![]() |
|
|
Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
![]() |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
![]() |
#1 |
![]()
Schau, dieser Kleine ist vom Kind
und galt schon länger als verschwunden. Jedoch, weil Gangster käuflich sind, hat ihn mein Angebot gefunden. Verstaubt kam er aus Florida. Doch machte ihn mein Straußenpinsel so frisch wie von der Haifischinsel - Er stammt aus Südwestafrika. Die einstmals gute Kolonie! Was haben wir Kultur gespendet und Primitives heimgesendet für deutsche Rassentheorie. Und dieser Kinderschädel dankt mir die Verhinderung des Dramas, dass er auf Druck von ein paar Namas noch nach Namibia gelangt… |
|
![]() |
![]() |
![]() |
#2 |
Forumsleitung
|
Hallo gummibaum,
deine Ideenkiste scheint ein unerschöpfliches Zaubermonstrum zu sein! An deinen dichterischen Fähigkeiten gibt es nichts zu meckern, aber diese Verse haben mich in eine merkwürdige Stimmung versetzt. Wie fast immer bei deinen Texten kommen sie locker und flockig daher, mit einer beschwingten Melodie, wie sie fröhlichen Inhalten entströmt und gute Laune macht. Aber in diesem Fall steht der flotte Rhythmus in einem krassen Gegensatz zu dem barbarischen Hintergrund. Kann man das machen? Die Frage stellt sich nicht ernsthaft, denn du hast es gemacht. Kontrapunktisch vorzugehen ist ohnehin ein oft genutztes Stilmittel in allen Arten der Kunst. Nun bin ich kein Mensch, der Gegebenheiten, die einer bestimmten Ära entsprungen sind, aus der Sicht der heutigen Moralbeauftragten bewertet, die von sich überzeugt sind, sie seien schon in jenen Zeiten so "woke" gewesen, dass sie anders als die Kolonialherren gehandelt hätten. Da dies nicht beweisbar ist, muss es eben jeder glauben. Trotzdem gibt es inzwischen ein allgemeines Unrechtsbewusstsein darüber, was damals in den Kolonien - überall in Afrika - abging. Und deshalb hinterlässt das Gedicht mit dieser nicht dazu passend wollenden Tonlage bei mir Irritation. Vielleicht war aber genau das gewollt. (?) LG Ilka |
![]() |
![]() |
![]() |
#3 |
Liebe Ilka,
vielen Dank für deinen guten Kommentar und die Frage. Die Sprache ist hier als ironisch und kritisch zu verstehen. Beste Grüße von gummibaum |
|
![]() |
![]() |
![]() |
#4 |
Ich denke, es ist "keine Frage", dass der fast "verniedlichende" Tonfall des Gedichts Irritation hervorrufen und somit Nachforschungen zu den Hintergründen in die Wege leiten soll (statt zu sagen "Zustimmung, und abgehakt."). Ein "Nachschlag" in Wikipedia zum Stichwort "Haifischinsel" gibt in ein paar nüchternen Sätzen bereits erschütternde Auskunft über das 1907-1912 dort vor dem Hafen Lüderitz existente "Konzentrationslager" (!) der deutschen Kolonialmacht. "Gefangene Frauen wurden gezwungen, die Köpfe der getöteten Häftlinge zu kochen und abzuschaben, die dann zu pseudowissenschaftlichen Forschungszwecken nach Berlin verschifft wurden." (Zitat Wikipedia).
Etwas verwirrend finde ich die "Erzählperspektive" des Gedichts: Offensichtlich spricht hier ja "ein Sammler" (siehe Titel), der in sehr warmen Worten über diesen Kinderschädel berichtet. Mir ist aber nicht ganz klar, was er damit gemacht hat und was er damit bezwecken will. Offensichtlich befand sich der Schädel ja nicht in seinem Besitz, sondern in Florida, wo er für gutes Geld bei "Gangstern" einbestellt werden konnte (Ist das eine echte Geschichte oder ein fiktionales Konstrukt?). Und indem ihn unser Sammler nun seiner Sammlung einverleibt, kann er nun nicht an seinen Ursprungsort zurückgelangen, wo ja anscheinend eine Gedenkstätte geplant ist. Doch wenn der Schädel in den Händen der Gangster verblieben wäre, wäre er doch erst recht nicht nach Namibia zurückgelangt. Das ist der Zusammenhang, den ich nicht so recht verstehe. (Passionierte Sammler präparierter Schädel scheinen übrigens gar nicht so selten zu sein. Kulturschaffende von Joseph Haydn bis F.W.Murnau können davon ein Klagelied singen) Danke und Grüße Epilog |
|
![]() |
![]() |
![]() |
#5 |
Lieber Epilog,
hab Dank für deinen interessanten Kommentar, die Recherche und die Fragen: Die Geschichte ist rein fiktiv. Der Sammler zeigt stolz einem Gleichgesinnten, was er Hübsches erworben hat. Das Makabere daran ist durchaus prickelnd, da bei ihm eine gutmütig naive Herrenmenschen-Mentalität vorliegt. Er glaubt selber nicht, dass die Gangster den geraubten Museumsschatz nach Namibia geben würden. Aber er pflegt unter Freunden das Narrativ, das Kleinod vor einem Zurück in afrikanische Unkultur gewahrt zu haben. Liebe Grüße von gummibaum |
|
![]() |
![]() |
![]() |
#6 |
ich habe mal eine Doku darüber gesehen wie damals die Einheimuschen die Schädel noch selber "berabeiten mussten". Echt gruselig, das. Menschenunwürdig.
Ja, es ist gut, dass du ein ironisch mahnendes Gedicht darüber machst. Manches sollte nicht vergessen werden. lG von Elke |
|
![]() |
![]() |
![]() |
#7 |
Danke, liebe Elke.
Ja, es ist gruselig. LG g |
|
![]() |
![]() |