|
|
Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
08.09.2013, 16:03 | #1 |
Forumsleitung
|
Hybris
Ich dachte lang: „So wird es kommen,
denn alle Fragen klärt die Zeit.“ Und war dann trotzdem wie benommen, denn für die Antwort nicht bereit. Ich sah den Tag nicht näher rücken, der mit der Wahrheit schwanger ging, und glaubte, ewig Glück zu pflücken - das Pech der Welt war nicht mein Ding. Ich trug nicht Rüstung, trug nicht Waffen, die Stunde null lag endlos fern, ich konnte alles, alles schaffen! Mein guter war der beste Stern. Doch plötzlich hörte auf zu schlagen das Herz, das meine Liebe trieb, es war Verschleiß und nicht Versagen - egal: Es war ein schwerer Hieb! Und dennoch: Ich hätt’s wissen müssen! Doch wählte Hybris statt Gebet. Jetzt kämpfe ich mit dem Gewissen, obwohl ich weiß: Es ist zu spät. 8. September 2013 by Ilka-Maria |
08.09.2013, 16:36 | #2 | |
Hallo Ilka-Maria,
die Art und Weise, wie du das lyrische Ich charakterisierst, gefällt mir. Ich frage mich nur, ob das, was du beschreibst, in dem Sinne wirklich eine "Hybris" ist. Das kommt für mich ein wenig hart daher (ist aber im lyrischen Sinne durchaus vertretbar). Zitat:
Narziss |
||
08.09.2013, 16:46 | #3 |
Forumsleitung
|
Auf den Tippfehler hat mich gerade eben Krebsgestoeber hingewiesen - danke. Ist ausgebessert.
|
08.09.2013, 16:52 | #4 |
Forumsleitung
|
Nein, lieber Narziss, ich meine, es kommt zu sanft daher. Die Härten des Lebens kommen - sie bleiben keinem Menschen erspart. Mein Gedicht handelt davon, diese Erkenntnis beiseite schieben zu wollen. Das funktioniert aber nicht.
|
08.09.2013, 17:07 | #5 | |
Zitat:
|
||
08.09.2013, 22:09 | #6 |
Das Gedicht gefällt mir, Ilka. Die Glückgewohnten trifft der Verlust unvorbereitet.
Am kernigsten finde ich: "es war Verschleiß und nicht Versagen". Gern gelesen. LG gummibaum |
|
09.09.2013, 04:06 | #7 |
Forumsleitung
|
Danke, Gummibaum.
Ich meine, dass es da eine ziemliche Bandbreite gibt - wahrscheinlich arrangiert sich jeder Mensch auf seine Art mit den Widrigkeiten des Lebens. Von ständiger Furcht bis hin zur völligen Verdrängung mag alles dabei sein. Deshalb schreibe ich meine Gedichte gerne in der Ich-Form oder indem ich ein Du anspreche: Ich will individualisieren, nicht verallgemeinern, denn wenn ich für alle Menschen zu sprechen versuchte, läge ich garantiert immer daneben. |
09.09.2013, 07:02 | #8 |
R.I.P.
|
Hallo, Ilka-Maria -
kurz und knapp: Außergewöhnlich gut. Da sitzt jedes Wort, da trifft jeder Vers. Favorit. Morgengruß von Thing |
14.09.2013, 16:06 | #9 |
Dabei seit: 04/2011
Ort: Die leere Fernbedienung
Alter: 37
Beiträge: 235
|
Hallo Ilka
Dein Gedicht hat mir außerordentlich gut gefallen. Es ist frisch, knackig und sauber geschrieben. Die Sprache ist schlicht und prägnant. Von der ersten Strophe an war ich begeistert. Nur S4 V1 ist ein grober Schnitzer der das schön formulierte Werk beträchtlich trübt. Ich hab mal, allein aus der Freude am Basteln an fremden Werken, versucht den Vers neu zu schmieden. Es sollte aber für eine erfahrene Dichterin, wie du es bist, ein leichtes sein selber die Wogen zu glätten. "Doch wollt mein Herz nicht weiter schlagen, das meine heiße Liebe trieb, es war Verschleiß und nicht Versagen - egal: Es war ein schwerer Hieb!" Natürlich fehlt bei mir das phonetisch schöne und passende -plötzlich- doch würde ich alle mal darauf verzichten um einen eleganten Satz zu kreieren. Vielleicht wär es auch ratsam die Aussage auf die ersten beiden Verse der Strophe zu legen und das, in meinen Augen wertvolle -plötzlich- doch noch in Verwendung bringen - und den Nebensatz dafür weg lassen. Wenn die Stelle wie der Rest wird, ist es ein rundum gelungenes Werk, mit toller Conclusio. Sehr gern gelesen. Briefmarke Geändert von Briefmarke (14.09.2013 um 20:34 Uhr) |
14.09.2013, 16:21 | #10 |
Forumsleitung
|
Danke!
Das ist ein schöner Vorschlag, den ich mir vormerken werde. LG Ilka |
15.09.2013, 12:39 | #11 |
Dabei seit: 06/2012
Ort: Erstwohnsitz: Der Himmel, ein Schneeweißes Wolkenbett
Alter: 63
Beiträge: 1.722
|
Liebe Ilka Maria,
müssen wir denn alles wissen? Und wenn, ein guter Stern das eigne Leben ummantelt und leicht hält, so könnte das eigene Fehlen doch die Wertschätzung des Glückes steigern. Ich behaupte, ob arm oder reich letztendlich wissen wir doch wenn wir fehlen einzig die Aufklärung und der Fundus des wissen schafft die Möglichkeit dieses Erkennen, auch zu beschreiben. Meine Erfahrung ist: Nehme den Schmerz an! Nicht jeder bringt die Kraft dafür auf. Auch mein Favorit Sich Zeit nehmen ist der Luxus um Fragen in sich selbst antworten zu lassen. Einen schönen Sonntag wünscht. Phönix |
15.09.2013, 14:05 | #12 |
Hallo, Ilka,
ich schließ mich gern meinen Vorrednern an. Gelungenes Gedicht, ganz dein präziser, klarer Stil. Du hast erklärt, worum es dir geht, welchen Fehler das LI macht. Ich find´s gut, dass du nochmal betonst, warum du in der Ich-Form schreibst. Darüber denk ich genauso. gern gelesen, schönen Sonntag noch, simba |
|
Lesezeichen für Hybris |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Hybris | Ilka-Maria | Sonstiges und Experimentelles | 6 | 21.06.2013 10:57 |
Widerlegung meiner vermeintlichen Hybris | Ayatollah | Sprüche und Kurzgedanken | 2 | 21.08.2012 15:33 |
[Religion] Hybris | jerome96114 | Fantasy, Magie und Religion | 2 | 22.03.2010 00:57 |