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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles. |
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29.08.2011, 16:52 | #1 |
Krebs
Hin und her,
hin und her... Ruhelos, ungeduldig wälzt er sich im Tiefschlaf. Wachsend, reifend strebt er seiner Geburt entgegen. Früher oder später wacht er auf. Hilflos, halb blind beginnt er seine Umgebung zu erkunden. Instinktives Gefühl der Zerstörung packt ihn. Seine ausgehungerte, ausgezehrte Hülle tastet sich langsam vorwärts, in die ungewisse Tiefe hinein, bis der so langersehnte Duft des Lebens ihm in die Nase steigt, seine Sinne reizt, seine Instinkte intensiviert, so dass er sich aufbäumt, und ein bestialisches Wesen, so grausam, wild, so unberechenbar und unzähmbar aus ihm ausbricht. Er verliert keine Zeit. Vom inneren Drang getrieben macht er sich auf die Jagt. Sobald er die begehrte Beute erblickt, fest anvisiert, pirscht er sich an sein Opfer von hinten heran. Geschickt, geräuschlos, auf Zehenspitzen, wie ein Schatten, ein Phantom. Seine Arme ausbreitend umarmt er sein Opfer, dringt in ihn ein, verschmilzt mit ihm, wird mit ihm eins. Und beginnt zu wachsen, sich auszubreiten, sich zu vermehren und alles, was ihm im Weg liegt zu verdrängen. Unaufhaltsam überrollt er die Hindernisse, verhüllt sie mit dickflüssigem, klebrigem Schleim, lässt alles im Keim ersticken. Frisst sich weiter ins Innere und hinterlässt eine öde, leblose Wüste. Sein Opfer in Agonie spürend verfällt er in Extase, sieht sich sicher als Sieger, als Eroberer. Doch welch eine Ironie, denn die Quelle seines Lebens ist auch gleich sein Grab. |
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