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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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28.09.2023, 07:15 | #1 |
Dabei seit: 09/2023
Beiträge: 1
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Was sagt ihr dazu, ist mein erstes Gedicht
In der farbenfrohen Jugend, so voller Glanz und Licht,
Verblasst nun die Pracht, versinkt im trüben Gesicht. Allein wandere ich durch diese düstere Nacht, Ohne Trost, ohne Wärme, verloren und ohne Pracht. Einst lachte die Welt, doch nun in Stille gehüllt, Kein Lachen, kein Gesang, nur Sehnsucht, die mich erfüllt. In der Einsamkeit verweile ich, verlassen und still, Ohne Liebe, ohne Nähe, ohne Hoffnung und Ziel. Die Erinnerung an bunte Tage wärmt mein Herz, Doch die Realität zerreißt den Traum, reißt ihn auseinander wie Schmerz. In der Dunkelheit suche ich nach einem Stern, Der den Weg zurück zur Freude mir weist, so fern. Doch bis dahin verweile ich in dieser Einsamkeit, In der Stille und der Leere, in der Dunkelheit. Möge eines Tages das Licht wieder erstrahlen, Und die Einsamkeit verlassen, die mich gefangen hält. |
12.10.2023, 13:56 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Hallo Sadnes,
ja, was soll man zu so einem Erstlingswerk sagen? Eigentlich erwarte ich von einem Gedicht, dass es mir etwas sagt. Und was sagt mir Dei9n Gedicht? Es jammert und leidet, fühlt sich allein, dunkel ists und kein Stern lässt sich blicken. Was tun? Hoch den Arsch und Horrido! Tu was, egal was, aber verharre nicht im Trübsinn. Mit jammervollem Gestöhne wirst Du nichts erreichen. Gruß, Heinz |
12.10.2023, 14:47 | #3 |
Für ein Erstlingswerk gar nicht schlecht. Als antreibende Kraft findet man auch hier wieder inneren Schmerz, der anstatt durch die Kehle den Weg durch die Hand auf das Papier der Welt sucht. Ein populäres Motiv.
Durch die psychologische Brille sieht man den großen Sprung des Sublimationsversuchs. Die Latte liegt hoch, die innere Triebfeder ist gespannt. Die rote Fahne scheint unten zu bleiben. Bleibt es bei einem einmaligen Akt oder wird dieser Schreibkanal für weitere Gedankengeburten genutzt werden? (lyrische Familiengründung) Ist das Werk sehr spontan oder eher langwierig entstanden? |
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12.10.2023, 16:00 | #4 |
Forumsleitung
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Hallo, Sadnes,
die Neigung, einen Text – ob Lyrik oder Prosa – mit einem Schwulst an Wörtern aufzublähen, ist weit verbreitet. Mit viel Remmidemmi hat aber noch niemand etwas zustande gebracht, das selbst mit Wohlwonnen als Kunst hätte gewertet werden können. Zu fadenscheinig springt dem Leser ins Auge, dass ein Anfänger sich "verkünstelt" hat, auf Biegen und Brechen Eindruck zu schinden. Kommt dann noch jammervolles Selbstbemitleiden hinzu, wird ein Text unerträglich. Außerdem ist die unterlegte Psychologie unglaubwürdig. Wer eine gute Kindheit "voller Glanz und Licht" hatte, müsste für die Zukunft eine Menge Selbstvertrauen und Kraft in seinem Potential haben, um die Herausforderungen eines Erwachsenenlebens auch dann bestehen zu können, wenn es mal nicht rund läuft. Es sind eher die Kinder aus prekären Familienverhältnissen, die von Selbstzweifeln geplagt sind und für die jedes Problem doppelt und dreifach schwer wiegt. Aber auch das muss nicht immer der Fall sein, es gibt starke Charaktere, die ihren Trotzkopf ein Leben