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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 31.07.2006, 21:27   #1
Incarnatus
 
Dabei seit: 06/2006
Beiträge: 26

Standard Abschied

Verwurzelt tief im Erdenreich
Freundschaft einer alten Eiche gleich
lacht in des Abschieds Tränen weich
des andern seelenumwobenes Königreich.

Zithergleich eine Abendblume weht
in des Windes Fänge noch unversehrt
doch bald sie stürzt in den sichren Tod
verlässt meine Welt in tränenumwobenem Boot.
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Alt 01.08.2006, 12:33   #2
Knabe
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 36

Servus,

ich weiß nicht, wie ich dein Gedicht kritisieren soll, ohne dass ich die Regeln verstoße...

dann beginn ich halt mit einem Kompliment: die zweite Strophe ist gut! Ich meine diesen allmählichen Abgang vom Schönen. Im ersten Vers klingt fast alles schön und fröhlich, nur die "Abendblume" könnte einem Leser eine böse Ahnung geben, im zweiten Vers heißt es dann "noch unversehrt", und dann ist die Blume sowieso schon im Tod.

Aber sonst: ist das Gedicht von einem Dichter von 1840? Es klingt nämlich sehr epigonenhaft("seelenumwoben", "tränenumwoben", "des Abschieds Tränen").
Und wenn du so verschachtelste Sätze benützst, könntest du auch mehr auf Punktierungen achten.


Lieben Gruß.
Knabe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.08.2006, 13:17   #3
Incarnatus
 
Dabei seit: 06/2006
Beiträge: 26

Hallo Knabe

Dieser Achtzeiler ist in zwei Teile unterteilt, den ersten (1. Strophe) und den zweiten (2. Strophe). Jede Strophe beschreibt eine andere Art von Abschied. Diese Angabe sollte beim Interpretieren des Gedichtes helfen.
Dann komme ich zum anscheinend Epigonenhaften an meinem Gedicht: Mir ist kein "Lied" von 1840 bekannt, welches sich den Ausdrücken "seelenumwoben", "tränenumwoben" oder "des Abschieds Tränen" bedienen würde - oder Dir? Meine Gedichte entstehen unmittelbar, in Augenblicken der Erkenntnis, der Klarsicht. Mir dabei dichterisches Kalkül vorzuwerfen, wäre in höchstem Masse absurd. Darüber hinaus finde ich es schade, dass man heutzutage oftmals als "stümperhafter Nachahmer" bezeichnet wird, wenn man versucht, ein stimmiges Gedicht zu kreieren, welches nicht nur aus bedeutungsschwangeren Wörtern zusammengeklebt ist und unter dem pseudo-programmatischen Namen "Postmoderne" figuriert.

Das Gedicht versucht einen Kontrast aufzuzeigen, nämlich den des Abschieds. Darum tauchen darin auch solch klischeebehaftete Wörter auf, anhand derer ich ihren Bedeutungsradius sprengen möchte.

Abschliessend noch ein Denkanstoss betreffend meines Gedichtes: Was macht einen lachenden, bzw weinenden Abschied aus?
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Alt 01.08.2006, 14:39   #4
Knabe
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 36

Hallo!

Zitat:
Original von Incarnatus
Dann komme ich zum anscheinend Epigonenhaften an meinem Gedicht: Mir ist kein "Lied" von 1840 bekannt, welches sich den Ausdrücken "seelenumwoben", "tränenumwoben" oder "des Abschieds Tränen" bedienen würde - oder Dir?
Ja, es müsste eigentlich von noch früher sein. Aber Inversionen beim Genetiv gab es ja damals auch noch.

