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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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20.04.2022, 19:22 | #1 |
Ein edler Spender…
Ein edler Spender –
schwatzt nicht von seiner Spende. Ein verantwortungsvoller Physiker – hätte das Verfahren zur Kernspaltung für sich behalten. Ein unabhängiger Dichter dichtet – für niemand und veröffentlicht nichts. Ein edler Staat – gibt es den? Ein verantwortungsvoller Staat – gibt es den? Ein unabhängiger Staat – gibt es den? Nehmen wir an, es gäbe ihn, den edlen, verantwortungsvollen, unabhängigen Staat und man würde ihn um Waffen bitten: Er müsste sich wie der edle Spender, der verantwortungsvolle Physiker, der unabhängige Dichter verhalten, um nicht seine Reputation zu verlieren. |
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26.04.2022, 15:26 | #2 |
Hallo Ottilie,
Sorge um Reputation sollte
verantwortungsvolles Handeln nicht behindern Gruß -ganter- |
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26.04.2022, 19:19 | #3 | |||
Forumsleitung
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Schwatzen, um seine "Großherzigkeit" zum Markte zu tragen, sollte er nicht; aber darüber reden, um andere auch zum Spenden zu motivieren, dann bleibt ihm der Adel des Guten erhalten.
Zitat:
Doch, er veröffentlich, denn er will sich Lesern mitteilen und sich mit anderen Autoren austauschen. Unabhängig kann er trotzdem bleiben, indem er die Schreiberei nicht zu einem Brotberuf macht. Erst wenn er davon leben will, gerät er in das Fahrwasser der Verlage und wird abhängig, weil er dann Auflagen erfüllen und termingerecht liefern muss. Zitat:
Zitat:
Der "ideale Staat" war schon immer ein großes Thema in der Philosophie, denn gäbe es ihn, hätten sich die großen Denker von Platon über Thomas Morus bis zu den modernen Philosophen ihre Werke sparen können. Die ideale Antwort zu finden wird immer schwieriger. Wie soll man sie denn in der heutigen dichtbevölkerten Welt finden, wenn man schon in der Antike und im Mittelalter bei weit weniger Menschen auf diesem Planeten damit ein unlösbares Problem hatte und sich streckenweise auf der Suche nach dem idealen Zustand in Diktaturen und Völkermorden verlor? Für mich ist der Text nicht kohärent: Im ersten Teil geht er von Behauptungen aus bzw. von Forderungen an Individuen, denen diese, so sie wollen, leicht nachzukommen ist. Der zweite Teil wendet sich einem Kollektiv (dem Staat) zu, und zwar in Fragen, die in das Problem "Waffenlieferung" münden. Wenn es die Absicht dieses Textes ist, einen aktuellen Bezug herzustellen, ist mir nicht klar, weshalb der Bogen vom Spender und Dichter dorthin gespannt werden muss. Wozu dieser Umweg? Warum die Frage, ob ein Staat Waffen liefern soll, nicht direkt stellen? |
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26.04.2022, 20:42 | #4 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo Ottilie,
ich denke, Ilka-Maria hat den Finger in die Wunde gelegt. Auch mir missfällt die mangelnde Kohärenz in Deinem Gedicht. Ich bleib mal bei dem Dichter, Du schreibst: Ein unabhängiger Dichter dichtet – für niemand und veröffentlicht nichts. Ich berufe mich auf einen Großen unter den Dichtern: "Wer aber nicht eine Million Leser erwartet, sollte keine Zeile schreiben." Was, liebe Ottilie, wäre unsere Kultur ohne die Werke der Dichter? Als Namensträgerin einer engen Verwandten des Verfassers, also seiner Schwiegertochter, sollst Du nicht nur den Goethe-Aphorismus kennen, sondern wissen, was er in einem Gespräch mit Eckermann gesagt hat: „Überall“, fuhr Goethe fort, „lernt