lang behalten. Also weniger dick auftragen und nur die Wörter und Ausdrücke verwenden, die notwendig sind. Doppelt "Pracht" in der ersten Strophe ist zu vermeiden, von ausgelutschten Reimen wie "Herz/Schmerz" sollte man Abstand nehmen oder sie in einen neuen, originellen Kontext stellen. Das Gedicht könnte statt auf Jammerton auf den Zustand der Pubertät abstellen, der oft zu Verwirrung, Auseinandersetzungen mit der Identität und mit einem Gefühl des kompletten "Mich versteht niemand" einhergeht. Ich habe versucht, mal ein Beispiel zu geben und dabei die grundlegenden Gedankengänge des Originals beizubehalten. Dabei habe ich jedoch eine Strophe komplett entfallen lassen (die dritte), weil sie nur das wiederholt, was in den anderen Strophen bereits gesagt worden ist. Und das mit dem "niemand liebt mich" habe ich ebenfalls weggelassen, denn ein Lyrisches Ich, das in Tränen des Selbstmitleids dahinfließt, versteht der Leser meist als einen Buhler um Effekte. Pubertät (optional: Selbstfindung) Die Jugend, bunt wie ein Blütenkranz erfüllt von Frohsinn und lichtem Glanz, sie ging mitsamt der sorglosen Pracht, und überließ mich dem Dunkel der Nacht. Die Welt meiner Kindheit lachte und sang, jetzt herrscht tiefe Stille und macht mich bang, ich fühle mich einsam, verraten vom Glück, indessen ich weiß: Es gibt kein zurück. Die Zeit bleibt schweigsam. Und so bleibt der Raum. Ich geh durch den Tunnel fast wie im Traum, das Herz voller Hoffnung und Zuversicht, denn auf jedes Ende fällt neues Licht. Ich weiß, Sadness: Das ist nicht mehr dein Gedicht. Mein Text soll auch nur als Beispiel dienen, wie man Redundanzen vermeidet und von A nach B kommt, ohne sich in Schleifen zu verlieren. Vielleicht packst du dein Gedicht nochmal an und versuchst, es "runder" machen. Besten Gruß Ilka |
13.10.2023, 10:41 | #5 |
Ich befürchte, dass der Versuch, eine umfangreiche Kritik, die Gedichte an den höchsten Maßstäben misst, einen heftigen Tiefschlag für den (unerfahrenen) Autor bedeuten kann.
Herr Sadness ist neu angemeldet, entblößt sich im Ansinnen, unter kritischeren Augen wahrgenommen und gelesen zu werden, um sich dann möglicherweise völlig bloßgestellt zu fühlen (auch wenn die Absicht der Krititk sicherlich eine andere ist). Im ersten Anlauf liest sich die umfangreiche Kritik wie ein Peitschenknall, der sich erst im mehrfachen wiederholten Lesen relativiert. Der erste Eindruck ist durch die direkten und schonungslosen Worte wie scharfes Gewürz für die Sinne des alarmbereiten Hirns. Bei wiederholtem Kosten treten erst die eigentlichen sachbezogenen Informationen in den Vordergrund. Das ist schwere Kost für den ungeübten Gaumen. Unter der Vorgabe des Autors, es handele sich um ein Erstlingswerk, ist ein wenig Milde durchaus angebracht. Ich habe mich z.B. nicht daran gestört, dass lyrische Klischees wie der Herz-Schmerz-Reim Einzug gefunden haben. Auf der anderen Seite wird es zurecht auch nicht widerstandslos hingenommen. Die verarbeiteten Bilder erwecken bei mir den Eindruck, dass der Autor (bzw. das Lyrische Ich) eine behütete (vielleicht zu behütete) Kindheit erfahren durfte und nun mit den Härten der Realität in Kontakt kommt; hier vielleicht der erste Verlust einer romantischen Verbindung nach Auszug in die Ferne. Ich würde mich freuen, wenn Herr Sadness weiter Informationen für die Leserschaft zur Verfügung stellen könnte, was den Inhalt und den Grund der Entstehung betrifft. |
