrang vorbei. Auch in diesen Strukturen herrschen Normvarianten und Varietäten.

Der barocke Avatar unterstützt bei der sensorischen Unfreiwilligkeit.

[Linnaeus]

Zitat von XRayFusion

Es ist sicherlich abhängig von der Eingangsstimmung, welche Gefühle angeregt werden. Das führt durchaus zu Missverständnissen.

Ich würde es gar nicht Missverständnis nennen, schlussendlich ist es eine weitere Wahrnehmung, die nicht per se richtig oder falsch ist.

Mit meiner ersten Antwort wollte ich bloß ausdrücken, dass ich im Gedicht die Ernsthaftigkeit der umschriebenen Situation hoffentlich nicht ganz untergehen habe lassen.

Danke für das Teilen deiner Gedanken!

LG

[Feuervogel]

Zitat von Linnaeus

Mit meiner ersten Antwort wollte ich bloß ausdrücken, dass ich im Gedicht die Ernsthaftigkeit der umschriebenen Situation hoffentlich nicht ganz untergehen habe lassen.
LG

Auch ich sehe keinen Widerspruch zwischen Deiner rhythmische Leichtfüßigkeit und dem Anflug eines humorvollen Augenzwinkerns einerseits - und der durch sie in ihrer Schärfe gemilderten Bissigkeit der Situationsbeschreibung.
Ich denke, Du machst durch den gewählten Rhythmus und die humorvollen Anklänge die beschriebene Situation aushaltbarer...

LG

[Linnaeus]

Auch dir ein Dank für das Teilen deiner Gedanken!

LG
Linnaeus