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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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10.12.2013, 21:55 | #1 |
Weihnachtsstimmung
Es naht die sel'ge Weihnachtszeit
mit Kerzen auf den Kränzen, das Fest, um die von Einsamkeit Vergrämten auszugrenzen. Ein jedes Kind lacht ganz beglückt. Ach, haltet eure Fressen! Mein Weihnachtsbaum ist nicht geschmückt; ich kann dich nicht vergessen. Die Kinderlein von nah und fern versinken in Gesängen. Am Scheunendach: ein Weihnachtsstern! Dort will ich mich erhängen. Ich bind mein Seil am Balken an in freudiger Erwartung. Im Internet hol ich mir dann fachmännische Beratung. Ein Ort, wo man noch helfen mag, gerade jetzt zum Feste. Dort sind sie alle einen Tag einander liebe Gäste. Doch Hängen ist nicht zeitgemäß; ein Post nur eines Neuen. Ich lande drum auf dem Gesäß. Da könnt ihr euch wohl freuen: Ein kurzes Jahresendgedicht mit einem echten Wunder. Und wenns nach toten Enten riecht, versinkt in eurem Plunder! |
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11.12.2013, 23:15 | #2 |
R.I.P.
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Hallo, Schmuddelkind -
vor lauter welkem Grüngemüse, das den Blick verstellt, ging mir fast Dein Gedicht verloren.
Ebenso gut wie bitter, feiner Sarkasmus (fein in Bezug auf Güte, nicht auf Mahlgrad); scheint so locker und ist doch so dunkel-wahr. Geschaffen, daß ich mich so richtig ungemütlich fühle in meiner Haut und eine Art schlechtes Gewissen bekomme, weil ich so herzensträge bin. Aufrüttelnd. Die gedankenlosen Prasser sollten schamrot werden. (Ich fühle mich schamrot). Ratlos bleib ich hier sitzen: Was tun? Thing |
13.12.2013, 00:14 | #3 |
abgemeldet
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Ich meine die Stimmung, in der Du dieses Gedicht schriebst, voll nachvollziehen zu können - für Alleinlebende ohne oder fern der Familie eine schwierige Zeit, weil sich alle Bekannten irgendwie in ihre "häusliche Idylle" zurückziehen, mehr oder weniger. Doch es ist auch eine Zeit, in der man an jene "heiligen Abende" denken könnte, als man noch an "den Weihnachtsmann" glauben wollte, als kleines Kind - und vielleicht sogar konnte: eine schöne Vorstellung! Die aber immer "Selbstbetrug" war - und die damalige "naive Unschuld" verloren wir schon lange ...
LG Pedro |
13.12.2013, 14:28 | #4 |
gesperrt
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Hallo Schmuddi,
das ist schwer und von der eigenen, negativen Stimmung geprägt. Das erschien mir auch mehr als ein Hilferuf, als ein Gedicht. Ein Klageruf, der die terminierte Beschaulichkeit und Besinnlichkeit anprangert, die den Realismus anderer egoistisch ignoriert. Die Botschaft hat mir gefallen, aber der vielleicht reale Hintergrund macht mir Angst. Jeronimo |
14.12.2013, 00:54 | #5 |
Hallo ihr Lieben,
ich freue mich sehr, dass mein Gedicht so unterschiedliche Perspektiven aufgeworfen hat, die alle auf ihre Art richtig sind. @Thing: Erst einmal vielen Dank, dass du in der Lage bist, die sarkastische Sprache wertzuschätzen. Es ist zwar keine im klassischen Sinne "poetische" Sprache, aber ich finde, sie passt zur Aussage und zur Stimmung. Aufrütteln wollte ich tatsächlich, aber ich denke nicht, dass man ein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man mit seinen Lieben das Weihnachtsfest genießt. Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass eine Inklusion selten ohne eine Exklusion auskommt - tragisch! Aber der Mensch kann sich nur das anlasten, was in seinem Blickfeld liegt oder was er absichtlich ausblendet. Was tun? Keine Ahnung! Ich in kein Mensch der bedeutsamen Antworten; aber so manche Frage werfe ich hin und wieder gerne auf. @Pedro: Dein Blick auf Weihnachten als ein (wenn auch etwas verklärter, aber das ist für mich kein Schimpfwort) Blick in die eigene Kindheit stimmt mich versöhnlich. Ich will auch niemandem Weihnachten klauen, aber Manches daran geht mir (je nach momentaner Stimmung) gehörig gegen den Strich. @Jeronimo: Klar, ein Gedicht hat immer auch einen persönlichen Aspekt - so auch hier. Es ist also nicht nur ein Gedicht, das zum Nachdenken anregen soll, sondern auch ein Stimmungsgedicht. Aber keine Sorge: solche Gedanken halten mich am Leben. LG |
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