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Kolumnen, Briefe und Tageseinträge Eure Essays und Glossen, Briefe, Tagebücher und Reiseberichte. |
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12.10.2011, 20:20 | #1 |
Auf dem Weg zum Bus
Es regnet.
Und der nasse Asphalt ist kalt und sieht aus wie die Haut eines gerade gestrandeten Pottwals. Vieles liegt auch genauso da. Hingeklatscht. Und Pfützen stehen hochhalsigen Schuhen bis zum Kinn. Giraffengaloschen, die darauf warten zu ersaufen. Zu dieser Zeit verinnen die Menschenmassen, wie das Wasser in die Abgüsse und die Straßen leeren sich, in einer feuchten Flucht. Aber ich mag den Regen und wenn die hohen Grasmeere wogen, Halme winken, langsam und grün, unter kühlen Küssen, die die himmlischen Wattewächter werfen, dann fühle ich mich frisch beschenkt und geborgen, wie das schelmische Blättchen mit seinem Tropfenhut. In meiner durchnässten Einsamkeit. Belebt lache ich dann in den Wasserschwarm, aus millionen Rieselbienen, mit geschlossenen Augen und wiege mich gleich dem Gras und wie über Glas kriechen Regenwürmertropfen in langen Schlangen über meine Wangen und hinterlassen kühlweichen Duft von Freiheit. Geändert von René (14.10.2011 um 00:27 Uhr) Grund: Wunsch des Autors |
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13.10.2011, 10:33 | #2 | |
abgemeldet
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ein sehr feiner text. reich an originellen beschreibungen, wie ich sie besonders schätze:
Zitat:
anmerkung: mache bei absätzen 1 zeile+ durchschuß, das lockert den block. *) erinnert mich daran, als ich april 1980 mit meinen hunden den WILSHIRE BLVD runter spazierte und der regen derart massiv war, dass er den bürgersteig runterfloss wie ein reissender bach und mir über den schuhrist in die schueh schwappte. |
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13.10.2011, 13:53 | #3 |
Hey, Ralfchen,
Dank dir für deinen Kommentar und das Teilen deiner Erinnerung, hat mich sehr gefreut. Werde mir deine Anmerkung zu Herzen nehmen. |
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13.10.2011, 14:29 | #4 |
R.I.P.
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Toller Text!
Darin kann ich baden... hochhalsig (einziger Fehler in meinen augen). Da bin ich hingerissen, lasse mich mit gleichen Gedanken fortschwemmen, weil sie mich in meine Jugendjahre entführen... Prima! Thing |
13.10.2011, 21:02 | #5 |
Ich bin entzückt über die Wirkung des Textes auf dich, Thing.
in aller Freundlichkeit, Monsieur Martin |
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13.10.2011, 21:12 | #6 |
Hallo Martin,
auch mir gefällt dein text richtig gut. Nachdem ich deine Überschrifft und die ersten paar zeilen gelesen hatte, erinnerte mich die beschreibung an meinen täglich weg zur bushaltestelle. (auch wenn ich dabei immer viel zu sehr hetze, als wenn ich das alles so genau wahrnehmen und beschreiben könnte). Erst bei der beschreibung des Grases, merkte ich , dass die Überschrift nicht wörtlich genommen werden sollte, was dem Gedicht eine angenehme wendung gab. Richtig toll finde ich die deine Sprache, die klare bilder entstehen lässt. Vielen Dank für das tolle Gedicht um diese Uhrzeit, (jetzt freu ich mich auf den morgigen weg zum bus, und werde dann dabei an dieses Gedicht denken! ) Nanne |
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14.10.2011, 12:12 | #7 |
Hey Nanne,
Ich hab den Text auf dem Weg zum Bus (der mich zu einem Freund verfrachten sollte) und an der Bushaltestelle notiert. Mein kleines Städtchen hat mir dabei alle beschriebenen Anblicke beschert. Freut mich, dass du etwas mit dem Text anfangen konntest und ich finde es interessant, dass du ihn ,,Gedicht´´ nennst. nett nickende Grüße, Merlin Mensch |
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14.10.2011, 12:16 | #8 |
R.I.P.
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Halli Hallo -
ein Gedicht? Nein, ein verdichteter, lyrischer Text. Ansonsten könnte man die KG von O'Henry auch als Gedichte bezeichnen. Da hat wohl wer was verwechselt. Thing |
14.10.2011, 16:01 | #9 |
Lieber Thing, ich werde demnächst besser aufpassen, was ich als Gedicht bezeichne und was nicht. Danke für den Hinweis!
Lieber Martin, danke für die Hintergrundinformation. Leider sieht man auf meinem Weg zum Bus kein einziges Bisschen an Grünem. :/ |
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