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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy. |
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10.02.2022, 00:06 | #1 |
unterwegs auf nächtlichen pfaden
du nennst mich fuhrmann das zicklein auf meinen
schultern zwinkert dir mit seinen gelben augen zu doch wir sind zu weit weg für fantastische fahrten im sauseschritt eilst du über die sieben berge vorbei an den sieben zwergen zum dornröschenschloss doch spitze dornen verwehren dir den erlösenden kuss glühende punkte folgen dir durch die nacht doch vorm stier und großen hund schützt keine macht zum glück endet jeder traum am frühen morgen |
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11.02.2022, 20:39 | #2 |
Guten Abend Perry -
sie sind einer der wenigen Dichter in diesem Forum, deren Arbeit interessant zu lesen ist. Grüße Adra |
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12.02.2022, 15:13 | #3 |
Hallo Adra,
freut mich, dass Dir die kleine Himmelsbetrachtung gefallen hat. Danke fürs positive Feedback. Bei mir steht immer die Aussage im Vordergrund, der Rest ist "Verdichtung."
LG Perry |
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12.02.2022, 15:37 | #4 |
Forumsleitung
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Unglaublich, Perry, welchen Bogen du mit diesem Gedicht spannst! Vorausgesetzt, ich verstehe die Bilder richtig, die du hier zu einem auf den ersten Blick zusammenhanglosen Traum miteinander verbunden hast. Bei näherer Betrachtung vermeine ich jedoch einen roten Faden zu erkennen.
Die erste Strophe scheint auf den Heiligen Christophorus anzuspielen, Schutzherr u.a. der Fuhrmänner und Beschützer der Menschen vor einem jähen Tod. Gleichwohl trug er in der Legende kein Zicklein auf der Schulter, sondern das Jesuskind. Die gelben Augen des Tieres verweisen auf eine böse Macht, was zunächst irritiert. Aber heißt es nicht, Christophorus habe erst dem Teufel gedient, bevor er ein Diener Gottes wurde? Das Zicklein zwinkert mit dem Auge: Noch ist es zu früh für das Lyrische Du, über das große Wasser gefahren zu werden. In der zweiten Strophe der Schwenk zu einem Märchenmotiv. Aber auch hier verhindert die Dornenhecke die Erfüllung, sie bleibt geschlossen. Das Lyrische Du wird vielmehr in der dritten Strophe in den Kosmos gehoben, wo es mit seiner Winzigkeit, und Machtlosigkeit konfrontiert wird - der Preis, den der moderne Mensch zahlt für den Tausch der Spiritualität gegen die Erkenntnisse in den Naturwissenschaften. Bleibt die Frage, ob das Lyrische Du am Ende wirklich aus seinem Traum erwacht ist. Dieses Gedicht ist ein ganz großer Wurf. VG Ilka |
12.02.2022, 17:10 | #5 |
Naja ...
möglicherweise hat Perry mit geschlossenen Augen seine Traumerlebnisse wiedergegeben - oder er hat mit offenen Augen den sternenklaren Nachthimmel betrachtet.
Denn der Fuhrmann (lateinisch Auriga) ist ein einprägsames Sternbild des winterlichen Nordhimmels. Der antiken Vorstellung nach handelt es sich dabei um einen Hirten, der eine Ziege über der Schulter trägt. Der Name des Hauptsterns Capella bedeutet dementsprechend auf Lateinisch „Zicklein“. https://de.wikipedia.org/wiki/Fuhrmann_(Sternbild) Die sieben Zwerge respektive Berge würde ich hier mit dem Siebengestirn in Verbindung bringen, den Plejaden (auch als "Sieben Schwestern" bezeichnet). Sie sollen schon in der steinzeitlichen Höhle von Lascaux sowie auf der bekannten Himmelsscheibe von Nebra abgebildet sein). https://de.wikipedia.org/wiki/Plejaden# Zum Thema Dornröschen habe ich nur die 17 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie Messier 64 gefunden, auch bekannt als Blaues-Auge- oder Dornröschen-Galaxie - aber sieht man die mit bloßem Auge, Perry? Kann ich mir nicht vorstellen ... Stier und Großer Hund (Canis majoris) als Sternbilder muss man wahrscheinlich nicht näher erläutern - auf jeden Fall verschwinden sie wie unsere Träume gleichfalls in den frühen Morgenstunden. Wie immer wunderbar poetisch verdichtet. Liebe Grüße Epilog |
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13.02.2022, 02:42 | #6 |
Hallo Ilka-Maria und Epilog,
wie Epilog vermutet, schaut das LI zum winterlichen Himmel und reflektiert sein Inneres an den Sternbildern und deren Mythen.
Im Traum vermischt sich dann Äußeres mit innerem Empfinden (Hoffnung, Enttäuschung, Erinnerung etc.) wobei der Fuhrmann als Sehnsucht nach dem Elysium steht und die Märchenbilder für (unerfüllte) Jugendträume. Die dritte Strophe spielt auf die immer näher kommende ewige Dunkelheit an, an deren Ende hoffentlich ein Licht brennt oder ein neuer Tag. Danke fürs intensive Hineinspüren und euer positives Feedback. LG Perry |
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