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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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20.02.2008, 12:06 | #1 |
Nach der Eiszeit
Eine andere Landschaft ist dein Gesicht
ohne die Orte an denen ich gerne wohnte Neue Bäume wachsen in den Gärten deiner Wangen mit Kinderschaukeln die bis zu den Wolken fliegen Eine Weile stand ich am Zaun strich über den kurz geschnittenen Rasen deiner Haare bevor ich weiter ging den Fluss entlang – zum Meer |
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20.02.2008, 13:33 | #2 |
Hey Perry!
Kurzum - mir gefällt dein kleines Gedicht bzw. vor allem die Idee, ein Gesicht mit einem Wohnort zu vergleichen. Die "Gärten deiner Wangen" sind total ungewohnt, mag ich. Sich Kinderschaukeln vorstellen müssen ebenfalls . Die Haare sind dann also die Hecke am Zaun...aber was Fluss und Meer sind, darauf komme ich gerade nicht. Nunja. Sprachlich und bildlich ansprechendes Gedicht. Grüße santa |
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20.02.2008, 13:48 | #3 |
RE: Nach der Eiszeit
interessanter text, perry.er spricht mich sehr an.
ich habe allerdings erst durch santa fus kommentar die lesart entdeckt, die ich gar nicht sah. für mich hörte die betrachtung des lyrischen ich dort auf, wo es über die haare streicht, dann erscheint das bild zu rutschen in eine bildhafte realität. ich sehe darin die begegnung zweier menschen, die sich auseinandergelebt, getrennt haben. nach langer zeit begegnen sie einander wieder, begutachtet das lyrich das gesicht, die veränderungen die geschehen sind. es scheint eine art resignation platz zu greifen in der zweiten strophe, ein stilles sich-abfinden, hier nicht mehr zuhause sein zu können,nicht in den wolken dabeizusein. das streicheln der haare findet im kopf statt, vielleicht sind sie wirklich zurechtgestutzt, vielleicht in gedanken wieder lang gewesen. hm.. und dann geht das lyrich weg, wissend, dass am ende seines weges wieder weite ist, vom fluss zum meer...nach der enge im herzen nach der trennung sich wieder weite und neue gefühle finden können. auch hier vielleicht eine folge des abstands oder allein in einer anderen beziehung.. in strophe zwei sehe ich nicht nur reine metaphorik...sondern einen übergang zur realität. perry, falls du das absichtlich so gemacht hast, und das nicht nur meine an den haaren herbeigezogene interpretation ist, dann würde ich sagen: den text find ich genial konzipiert. auf jeden fall ist er sehr ansprechend. lg a |
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20.02.2008, 14:44 | #4 |
RE: Nach der Eiszeit
Hi Perry,
"nach der Eiszeit" lese ich hier, als nach dem Tod, nach der Phase des Erstarrens, Absterbens, in einen anderen Zustand Übergehens, wenn der offensichtliche Wandel zunächst vollzogen ist, den das LD noch miterlebt. Das LD sagt:"stand ich" "eine Weile am Zaun", ich denke an der Bahre und betrachtet, das einst vertraute Wesen, wie "dein Gesicht ohne die Orte an denen ich gerne wohnte". Diese Orte werden wohl das Lächeln sein, kleine Lachfalten, Grübchen, all sowas, welches zu Lebzeiten des LI, Heimat bedeutete. "Neue Bäume wachsen in den Gärten deiner Wangen", Flecke, wie Blätter, in Formen, wie "Kinderschaukeln", die "bis zu den Wolken fliegen", die dich auf dem Weg Richtung, tja, Himmel? begleiten. Hinter dem Sarg stehend, streicht das LD noch einmal über den, womöglich durch Krankheit gezwungenermaßen abrasierten,"kurz geschnittenen Rasen deiner Haare", zum Abschied, "bevor ich weiter ging", "den Fluss entlang. Das LI geht weiter seinen vorgezeichneten Lebensweg bis"zum Meer", dahin, wo der Fluss endet, dahin, wo auch sein Leben endet, wohin das LD vorausgegangen ist. Ein wenig stille Hoffnung schwingt in dem Ende mit, dass der Glaube an den ewigen Wandel, sowohl Tod, als auch Leben erträglicher macht. Mabel |
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20.02.2008, 14:52 | #5 |
mabel, irgendwie mag ich deine interpretationen wirklich, hat alles hand und fuß...
aber auch apnoes sichtweise ist interessant... ein text, der so viele blickwinkel ermöglicht, kann nicht zu schlecht sein. |
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20.02.2008, 20:38 | #6 |
Hallo santa fu,
freut mich, dass dir mein Blick in die Gesichtslandschaft einer verlorenen Liebe gefallen hat. Der Fluss und das Meer sind Abschiedsbilder. Danke für dein Interesse und LG Perry Hallo apnoe, deine Lesart kommt meiner Intention sehr nahe. Das LyrIch schaut nach einer langen Zeit der Trennung beim LyrDu vorbei. Es muss feststellen, dass in dessem Leben kein Platz mehr für es ist. Der Blickwechsel zum Fluss und Meer ist allerdings weniger hoffnungsvoll, eher resignierend seinen Weg allein zum Ende gehen zu müssen. Danke für deine lobende Einschätzung und LG Perry Hallo Mabel, in gewisser Weise trifft auch deine Deutung zu, denn eine endgültig verlorene Liebe ist wie Sterben. Eiszeit steht für eine lange innere Kälte und dass der Fluss ins Meer fließt ist sicher eine tröstliche Sicht des Todes als Heimkehr und mögliche Wiedergeburt . Danke für deine interessante Interpretation und LG Perry |
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