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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 31.05.2006, 12:16   #1
stoppelfeld
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 31

Standard Vom Stand des Dichters

"Vom Stand des Dichters":


Ein jeder ist heut Dichter,
doch keiner kann mehr dichten.
Nur jene, die vernichten,
bestehn als wahre Dichter.

So sprach der Philosoph.
Errätst du, wen ich meine?
Eine klitze-kleine
Spur vom Philosoph?

Ein jeder ist heut Dichter.
Was solln wir gegen tun?
Der Stift, er darf nicht ruhn! -
sei eines Dichters Richter!

Doch was erzähl ich Narr!
Bin ich nicht selber einer? -
Eines aber, weiß keiner:
Zum Fressen sind sie da!

Für jedermann Geschmäcker,
muss etwas dabei sein:
Die Schmecker-Leckereien
der lieben Verse-Bäcker!

Verkommener Beruf!
Es reicht zu keinem Brot!
Zuviele Worte tot
und alles im Verruf!

Doch keine Verse backen
und weiter Dichter sein,
scheint mir die Kunst zu sein.
Das muss erst einmal sacken!
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Alt 31.05.2006, 13:53   #2
SalkinII
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 214

Schöne Idee, nur ein paar dinge klingen etwas ungereimt... also disharmonisch... Vielleicht war das auch absicht

Vor allem an dem

Zitat:
Was solln wir gegen tun?
finde ich einfach keinen Gefallen.

Aber wie gesagt. Schöne idee.

LG S.
SalkinII ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2006, 17:08   #3
stoppelfeld
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 31

ja gut disharmonisch würde ich es nicht gleich nennen. es ist duchaus zulässig, dass da mal ein versfuß weniger oder mehr ist, aber im wesentlichen ist die sache ja dreihebig und jambisch. nenn es absicht, dass ich darauf nicht so penetrant geachtet habe.

was ist denn für dich die "schöne idee", die dahinter steckt?

die primäre these ist halt, dass jeder dichter ist. und ich weiß, dass ich mich in einem sehr kontroversen sektor bewege, wenn ich sage, dass es immer schwerer fällt zu unterscheiden, was gute kunst ist, oder was einfach hingeschrieben ist, und - wenn man es genau nimmt - nicht wirklich einen bezug hat.
dieser konflikt der bewertung, was gut und was schlecht ist, entsteht automatisch, wenn man eine große menge an schriften hat bzw. "autoren" relativ viel produziertes veröffentlichen. es besteht für mich da die gefahr, dass im verhältnis mehr schlechte kunst, als wirklich gute kunst entsteht.

ohne provozieren zu wollen, hat man doch manchmal das gefühl, dass manche autoren ihre gedichte jeden tag früh morgens aus dem backofen holen und sie einfach in ihre schaufenster schmeißen, ohne sie vielleicht nochmal zu überarbeiten oder vielleicht doch nicht zu veröffentlichen.

verstehst du? man kann dichten, man kann aber auch "backen".

in dem gedicht finden sich hier und da auch andere anspielungen, die etwa die abhängigkeit des dichters von seinem publikum thematisieren, oder halt einfach die arbeitsmöglicheiten eines dichters beklagen.
dieses "Nur jene, die vernichten, bestehn als wahre Dichter" ist vielleicht etwas drastisch, aber es hat eigentlich nur zum ziel, zu sagen, dass man das, was man selbst schreibt kritisch betrachtet und den mut findet sachen auch mal zu verwerfen, oder zu vernichten. und sie nicht wegen ihrer bloßen sprachlichen schönheit oder etwa der eigenen ansicht nach veröffentlicht, obwohl man weiß dass es eben nonsens ist.

was ich damit sagen will, oder besser, was ich bezwecken will, ist: man sollte über dinge, die man geschrieben hat auch einfach mal zeit vergehen lassen und sich nicht vom ersten anschein seiner fähigkeiten verführen lassen. die zeit wird zeigen, was gut und was schlecht ist.
stoppelfeld ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2006, 17:45   #4
SalkinII
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 214

Du sprichst mir aus der Seele. Obwohl der Grad auf dem du dich bewegst auch wirklich schmal ist.

Ja das mit dem Disharmonisch ist wirklich zu hart gewesen, aber es ist halt nicht lupenrein.

Das mit dem reifen eines Gedichtes, dass ist doch eigentlich ein natürlicher Prozess. Es gibt manche dinge, an denen man nichts mehr verändern will, aber normalerweise ändere ich jedes Gedicht in einer Formulierung. Man kann ja nicht erwarten, dass man einen konstanten Fluss von genialen werken produziert. Ein echtes Juwel, das ungeschliffen brilliert kommt selten zu stande.

Also wie gesagt, die umsetzung hat mich nicht wirklich für sich gewonnen, aber die Idee.

LG S.
SalkinII ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2006, 18:24   #5
stoppelfeld
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 31

es kommt auch nicht darauf an immer nur "juvele" zu schaffen, das habe ich nicht gesagt. und man soll auch diese gedichte schreiben, die man persönlich mag und für richtig hält. nur: man sollte sehr darüber nachdenken, was man letztendlich wirklich veröffentlicht. (ich meine in diesem forum ist das vielleicht noch etwas spezielleres: hier schreibt jeder wie er mag und denkt, es ist nicht wirklich ein veröffentlichen, wenn man hier ein gedicht postet. es ist vielmehr ein austausch.)
trotzdem sollte man vielleicht es zur gewohnheit werden lassen noch sorgfälltiger zu trennen. umso mehr juvele wird man mit der zeit auch schaffen.
ich will mir das gar nicht zuschreiben, denn ich beherrsche es selbst nicht, aber es ist wie gesagt ein ideal, eine idee, vielleicht auch ein anspruch, den man an sich selbst stellt (?)
stoppelfeld ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2006, 18:55   #6
SalkinII
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 214

Das hat seine richtigkeit was du da schreibst. Man sollte einfach nur eine idee verfolgen und so gut es geht dieser vorstellung von guter Lyrik gerecht werden. Wenn man dann scheitert zeigt sich darin die grenze des eigenen Könnens auf. Wenn man, was utopisch ist, nicht scheitert (ein ideal ist meist nicht realisierbar, man nehme das Werk Alberto Giaccomettis) hat man sein Seelenheil gefunden.

Die einstellung, dass das hier eine Plattform für austausch und verbesserung ist kann ich nur bestätigen. Niemand denkt, dass das hier veröffentlichung ist... hoffe ich.

Ich persönlich habe auch eine beträchtliche Zahl an Gedichten für die ich mich schämen würde sie hier zu posten. Andererseits habe ich auch schon einige umgeschrieben, so dass sie akzeptabel sind.

Doch ich glaube ich kann dir in dem was du schreibst recht geben.

Aber dann feile doch an deinen Wortkunstwerken bis du den anspruch nahezu gleichkommst, den du dir setzt.

LG S.
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