Zitat:
Meine Gedichte entstehen unmittelbar, in Augenblicken der Erkenntnis, der Klarsicht. Mir dabei dichterisches Kalkül vorzuwerfen, wäre in höchstem Masse absurd.
Wir brauchen zwei Kategorien für das Forum "eigene Gedichte":
1. Kritik erwünscht
2. Kritik unerwünscht

Zitat:
Darüber hinaus finde ich es schade, dass man heutzutage oftmals als "stümperhafter Nachahmer" bezeichnet wird, wenn man versucht, ein stimmiges Gedicht zu kreieren, welches nicht nur aus bedeutungsschwangeren Wörtern zusammengeklebt ist und unter dem pseudo-programmatischen Namen "Postmoderne" figuriert.
Was heißt "bedeutungsschwanger"?
Es gibt Gedichte von heute, die stimmig sind und noch immer pathetisch klingen... und die können mir auch gefallen. Deines finde ich auch gut. (Sonst würde ich meistens nicht antworten).

Aber mich stört es, wenn ich noch immer Gedichte lese, in denen Inversionen beim Genetiv auftauchen, in denen noch immer an unüblichen Stellen ein Dativ-E zu lesen sind, etc.

Zitat:
Abschliessend noch ein Denkanstoss betreffend meines Gedichtes: Was macht einen lachenden, bzw weinenden Abschied aus?
Ich weiß es nicht. (Es muss am Verhältnis zwischen den beiden Sichverabschiedenden liegen)

Lieben Gruß.
Knabe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.08.2006, 14:56   #5
Exilya
 
Dabei seit: 01/2006
Beiträge: 289

ich fand es ließ sich gut lesen (dh metrik getroffen ohne stolpern, flüssig) die Bilder bez der Inhalt gefällt mir ebenfals.

Gelungen!
Exilya
Exilya ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.08.2006, 15:15   #6
turmfalke
 
Dabei seit: 05/2005
Beiträge: 677

Ich weiß nicht.
Vor meinen Augen entsteht kein Bild, wenn ich es lese. Die erste Strophe erscheint vor meinen Augen in einem, nun ja, Bild und dann kommt plötzlich Strophe 2, die ich nicht mit dem Bild von Strophe 1 vereinbaren kann.
Mag sein, dass sie Zusammenhänge haben, aber ich sehe nur Ausschnitte aus einem Bild zu dessen Vollständigkeit mir noch eine Menge fehlt, vor allem aber die Verbindung.

LG, Shadow
turmfalke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.08.2006, 17:33   #7
Appelschnut
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 279

Im Gegensatz dir, Shadow, kommen mir da schon so einige Bilder vor mein inneres Auge... Das kommt durch diese schönen Adjektive. Gefällt mir wirkich wunderbar. Außerdem mag ich diese traurige und melancholische Stimmung, in die mich dieses Gedicht versetzt. Ich finde es gut gelungen!
Appelschnut ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.08.2006, 21:32   #8
turmfalke
 
Dabei seit: 05/2005
Beiträge: 677

Ich habe ja Bilder vor meinem inneren Auge, sie bilden nur keine Gesamteinheit, verstehst du?
Die Strophen einzeln gefallen mir gut, nur der Zusammenhang, die Überleitung fehlt mir.
turmfalke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.08.2006, 22:39   #9
Incarnatus
 
Dabei seit: 06/2006
Beiträge: 26

So, jetzt möchte ich mich abschliessend auch noch einmal zu den zwei Strophen äussern: Dieser (ich nenn es jetzt mal eine metrische sowie inhaltliche Diskrepanz zwischen den beiden Strophen) anscheinend fehlende Übergang ist bewusst so gewählt worden. Wie der Titel schon verrät, geht es um "Abschied". Und wer die Strophen genau betrachtet, sieht eben, dass diese acht Zeilen zwei Arten des Abschieds zu umschreiben versuchen: Den lachenden, weil man sich von seinem Gegenüber im Grunde genommen nicht trennt, da man dessen "seelenumwobenes Königreich" betreten konnte und somit Freundschaft entstehen konnte, den weinenden, da dies nicht der Fall war, sprich ein trauriger Abschied, da man den Scheidenden nie richtig kennen lernte. Darum die Bilder von der tief Wurzel schlagenden Eiche und der zerbrechlichen "Abendblume"...jetzt hab ich dem Gedicht den Zauber genommen (sofern er denn je existierte). Aber lieber das als weiteren sinnlosen Beiträgen zu anscheinend fehlender Kohärenz zwischen den beiden Strophen zusehen zu müssen.
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