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25.04.2012, 18:29 | #1 |
Keine Lügen!
Meine Eltern waren ehrenwerte Ernstköpfe. Sie verlangten Anstand und Ehrlichkeit.
Ich atmete, im Grunde, zu jeder Stunde und Zeit, Anstand und Ehrlichkeit. Zunächst war ich auch, bis in den Bauch, ein ehrlicher Bursche. Selten vorkommende Unehrlichkeit wurde mit Futterentzug bestraft und daher nistete sich die Ehrlichkeit in meinem Burschenbauch ein und fand darüber nie Einzug in mein Herz. Wodurch mein Herz ein Hungerherz blieb. In verschiedener Hinsicht. Allerdings lernte ich mit der Zeit, dass Unehrlichkeit etwas versteckbares ist und so atmete ich zwar die Ehrlichkeit ein, doch lauter Lügen aus. Mein Bauch musste darunter jedoch nicht leiden und blieb munter. Mein Hungerherz hatte an dieser Entwicklung seinen Anteil. Desweiteren bildete sich eine Art Eifer aus und jede durchgebrachte Lüge erfüllte mich mit einem gewissen Stolz. Ich begann sie in einem Notizbuch festzuhalten. Man kann sich das vornehme Gefühl des Triumphes vorstellen, wenn die strengen Elternaugen auf dem Kinde ruhen, musternd vom Scheitel bis zu den Schuhen, und nicht aber hinter die stillen Pupillen schauen können um die Lüge zu erkennen. Folglich noch eine große Portion Hackbraten zu verschlingen und dabei innerlich zu singen, im größten Spott und Hohn, wie von Gottes Thron herunter. Das stimmte mich sehr munter. Eigentlich war ich aber eher Gottes Sohn, denn wer sollte schon vornehmer und aufgeblasener sein als Gott höchstelbst? Niemand, nur meine Eltern konnten ihm, in einer Parentalfusion, wenigstens gleichkommen. Eines Tages aber, als ich Schlittenfahren gehen wollte, sah ich meine Mutter, wie sie, in der Garage meinen Schlitten mit einem Beil zervierteilte. Ich beobachtete es heimlich und stohl mich entsetzt davon. Noch entsetzter aber war ich, als ich sie fragte, wo denn mein Schlitten sei. Sie log, dass sich die Balken bogen und sagte, mein Schlitten sei heute morgen davongeritten, Richtung Norden, er wolle sich dort eine Hütte herrichten. Sie war eine Lügnerin, sie war es immer gewesen. |
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27.04.2012, 23:51 | #2 |
R.I.P.
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Der Text ist gut.
Mit gutem authentischem Wortmaterial. Kaum Fehler ( stahl sich davon ist korrekt), und sollte nicht durch ein "JUHTUUBE" auf eine ganz andre Ebene hinabgeführt werden. Das familiäre Desaster wird selten so gut dargestellt. Weitab von Tagebucheinträgen. Ich habe es mit großem Interesse gelesen. Abendgruß von Thing |
20.11.2012, 08:54 | #3 |
Guten Tag,
der Text ist entsetzlich in seiner Wahrheit. Du hast einen sehr klaren Blick, Amerdi und findest die passenden Bilder, um diese Tragödie zu "illustrieren". Muschel |
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20.11.2012, 18:44 | #4 |
Für den klaren Blick reibe ich mir die Morgen augendlich mit Salbe ein, liebe Muschel. Die passenden Bilder fliegen in meiner Bude rum, es ist manchmal witzig wie ich mit meinem fantastischen Fischernetz herumrenne.
Es freut mich, dass du den Text entsetzlich findest. Granatapfelgrüße, Amerdi |
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21.11.2012, 19:26 | #5 |
abgemeldet
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Hallo Amerdi,
die Geschichte an sich finde ich auch gut, wenngleich ich jetzt den Teil mit Gott/Gottes Sohn nicht gebraucht hätte. Ich will dir jetzt nicht in deinem Text herumfuhrwerken, meine aber, sprachlich könntest du da noch einiges mehr herausholen. Lieben Gruß sternschnuppe |
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