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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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19.12.2013, 23:34 | #1 |
Der Tod des Weihnachtsmanns
Der Tod des Weihnachtsmanns
Hörst du es, Mutter, wie der Schnee fällt sacht. Ich hätte das wirklich nie von dir gedacht. Wie Weihnachtsgans mit gestopftem Bauch schläfst du, draußen Winde weh'n. Ich bekomme was ich will, so ist der Brauch. Schlaf ruhig weiter und lass gescheh'n. Siehst du, Mutter, wozu du mich gebracht? Was dachtest du, als du es gemacht? Der Baum erstrahlt von hundert Kerzen. Alles leuchtet hell und klar. Doch die Flamme in deinem Herzen, das einzig Licht, das aus noch war. Ich frage, Mutter, warum hast du dieses Unheil getan? Dachtest du, ich bin so dumm, nicht merken deinen Mord am Weihnachtsmann? Rot die Mütze, weiß der Bart, hast du den Anzug im Schrank verwahrt. Und letztes Jahr noch, sah ich dich küssen den alten Mann, hast du das müssen? Drum steh ich, Mutter, nun an deinem Bett und zwinge mich es zu tun, mit Vaters Klinge. Geschenke bekomme ich dies' Jahr sowieso nicht, auch wenn ich artig war, weil du den Mann, ohne Zweifel, hast getötet, du elend Teufel. Doch horch unten, ein Geräusch. Regelrecht Krach. Kann's sein, dass ich täusch'? Ich seh' lieber nach. Tatsächlich neben dem Baum, ich glaube es kaum, steht mein Vater, ein gestandener Mann und hat die Sachen vom Weihnachtsmann an. Verwirrung meinen Kopf versüßt. Hättest, Mutter, du fast umsonst gebüßt? "Papa bist du's, warum solchen Krach?" Er wirbelt herum:"Du bist noch wach?" "Was willst du mit dem Messer? Kind das ist nichts für dich!" "Ach", sage ich, "ich sag es nicht, besser." Also daher fand ich seine Tracht gestern bei dämmrigem Licht. So fand ich heraus in dieser heiligen Nacht: den Weihnachtsmann, den gibt es nicht. |
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