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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 02.03.2022, 12:16   #1
weiblich MerjaSinovsk
 
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Standard Die Pseudodemokraten

Dort oben, wo wir gut und gerne leben,
dort herrscht das Volk in seiner Freiheit:
Wir sagen ihm, wer wie zu sein hat,
denn ein Volk darf es eigentlich nicht geben.

Wir lieben Krankheiten und Schwäche,
keine Menschen sind sie, die anders sind,
tötet den Erwachsenen und das innere Kind,
Sklaven und Rinder wollen wir auf Fläche.

Zeigt auf sie, die fühlen und denken,
brandmarkt sie, stellt sie an den Pranger,
in Psychiatrien nehmt ihr den Lebensanker,
denn wir brauchen sie nicht, um Massen zu lenken.

Der Gemeinschaft müssen wir entsagen,
der Familie, der Freundschaft und der Liebe,
der Konsum schützt uns nicht vor Hieben,
er betäubt vor der Schande des Versagens.
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Alt 03.03.2022, 14:20   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
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Beiträge: 6.721

Zitat:
in Psychiatrien nehmt ihr den Lebensanker,
denn wir brauchen sie nicht, um Massen zu lenken
Also das ergibt überhaupt keinen Sinn.
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Alt 03.03.2022, 14:51   #3
weiblich MerjaSinovsk
 
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Standard Ich meinte

*ihnen, habe mich vertippt.
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Alt 03.03.2022, 19:41   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von MerjaSinovsk Beitrag anzeigen
*ihnen, habe mich vertippt.
Das macht das Gedicht nicht besser. Inhaltlich ist das nämlich ziemlich starker Tobak. Eigentlich das übliche Draufkloppen auf "die da oben", das dumme Volk = die Rindviecher, der böse Konsum, Aufmucker kommen in die Psychiatrie und die Liebe hat das Zeitliche gesegnet.

In schlichten Weltbildern zu denken spart Energie. Nur ein Beispiel ist die Verteufelung des Konsums, ungeachtet der Tatsache, dass der volle Bauch dem Kopf gestattet, über Politik und Protest nachzudenken, aber nicht der leere Bauch. Wer sich nämlich mit einem leeren Wanst täglich durchs Leben kämpfen muss, um sich und seine Familie zu erhalten, hat keine Energie mehr übrig, um sich für die Gesellschaft breit zu machen. Deshalb sorgen Diktatoren dafür, dass die Menschen in ihrem Land den Gürtel immer eng schnallen müssen. Schon mal darüber nachgedacht, weshalb Russland, das größte Land der Erde, nur drei Prozent Anteil an der Weltwirtschaft hat?

Konsum und Demokratie gehören zusammen, denn wer satt ist, hat Energie frei, sich um andere Belange zu kümmern als um sein eigenes tägliches Überleben. Konsum betäubt nicht, sondern ist Bestandteil der Freiheit einer demokratischen Gesellschaft und Wirtschaftsordnung. Wer es damit übertreibt, zahlt irgendwann den Preis dafür, entweder mit Zins und Zinseszins oder mit der Gesundheit.

So einfach, wie in dem Gedicht zu beschreiben versucht wird, nämlich in einer "Oben-unten"-Konstellation, ist das Zusammenleben von Menschen nicht gestrickt.
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Alt 04.03.2022, 13:18   #5
weiblich MerjaSinovsk
 
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Beiträge: 65

Standard Danke, liebe Ilka

Ich schreibe noch nicht so lange. Anscheinend drücke ich mich nicht ganz eindeutig aus.
Es ist natürlich nicht meine Intention gewesen, alle "die da oben" oder den Konsum im Allgemeinen zu verteufeln. Konsum ist wichtig, aber oftmals dient es als "Ersatzbefriedigung", als Verdrängung oder/und Ablenkung und nicht als Genuss, was auf lange Sicht schadet.
Mein Eindruck ist vor allem, dass die Politik auf eine Zerstörung der Gemeinschaft und der Familie abzielt. Stütze mich auf die Erfahrung von einigen Bekannten/Freunden und mir selbst.
Wie könnte man es denn besser formulieren, damit es verständlich wird?
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Alt 04.03.2022, 13:48   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von MerjaSinovsk Beitrag anzeigen
Mein Eindruck ist vor allem, dass die Politik auf eine Zerstörung der Gemeinschaft und der Familie abzielt. Stütze mich auf die Erfahrung von einigen Bekannten/Freunden und mir selbst.
Wie könnte man es denn besser formulieren, damit es verständlich wird?
An deiner Formulierung liegt es nicht, sondern an deinen Verallgemeinerungen und einseitigen Schuldzuweisungen. Wenn Gemeinschaften und Familien zerstört werden, dann liegt es an deren Instabilität, nicht an der Politik. Das hat durchaus etwas mit unserem Wohlstand zu tun, denn an dem Sprichwort, dass der Esel aufs Eis geht, wenn es ihm zu wohl wird, ist durchaus etwas dran.

Vor lauter Wohlstand fehlt den Menschen unserer Gesellschaft der "Kick", man will etwas erleben. Also geht man zum Bungee-Springen oder auf eine (natürlich vor Gefahren abgesicherte) Safari nach Afrika. Man rast mit Tempo 120 durch die Stadt und springt auf fahrende Züge auf. Die Ichhaftigkeit nimmt zu, schon Kinder werden zu Narzissten erzogen, die sich für den Mittelpunkt der Welt und natürlich für hochbegabt halten. Nachweislich hat das Wort "Ich" in geschriebenen Texten in den letzten Jahrzehnten um nahezu 50 Prozent zugenommen. Die Gesellschaft ist infantil geworden, daran mag die Politik einen Anteil haben. Ihr jedoch zu unterstellen, das sei ihr erklärtes Ziel, halte ich für überzogen. Jeder Mensch hat die Freiheit, sein Leben zu reflektieren und zu hinterfragen, welche Art von Mensch er sein will und worin er sein Lebensziel sieht. Wer auf der infantilen, bequemen Stufe der Ichhaftigkeit stehen bleibt und glaubt, das Leben muss taglich ein Abenteuer sein, wird niemals eine stabile Gemeinschaft oder Partnerschaft eingehen können, sondern immer etwas Neues und vor allem immer mehr haben wollen. Reize nutzen sich ab, wenn sie zu oft erfüllt worden sind, also sucht man nach vermeintlich stärkeren. Es ist diese Gier, die Menschen auseinandertreibt, nicht die Politik. Kein Politiker wird dir empfehlen, dich vollzufressen, dich im Alkohol zu ertränken, jeden Tag den Bettgenossen zu wechseln oder dir unter Lebensgefahr den "Kick" zu holen. Es ist die freie Entscheidung jedes Menschen, wie er handelt.
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Alt 04.03.2022, 19:36   #7
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Danke, liebe Ilka. Ja, es gehören immer zwei dazu. Bin immer noch der Meinung, dass der Staat sich massiv in Dinge einmischt, die ihn nichts angehen. Man muss ja nicht immer einer Meinung sein
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