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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger. |
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09.08.2006, 12:15 | #1 |
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 84
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So erwachsen
Ich kann es bereits ahnen, als sie pünktlich zum Tee kommen. Umständliches Eintreten in den Windfang, Einfalten - Einklappen, Ducken bei der Tür. Mein Hund bellt den Schwänzen hinterher. Eigentlich alles wie immer. Doch Drachen erscheinen nie pünktlich.
Ich stelle die heiße Kanne auf den Tisch und sage zu mir selbst: “Schau an. Schau an: Sie sind pünktlich zum Tee.” Heute gibt es grünen Tee, dazu kohlenschwarze Kekse. Die Unterhaltung verläuft schleppend. Selbst mein Hund merkt das und legt seinen Kopf auf meinen Schoss. “Gutes Flugwetter heute, nicht wahr?”, frage ich und schaue aus dem Fenster. Auf der Fensterbank steht eine Topfpflanze aus der Kreidezeit, ein angsteinflösendes Ding, das von der Sonne wegzuwachsen scheint. Sie haben sie mir mal mitgebracht. Heute haben sie nichts dabei. Meine Gäste husten und blicken nervös unter sich. An der Tür drückt mir der Älteste die Hand länger als gewöhnlich. “Bis zum nächsten Mal!”, sage ich. “Ja”, sagt er. Er wirkt sehr verlegen. Als sie abfliegen, begreife ich endlich. “Ihr kommt doch wieder?”, rufe ich, sie fliegen davon. Sechs Umrisse am Himmel, wie Fledermäuse in Saurierhaut. Sie fliegen der Sonne entgegen. Zum ersten Mal ist es mir egal, was die Nachbarn denken. Es ist zu spät. |
09.08.2006, 13:53 | #2 | |
Dabei seit: 04/2005
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 732
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heji du, die geschichte finde ich prinzipiell sehr sympathisch.
leider nimmt der titel einiges voraus und der text ist teilweise fehlerhaft, vor allem in den zeitformen. ich versuche mich mal an einer korrektur(in blau): Zitat:
liebe grüße, ravna |
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09.08.2006, 13:58 | #3 |
Dabei seit: 01/2006
Beiträge: 289
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Ich finde sie sehr sehr gelungen.
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09.08.2006, 14:10 | #4 | |
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 362
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hallo monty,
der erste satz wirkt sehr komisch auf mich, ich weiß nicht, ob es so gewollt ist, und wenn ja, dann weiß ich nicht warum, aber ich vermute du hast dich in der zeitform vertan... Zitat:
oder du bleibst dem präsens treu und schreibst "ich kann es bereits ahnen, als sie pünktlich zum tee erscheinen" aber irgendwie verwirrt mich meine version trotzdem? lieg ich vielleicht falsch? naja zum text: also er gefällt mir extrem gut, weil er so ein melancholisches gefühl ungenutzter chancen rüberbringt... man muss sich dem erzähler gewissermaßen heimlich anpassen(in seiner gefühlslage), obwohl er sich den drachen gegenüber eine äußerlich andere fassade aufzubauen versucht... ich interpretier es folgendermaßen... die drachen kommen zu besuch --> unerwünschter, aber nicht uneingeladener besuch, der nicht zum ersten mal kommt. der begriff "drachen" soll zum einen ausdrücken, dass sie viel älter sind, zum anderen, dass der erzähler eine gewisse angst/problem vor/mit ihnen hat. es schießt mir sofort das bild der restlichen familie in den sinn, mit derm man in gewissert hinsicht im klinsch liegt... ein totgeschwiegener konflikt... man lädt sie aus anstand trotzdem ein. mhh sie kommen ausnahmsweise pünktlich... es zeichnet sich ein durchbruch der üblichen routine ab, der am ende auch eintrifft: sie kommen