Geist der Weihnacht

[Desperado]

Wir wünschen jedem Wickelkind von Herzen,
dass es vom Leben nicht gebeutelt wird wie unsereins
und wissen doch, es bleibt ihm nicht erspart.
Drum füllt mit Wehmut uns das helle Kinderlachen,
da unsres trocken klingt und rau ob mancher Seelenschmerzen
und Tränenfluten, die ersäuft im falschen Trost des Weins.
Das Mienenspiel der Wangen ist zu Eis erstarrt,
als trügerischer Hoffnung Schwindel Hohn uns sprachen.

Die frohe Botschaft einer klaren Nacht
scheint fern mir und im Lebenskampf verhallt,
grad so, als wäre Bethlehem auf Golgatha,
als wär das Kreuz aus Krippenholz gezimmert.
Die Engel, die da gute Kunde uns gebracht,
als Unglücksboten mir erschienen bald,
da schon im frühen zarten Lebensjahr
mein Urvertrauen sterbend hat gewimmert.

Wer in der Hölle Herzen ist geboren,
so wie’s bei mir voreinst der Fall gewesen,
der ahnt bereits das Grauen blutgen Kindermords,
wenn seiner Unschuld Schäfchen sind vom Wolf zerrissen.
Hat das Vertrauen schon im Morgenrot verloren,
ein Abgrund tut sich auf in seinem Wesen,
er glaubt nicht an das Märchen eines guten Lords,
die Schlange ringelnd in der Ferse festgebissen.

Der Geist der künftgen Weihnacht schreckt ihn nicht,
da die vergangne nichts als Schrecken übrig lässt
und die der Gegenwart nur leere Floskeln hat zu schenken.
Weil all den mühsam aufgesetzten Frieden der für Lüge hält,
der schaut die Finsternis verborgen hinter hellem Licht,
nachts, wenn der Angstschweiß seine Kissen nässt
und wirre Träume rauben ihm das hoffnungsschwere Denken,
so er sich zu den ewig Ungeliebten zählt.



Weihnachten 2007