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27.07.2016, 14:52 | #1 |
Französischer Fahrtwind
Ich habe heute viel über dich nachgedacht. Nachgedacht über das, was du zu mir sagtest. Danach folgte bloß monotones Rauschen in beiden Leitungen.
Noël, ich wusste einfach nicht, wie ich darauf hätte reagieren sollen. Ein einfaches „Danke“ hätte es vermutlich getan, doch da ist immer diese Stimme in mir, die mich fragt: „Lohnt es sich, jetzt etwas zu sagen? Oder ist die Stille schöner? Willst du sie für dich sprechen lassen?“ Wie du weißt, war ich nie eine Frau der großen Reden. Ich denke viel lieber im Schweigen über die Dinge nach. Den meisten Situationen werden die Worte, die wir Menschen uns in unseren kleinen, primitiven Gehirnen formen können, nicht gerecht. Aus diesem Grund, Noël, mein lieber Freund, habe ich es aufgegeben, meine Liebe zu dir in Worte zu sperren wie Tiere in einen Käfig. Keines meiner Worte hatte nie auch nur das Potential zu beschreiben, welch große Gefühle du in meinem kleinen Herzen auslösen konntest. Niemand vor dir und niemand nach dir hat mich jemals so empfinden lassen. Ich danke dir für dieses Feuerwerk, für die Farbe, die du in mein Leben brachtest, die Musik, die Bedeutung, die du meiner Auffassung von Liebe gegeben hast. Es ist jetzt drei Wochen her. Ich weiß, eines Tages gehen wir alle und wir können nichts mit uns nehmen, nicht einmal unsere Erinnerungen. Mein Liebster, dein Tag kam zu früh. Ich will nur, dass du weißt, dass ich in jeder Welle, in jedem Rauschen der Äste unserer Linde, einen Abdruck deiner Silhouette sehen kann. Du bist immer noch hier. Ich kann dich nicht sehen, aber ich kann dich spüren und es ist ein unbeschreibliches Glück, dich an meiner Seite zu wissen. Du warst immer mein bester Freund, meine aufrichtigste und großartigste aller Lieben. Deine Minou |
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