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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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21.02.2014, 15:36 | #1 |
Du schämst Dich
Du schämst Dich
denn Deine Eltern haben Dich in den Kindergartengeschickt. Sie haben gesagt Du sollst es der Kindergartentante sagen wenn Du etwas brauchst oder zur Toilette musst. Sie haben aber vergessen Dir Selbstvertrauen mitzugeben. Sie haben Dir verboten "zu stören". Folglich hast Du im Stuhlkreis in die Hosen gemacht. Du wolltest ja nicht "stören". Doch dafür bekamst Du gleich dreimal eine Rüge. Du schämst Dich. Du schämst Dich denn das gleiche ist Dir auch in der Schule passiert. In der ersten und zweiten Klasse. Bisher hat Dir noch keiner Selbstvertrauen mitgegeben. Keiner hat Dir gesagt das Du darauf bestehen sollst das Du auf die Toilette darfst. Du sollst nicht stören, auch nicht zehn Minuten vor Ende, obwohl Du schon seit fünfzehn Minuten mit einer vollen Blase kämpfst. Du schämst Dich. Erkennst die Wahrheit nicht. Du schämst Dich denn jedes mal wenn Dich der Lehrer etwas frägt antwortest Du falsch oder gar nicht, obwohl Du es eigentlich weißt. Das nennt man "Prüfungsangst". Jeder der es besser weiß schweigt oder verdrängt es. Denn jeder weiß Du wurdest von Deinem Vater so konditioniert. Er hat Dir doch immer gesagt Du kannst nichts und weißt nichts. Er hat Dir, wenn überhaupt, alles nur einmal erklärt und wenn Du danach fragen hattest hast Du immer nur gehört lass es bleiben, Du bist ja eh zu dumm dafür. Du schämst Dich. Erkennst die Wahrheit nicht. Du schämst Dich denn man hat Dich in Deiner ersten Ausbildung nur ausgenutzt. Man hat Dir nichts beigebracht. Du warst nur der "billige Hilfsarbeiter". Dir wurde alles mögliche angedroht. Du wurdest alles mögliche geheißen. Niemand hat Dir geholfen. Du wurdest nur gedrückt. Egal ob in der Arbeit oder zuhause. Dein Vater hat nur gemeint Du kannst halt nichts. Bist zu dumm dafür. Du schämst Dich dafür. Erkennst die Wahrheit nicht. Du schämst Dich In den nächsten Berufen bist Du bei den Besten. Du lernst am schnellsten, kannst in kürzester Zeit selbständig arbeiten. Jedoch beim kleinsten Fehler bekommst Du ein über das Maß schlechtes Gewissen. Kannst für Deine Fehler nicht gerade stehen. Du lügst, wurdest ja so konditioniert. Vielleicht solltest Du es bleiben lassen. Bist halt zu dumm dafür. Du schämst Dich. Erkennst die Wahrheit nicht. Du schämst Dich Du musst zur Bundeswehr. Schaffst es nicht mal den Wehrdienst zu verweigern. Du schämst Dich. Verpflichtest Dich auf vier, dann acht und sogar auf zwölf Jahre am Schluss. Besuchst Eliteschulen für die Laufbahn, hast aber noch immer kein großes Selbstvertrauen. Lügst teilweise noch immer für den kleinsten Fehler. Du schämst Dich. Erkennst die Wahrheit nicht. Du schämst Dich In der eigenen Familie kannst Du Dich nicht durchsetzen. Musst wegen Deinem gewalttätigen Schwager mit einundzwanzig Jahren zwangsweise ausziehen. Du siehst auf Bitten Deiner Mutter weg, sagst nichts, wenn sie und Deine Schwester vergewaltigt und misshandelt werden. Von Deinem Schwager. Aus Angst das ihr drei dies auf gewalttätige Art und Weise Büsen müsst. Du schämst Dich. Erkennst die Wahrheit nicht. Du schämst Dich Das alles erträgst Du nicht mehr. Du versuchst Dich selbst umzubringen, doch auch dafür bist Du zu dumm. Dein Vater hat wahrscheinlich recht. Du solltest es bleiben lassen. Bist halt zu dumm dafür. Du schämst Dich. Erkennst die Wahrheit nicht. Du schämst Dich Deine Beziehungen dauern nur Wochen, ein paar überdauern gerade mal drei Jahre. Du solltest es bleiben lassen, bist nicht Beziehungsfähig, hast eine Scheidung nach einem knappen Jahr hinter Dir. Du solltest es einfach bleiben lassen. NEIN da kommt eine Frau die Dich heiratet und Deine Macken akzeptiert. Zweifelst trotzdem an Dir. Vielleicht doch bleiben lassen? Machst Du alles richtig? Nein bestimmt nicht aber Du gibst Dein Bestes. Versuchst es weiter. Endlich bekommst du nach über vierzig Jahren Selbstvertrauen. Musst Dich nicht über Kopfbedeckungen definieren oder identifizieren. Du schämst Dich, jedoch nur noch wegen Deiner Vergangenheit, hattest den Mut nicht Dich hinzustellen, dich zu wehren, Fehler einzugestehen. Du erkennst die Wahrheit. Was war kannst Du nicht mehr ändern. Die Zukunft ist neu, ist anders. Du hast gelernt Dich hinzustellen, Fehler einzugestehen, hast Selbstvertrauen. Du hast keinen Grund mehr Dich zu schämen. |
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23.02.2014, 13:55 | #2 |
Hey!
Ich find den Text ziemlich intensiv. Erinnert einen daran, welch große Verantwortung man als Pädagoge hat und dass vllt auch Reationen, die man selbst garnicht so schlimm einschätzt, bei den Kindern/Jugendlichen Narben hinterlassen. rein stilistisch bin ich mir nicht ganz sicher, in welche Kategorie ich den Text einordnen würde: Prosatext oder Lyrik. Es könnte beides sein. Wenn du willst könntest du das (auch durch die geschirebene Form) noch ein bissle abgrenzen. Aber insgesamt ist der Text gelungen. Gruß, Schreibfan |
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23.02.2014, 15:21 | #3 |
Danke
Du hast recht, die Abgrenzung ist recht schwer was meine Werke jedoch ausmachen. Ich möchte ja auch zum Nachdenken in jeglicher Form anregen.
Das mit der Verantwortung da gebe ich Dir auch recht. Bei meinem Großen ist im ersten KiGa soviel falsch gelaufen. Dies wurde auch durch uns erst sehr spät erkannt. War ja der erste. Es wurde von fachkundigen Stellen auch bestätigt. Nach unserem Umzug und Wechsel in einen neuen Kindergarten sind die massiven Unterschiede erst so richtig sichtbar geworden. Er "leidet" tlw. jetzt noch darunter, geht damit jedoch recht gut um. Dank dem letzten KiGa. |
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02.03.2014, 16:21 | #4 |
Danke
für Dein Kommi.
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Lesezeichen für Du schämst Dich |
Stichworte |
erziehung, selbstvertrauen |
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