nicht, wie sonst, wieder. die kohlenkekse zeigen, dass der erzähler sich "unterwirft" bzw. sich den willen der drachen aufzwingen lässt, obwohl er ja bei sich zuhause zu sein scheint und sie nur zu besuch. der erzähler isst die kohle kekse mit den drachen ohne eine wertung abzugeben, obwohl er sich sicher etwas besseres zu essen als das vorstellen könnte. sicherlich ein weiteres zeichen der angst [die eigene meinung] den drachen gegenüber[zu äußern] "das gespräch lief schleppend" bedarf keiner großen interpretation, es zeigt, dass das bestehende "problem" die kommunikation zu beeinträchtigen scheint. der erzähler rettet sich mit floskeln durch das gespräch (“Gutes Flugwetter heute, nicht wahr?”). es bleibt oberflächlich. die "kreidezeitpflanze" muss ein geschenk der drachen gewesen sein, welches sie dem erzähler vor langer zeit gemacht haben. es wurde genauso fadenscheinlich gut gefunden, wie der ständige besuch der drachen, da "aus der kreidezeit" ein für mich eher negativ zu wertendes attribut für ein geschenk darstellt. "Meine Gäste husten und blicken nervös unter sich." die gäste sind scheinbar genauso verlegen, wie der erzähler. es wird aber nicht deutlich wieso. wegen dem unpassenden geschenk, dass sie, wie der gastgeben, eben bemerkten, oder weil sie sich genauso des bestehenden verklärten verhältnisses bewusst sind. es ist traurig, vielleicht scheinen die drachen den standpunkt des erzählers zu teilen, oder würden gern etwas an dem schlechten verhältnis ändern, aber man schweigt sich darüber aus und lässt den anderen im unklaren über die eigenen gefühle (kann ich übrigens leider nur zu gut nachempfinden) am ende wird dem leser, genau wie dem erzähler bewusst, warum die drachen so verlegen waren... die letzte gelegenheit sich zu versöhnen, die dinge zu richten oder wieder "hinzubiegen" wurde nicht genutzt. es taucht wieder die angst auf (das richtige zu tun) die verlegene antwort des drachen über den erneuten besuch beweist, dass die drachen, oder zumindest der eine (der älteste) ähnlich denkt wie der erzähler. obwohl dieser sich anfangs unwohl zu fühlen scheint, fragt er jetzt nach einem weiteren besuch der drachen. keine antwort und sie werden nicht wieder kommen. die letzten sätze suggerieren mir, dass der erzähler, genau wie die drachen, unfähig ist, sachen anzupacken (angst). er dachte sich vllt. bei jedem besuch dass er das nächste mal den ersten schritt machen würde o.ä. es aber nie getan hat. also wie gesagt, find ich hast du ein einzigartiges gefühl mit diesem text aufgebaut. er ist zwar recht kurz, aber aufgrund der sehr gezielten symbole und metaphern, die du gekonnt verwendet hast, m.E. extrem gut gelungen. lg max edit: mist, schon wieder zu langsam geschrieben und zwei komms verpasst |
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09.08.2006, 20:49 | #5 |
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 84
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Brennen lassen
Hallo ravna! Hey Exilya! Salut exmaex!
Vielen herzlichen Dank für eure Kommentare! Vielen Dank, dass ihr euch so viele Gedanken und die Mühe, sie aufzuschreiben, gemacht habt. Hat mich riesig gefreut! Verliere fast die Lust am Text etwas zu ändern, weil das eure Kommentare und Interpretationen umlenken könnte. Wenn ich sie jetzt ändere, mache ich vielleicht kaputt, was euch gefiel. Was soll's: Ich riskiere es. Dem Präteritum misstraue ich ein wenig. Es ist verdächtig leicht, einen guten Text im Präteritum zu schreiben. Bleibe beim Präsens. exmaex: Deine Interpretation trifft an vielen Stellen genau was ich dachte, an anderen streift sie es nur. Trotzdem: Sehr gut beobachtet! Sommerlich - nordhessische Grüße, Monty |