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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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23.08.2022, 16:14 | #1 |
Mensch der Moderne, / Menschliche Ferne
Ein goldener Käfig aus Mittelpracht
In dem jeder immer das Gleiche macht. Mensch, Oh Mensch Du warst frei geboren, Doch Mensch, Oh Mensch, bist in Ketten gestorben, In goldenen, trist-trüben Ketten, Willst und kannst Du Dich nicht retten? __________ Drum hebe dein vernebelt Haupt, Entfach den Geist der Dir verstaubt Und sehe was Du einst geglaubt Bevor man es Dir einst geraubt. |
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23.08.2022, 18:27 | #2 | |
Forumsleitung
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Hallo, goedichte,
eine ziemlich einseitige Betrachtungsweise. Ganz frei war der Mensch noch nie, denn er hatte sich schon immer in einen sozialen Verband einzuordnen. Wurde er ausgestoßen, war er tatsächlich völlig frei, aber dafür sanken seine Überlebenschancen auf null. Seine relative Freiheit, nämlich der Nahrung tagein, tagaus hinterherlaufen zu dürfen, tauschte er freiwillig gegen die Sesshaftigkeit aus, die ihm mehr Sicherheit gewährte. Der Preis dafür: Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Hof und Scholle schuften. Als die Stein-Hardenbergschen Reformen in Preußen das sog. "Bauernlegen" mit sich brachten, waren eine Menge Menschen auch wieder frei, also zogen sie in die Städte und versuchten, in den Manufakturen und Fabriken unterzukommen. Davon gab es aber noch zu wenig für die Massen, Fazit: Pauperismus, Krankheit und früher Tod. So sieht die vielgepriesene Freiheit aus. Sie wurde den Menschen nicht "geraubt", sondern aufgezwungen, obwohl sie lieber auf ihrem Land geblieben wären. Aber was sollten Verpächter mit Bauern und Landarbeitern noch anfangen, wenn sie die Arbeit mit weniger Leuten und den neuen Landmaschinen effektiver machen lassen konnten? Leider sagt dein Gedicht nicht, was du unter Freiheit und Unfreiheit verstehst. Offensichtlich bezieht es sich auf die Moderne und auf den "Homo Digitalis". Die Menschen von heute arbeiten im Vergleich zu früher sehr viel weniger und haben ergo mehr Freizeit als jemals zuvor (bei steigender Lebenserwartung), deshalb benötigen sie andauernd ein neues Spielzeug, neue Zerstreuung und neue Gängeleien, damit sie nicht auf subversive Gedanken kommen. Zitat:
Der Imperativ muss heißen: "Und sieh, was du einst geglaubt!" Viele Grüße Ilka |
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Lesezeichen für Mensch der Moderne, / Menschliche Ferne |
Stichworte |
geist, käfig, menschlichkeit |
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