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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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01.03.2019, 17:11 | #1 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Stadt mein Feind, Wald mein Freund
Inspiriert durch diesen Spruch:
Mir sind die Städte Feind, mir Freund die Wälder – Francesco Petrarca Ich lieg noch im Schlaf, da quietscht schon die Bahn, schnell raus aus den Kissen, schön artig und brav, alltäglicher Wahn, ich fühl mich beschissen. Ich stürz aus dem Haus in stockdunkle Nacht, hinein in die Menge, bin nur eine Laus, die rennt und die macht, in steinerner Enge. Das Glashaus vor mir, ein Riese aus Stahl, wird mich gleich verschlucken, hier hock ich bis vier, alltägliche Qual, geschäftiges Ducken. Dabei wär ich gerne weit draußen im Freien und lauschte den Vögeln mit ihren Gesängen, dort würde mein Innres in Kürze gedeihen, erlöst wäre ich von den städtischen Zwängen. Ich ließe mich treiben vom herbstlichen Wind, genösse sein Rauschen und wär wieder Kind. Auf einsamer Bank unter goldgelben Bäumen, da könnt ich von Freiheit und Lebenslust träumen. Die Stadt möcht ich meiden, auf ewig verdrängen, den Wald kann ich leiden, fernab von den Zwängen. |
01.03.2019, 17:51 | #2 |
Lieber Nöck,
die Strophen über die Stadt haben einen anderen Rhythmus als die über den Wald. Sie wirken viel hektischer. Das gefällt mir. Ansonsten finde ich Deinen Vergleich ein wenig ungerecht. Ich persönlich würde zwar oft in idyllischer Landschaft wandern, aber niemals dort leben wollen. Ich lebe in einer Kleinstadt mit guter Verkehrsanbindung an GroßStädte mit Theater, Oper und vielen anderen kulturellen Möglichkeiten. Die Kleinstadt bietet mir Buchladen, Bibliothek, kurze Einkaufswege, kurz alles, was wichtig ist, wenn man alt ist. Der schönste Wald würde mir stattdessen wenig nützen. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin |
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01.03.2019, 18:36 | #3 |
abgemeldet
Dabei seit: 04/2018
Ort: Zwischen den Gedanken
Alter: 57
Beiträge: 697
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Hallo Nöck,
ich finde die gesetzten Gegensätze kommen sehr gut zur Geltung. Der ersten Teil wird durch Hektik und Eingespanntsein bestimmt und beim Lesen der Worte entsteht der Eindruck einer unermüdlich laufenden Maschinerie. Mit jeder Zeile wird es enger und erst bei den Gedanken an die Natur, fällt man aus der Beengung heraus in die Weite der schönen Erinnerungsbilder. Fein. Durch die unterschiedliche Dynamik angeregt, kam mir der Film "Koyaanisqatsi" in den Sinn. Mit der letzten Strophe hadere ich etwas. Ich vermute sie soll den Titel verstärkend aufnehmen und die gespaltene Einstellung des LI verdeutlichen? LG, S. |
01.03.2019, 23:35 | #4 |
@ Nöck
Traumfragmente eines typophilen Exkommunisten Ein Sägewerk im Wald errichten, eine Horde Holzfäller anheuern, fällen die Fichten und Monitore verfeuern. Eine Papierfabrik am Bach bauen, ein paar Chinesen einstellen, keine Tarifverträge durchkauen, sondern sie um ihren Lohn prellen. Eine Druckerei im Tal hochziehen, Bleisetzer verpflichten, vor Monotype knien, Warnstreiks schlichten. Und am Ende steht das eine oder andere deiner Gedichte auf dem Papier, das es sich redlich verdient hat. |
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01.03.2019, 23:45 | #5 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
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Lieber Nöck,
wie könnte ich ein Gedicht über meinen geliebten Wald nicht kommentieren?
Ich finde die Idee der Gegensätze super und gelungen. naturnahen Gruß Unar |
02.03.2019, 10:17 | #6 | ||
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Liebe AlteLyrikerin,
der Spruch von Francesco Petrarca hat mir das Thema unmissverständlich vorgegeben und so kommt die Stadt nun einmal schlecht weg. Für dich mag der Vergleich ungerecht sein, aber das ist Ansichtssache. Es gibt genug Menschen, die das hektische Leben in Stadt und Beruf nur zu gerne gegen die Freiheit in der Natur eintauschen würden oder schon eingetauscht haben. Ich kann das bei meinen Aufenthalten in der norwegischen Natur, umgeben von Wäldern und Bergen und dem malerischen See direkt vor der Blockhütte, sehr gut nachvollziehen. Ich danke dir für deine Sichtweise und wünsche dir noch viele schöne Stunden in deiner städtischen Umgebung. Liebe Grüße Nöck Liebe Serpentina, Zitat:
Die letzten beiden Zeilen sollen tatsächlich verstärken und zusammenfassen, sie sind quasi das Resümee. Liebe Grüße Nöck Hallo Plutino, deine Traumfragmente haben aber massive albtraumhafte Züge, da hat dir sicher ein Nachtmahr auf der Brust gesessen. Zitat:
Liebe Grüße Nöck Liebe Unar, es macht Spaß, über den Wald zu schreiben, es ist ein unerschöpfliches Thema. Und wer den Wald liebt, muss ein guter Mensch sein. Liebe Grüße Nöck |
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02.03.2019, 15:52 | #7 |
Die Aussage ist aber sehr gewagt. Kennst du den Roman ›Die dunkle Seite des Mondes‹ von Martin Suter?
Ich dachte auch mal, dass Katzenliebhaber keine schlechten Menschen sein können. Aber das kann irgendwie nicht sein. Oder der Großteil der Katzenliebhaber liebt seine Katzen nicht wirklich. |
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02.03.2019, 16:30 | #8 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Zitat:
Den Film kenne ich (noch) nicht, du hast mich aber neugierig gemacht, und der Großteil der Menschen, einschließlich der Katzenliebhaber, liebt in erster Linie nur sich selbst. |
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Lesezeichen für Stadt mein Feind, Wald mein Freund |
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