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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 10.08.2023, 17:16   #1
männlich Erhard Gratz
 
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Alter: 90
Beiträge: 160

Standard Erlöschen


Erlöschen


Die Kerze erlischt

Ihr Docht

entlässt den Rauch

ins Leere

*

Ein Mensch

wenn er Glück hat

erlischt

Die Seele - was immer sie sei -

entlassen

zerfasert

im

Nichts



(Erster Versuch in freien Versen)


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Alt 10.08.2023, 23:28   #2
weiblich Ottilie
 
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Beiträge: 341

Standard Die Kerze...

Gefällt mir! Die Kerze ist ein Sinnbild für unser - empfindliches, gefährdetes, endliches - Leben...

VG Ottilie
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Alt 16.08.2023, 16:17   #3
männlich Erhard Gratz
 
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Ort: Lüneburger Heide
Alter: 90
Beiträge: 160

Ich bin etwas enttäuscht über das Ausbleiben fast jeglicher Kritik. Vielleicht ist der Vergleich „Kerze/menschliches Leben“ zu ausgelutscht. Mich hatte der Vergleich „Rauch/Seele“ gereizt.
Dies war mein erster Versuch in freien Versen. Ich hatte mich bislang nicht herangetraut, weil ich meinte, zur freien Lyrik gehöre ein besonders hoch entwickeltes Sprachgefühl.

Dennoch bleiben für mich Fragen:
-wäre Interpunktion störend? M.E. hülfe sie bei der Strukturierung des Gesagten.
-sollte man Groß- und Kleinschreibung beachten? Sie ist immerhin deutsche Kulturtradition, und oft empfinde ich pure Kleinschreibung als reine Koketterie.
-zwingt freie Lyrik zu radikaler Reduktion der Sprache?
-sind Alltagsausdrücke „unschicklich“ und sollte die Sprache „überhöht“ sein?
-sind Fremdwörter (auch eingedeutschte) unpassend?
-sind überhaupt Begriffe der Politik oder der Wissenschaft lyrikfähig?

Diese Fragen sind für mich jedenfalls wichtiger als die ewigen Danksagereien fürs Lesen.

Ich bitte um Antworten!

Erhard
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Alt 16.08.2023, 16:40   #4
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.113

Zitat:
Zitat von Erhard Gratz Beitrag anzeigen
Vielleicht ist der Vergleich „Kerze/menschliches Leben“ zu ausgelutscht.
Ich fürchte, Erhard, damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Um eine alte, vielgenutzte Metapher attraktiv zu machen, wäre notwendig, sie in einen ungewohnten Zusammenhang zu stellen. Dein Text ist jedoch sprachlich zu simpel gestrickt, um im Kopf des Lesers neue Bilder entstehen zu lassen.

Wie wäre es z.B., auf den frühen Tod eines Kindes hinzuweisen, indem die Kerze, gerade angezündet und ihre Umwelt mit ihrer ersten Wärme beglückend, jäh wieder erlösche, weil der Docht zu kurz ist und in dem flüssig gewordenen Wachs ertrinkt?

Aber steigt wirklich immer Rauch von einer erloschenen Kerze auf? Eigentlich nur, solange der Docht noch glüht, z.B. nach dem Auspusten. Steigt er ins Leere? Auch nicht, denn dann stünde die Kerze in einem Vakuum und hätte nicht einmal gebrannt. Das Bild einer zerfaserten Seele, an deren Existenz obendrein gezweifelt wird, macht einen Leser auch nicht sonderlich glücklich.

Vielleicht überlegst du dir etwas Passenderes, um die Seele als Rauch (weißen Rauch?) dem Himmel entgegensteigen zu lassen. Ich bin sicher, du schaffst das.

LG
Ilka
__________________

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Alt 16.08.2023, 17:07   #5
weiblich DieSilbermöwe
 
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Alter: 61
Beiträge: 6.722

Hallo Erhard,

ich habe mich an dieser Prämisse gestört und deswegen nicht geantwortet:

Zitat:
. Die Seele - was immer sie sei -

entlassen

zerfasert

im

Nichts
Woher willst du das wissen, habe ich mich gefragt. Ich bin anderer Meinung, aber da ich weiß, wie Diskussionen immer ausufern, wenn es um Glauben und ein Leben nach dem Tode geht, mache ich um solche Texte einen großen Bogen. Die Diskussionen bringen ja sowieso nichts.
Bin hier auch schon wieder raus.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 16.08.2023, 17:16   #6
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.113

Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht, wie ich dir ein Beispiel abliefern könnte, Erhard. Und dabei ist mir folgendes eingefallen:

Tod eines Kindes

Ich zog eine reinweiße Kerze,
umkränzte sie mit Strohblumen
und schenkte ihr Feuer.
Hoch schoss die Flamme,
der Docht in ihrer Mitte
eine Fackel des Lebens,
die mich in Wärme hüllte.

Der Docht war zu schmächtig,
klaglos ertrank er
im heißen See des Wachses.
Als die Flamme jäh erlosch,
glühte er noch ein Weilchen
und schickte seine rauchige Seele
gen Himmel. Mir wurde kalt.
__________________

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