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13.10.2023, 11:04 | #6 |
Hallo Sadnes,
mir kommt nur ein Wort in den Sinn: Selbstmitleid. Aber auch so was hat seine Daseinsberechtigung. Ich finde es mutig von dir, einen ersten Versuch zu wagen. Jeder hat mal angefangen und nicht immer ist gleich ein Meisterwerk entstanden. Dein Gedicht bringt irgendwie auch eine Traurigkeit rüber, wie sich im Leben alles entwickelt hat. Früher war alles toll und bunt und lebensfroh, mit den Jahren trübt sich alles ein. Das muss ja nicht so bleiben. Manchmal kommt von unerwarteter Seite das Glück entlangspaziert. Vieleicht guckst du dich etwas um und schreibst was neues. Schon ganz kleine Dinge sind es wert, in einem Gedicht erwähnt zu werden. Und zu Ilka-Marias Kommentar - Eines ist Fakt: Wer hier neu hereinstolpert, bekommt erst einmal eine Breitseite von der Chefin. Das musst du positiv sehen. So bringt sie die meisten dazu, sich in seinem Text zu verlieren oder in neue, um das beste rauszuholen. Man wächst und lernt, oder eben nicht. Man braucht Mut, um diesen Magenhieb zu verdauen. Und auch später ist nicht immer zu erwarten, dass die Leser ein Gedicht in den Himmel heben. Versuch zwischen den Zeilen zu lesen. Wenn dir dein Erstlingswerk wichtig ist, nimm es einfach noch mal auf und dreh und wende die Worte. Lies viele andere Gedichte, das hilft auch oftmals, die richtige Form zu finden. Eines aber ist mir immer ganz wichtig: Niemals aufgeben, wenn einem das Schreiben am Herzen liegt. Ich nehme doch an, so ist es bei dir. Sonst wärst du ja nicht hier. Puh, jetzt hab ich aber was rausgehauen. Ich wünsche dir ehrlich ein starkes Fell und viele neue Ideen. Freue mich auf weitere Zeilen von dir. Nette Grüße, Candlebee |
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13.10.2023, 11:16 | #7 |
Forumsleitung
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Vielleicht beruhigt es manche User, wenn ich darauf hinweise, dass auch ich diese "Breitseiten" in meiner Anfangszeit aushalten musste; zuweilen muss ich es heute noch. Wenn ich mir die Gedichte anschaue, mit denen ich vor fünfundzwanzig Jahren angefangen habe, kann ich nur sagen: Die meisten waren "hübsche" Katastrophen. Mit dem literarischen Schreiben ist es wie mit dem Laufenlernen: Hinfallen, aufstehen, hinfallen, wieder aufstehen. Manchmal hilft es, sich daran zu erinnern.
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13.10.2023, 12:09 | #8 |
Die dokumentierte Dynamik in diesem Faden ist höchst faszinierend und wirft viele neue An- und Aussichten auf. Insbesondere auch das Motiv des eigenen Leids, das gezeigt und nicht versteckt werden will, um ein Heilen zu ermöglichen.
Die Triebfeder Lyrikschaffender ist doch meist eine Leid-Energie, die etwas in Bewegung setzt. Ich hatte bei einer gemeinsamen "Aktion" mit Gegenwartslyriker Andreas Altmann eine illustre Diskussion über Liebesgedichte. Er gab zu Protokoll, dass er keine Liebesgedichte schreiben könne, weil er so glücklich verbunden sei. Es ist auch eine Art "Fluch" der jüngeren deutschsprachigen Literatur, dass sie sich zwanghaft an die dunkleren Energien knüpfen möchte. Ich vermisse grundsätzlich den Aufbruch in das perspektivische Schreiben und das Aufzeigen erlebter Offenbarungen im Positiven durch mutige Autoren. Das setzt allerdings auch die verarbeitete Lebenserfahrung von Jahrzehnten oft voraus. |
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