man nur von dem, den man liebt. Solche Gesinnungen finden sich nun wohl gegen mich bei jetzt heranwachsenden jungen Talenten, allein ich fand sie sehr spärlich unter gleichzeitigen. Ja ich wüßte kaum einen einzigen Mann von Bedeutung zu nennen, dem ich durchaus recht gewesen wäre. Gleich an meinem ‚Werther’ tadelten sie so viel, daß, wenn ich jede gescholtene Stelle hätte tilgen wollen, von dem ganzen Buche keine Zeile geblieben wäre. Allein aller Tadel schadete mir nichts, denn solche subjektive Urteile einzelner obgleich bedeutender Männer stellten sich durch die Masse wieder ins Gleiche. Wer aber nicht eine Million Leser erwartet, sollte keine Zeile schreiben.“ Liebe Grüße, Heinz |
10.05.2022, 08:43 | #5 |
Paradoxien
Hallo Ganter, Ilka, Heinz,
ihr habt ja alle recht: Der Text ist nicht „kohärent“, wenn man Kohärenz als eine Art Metawort für Nachvollziehbarkeit und inhaltliche Logik sieht. Der Text ist im Prinzip eine Aneinanderreihung von Paradoxien: Ich kenne keinen Spender, der seine Spende geheim hielt – er wäre ja dann als Spender nicht bekannt. Physiker kümmern sich mehr um Physik als um die Folgen. Am unverschämtesten finde ich selbst den „unabhängigen Dichter“: Auch er wäre quasi nicht existent, veröffentlichte er nichts (nicht mal was in Foren) und kümmerte sich einen Dreck um Leute, die immer irgendwas lesen müssen, um es zu goutieren oder zu zerpflücken. Vom „edlen Staat“ gar nicht erst zu reden. Würde der echte Unabhängigkeit anstreben, dürfte er nicht einen Liter Öl von einem anderen Staat beziehen und müsste seine Flaggen unsichtbar auf den Rückseiten unbekannter Planeten aufstellen… Ergo: ein schlechter Text, der höchstens deutlich macht: Unabhängigkeit gibt es wohl nicht, weder für den Spender, den Dichter, den Physiker noch irgend einen Staat. |
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10.05.2022, 09:50 | #6 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Ottilie,
wenn wir doch alle recht haben, wie Du schreibst, was hat das Gedicht dann noch für einen Sinn? Mein abschließendes Urteil: Dummes Zeug - hau es in die Tonne. Liebe Grüße, Heinz |
10.05.2022, 12:57 | #7 |
Entsorgung
Hallo Heinz,
danke für Deinen sehr konstruktiven Vorschlag! Allein - ich habs versucht. Leider war die Tonne, als ich den Deckel vorsichtig lüpfte, voll. Mit den Werken der unabhängigen Dichter... Ich war aber ganz froh, mein Unwerk nicht mehr unterbringen zu müssen, sah ich doch, dass die Tonne von einem edlen Stifter stammt... Soweit eine leicht entspannte Antwort. Ein bisschen ernster muss ich dennoch feststellen: Es gibt all die Dinge nicht, über die ich schrieb, von dessen Existenz aber die meisten sehr überzeugt sind. Wer hört schon gerne, er sei nicht unabhängig? Welchem Spender sage ich, dass seine Gabe sehr wohl auch eigennützige Zwecke verfolgt? Warum wird die Frage des freien Willens bis heute diskutiert? Dein Vorschlag zur Entsorgung könnte vielleicht auch diese Diskussion abkürzen - oder verlängern... Paradoxien sind für viele recht unangenehm, wer auf Wahrheiten aus ist, kann damit meist nix anzufangen. Von Voltaire soll dieses Sprüchlein sein: Wer zweifelt, ist in keiner angenehmen Position. Wer Gewissheit hat, in einer lächerlichen... |
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10.05.2022, 15:33 | #8 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Ottilie,
solche selbstbewussten Antworten auf meine defätistischen Äußerungen gefallen mir! Hut ab und liebe Grüße, Heinz |
Lesezeichen für Ein edler Spender… |
Stichworte |
spende, verantwortung, waffen |
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