|
|
Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
03.05.2008, 18:08 | #1 |
Pälzer Blues
Pälzer Blues
neber moim Feld do steht e Haisel mit me guhde Woi im Keller unn Worschd unn Schinke in de Vorratskammer unn ich setz die Kapp uff unn marschier noch Oschte damit ich dort bin wann die Sunn uffgeht neber moim Weg do steht e Bänkel dort hockt e Mädel es rickt uff die Seit, macht mer Platz unn ich setz die Kapp uff unn marschier noch Oschte damit ich dort bin wann die Sunn uffgeht im Weschte hinner de Wingert do iss de Himmel rot waarmi Luft noch uff de Stirn abber die Nacht krabbelt kalt die Waade hoch unn ich setz die Kapp uff unn marschier noch Oschte damit ich dort bin wann die Sunn uffgeht |
|
06.05.2008, 08:28 | #2 |
Das mag ich. Der Text ist ungewöhnlich. Und in seiner Lebensfreude schwingt doch Sehnsucht mit.
Was bedeutet "Wingert"? |
|
09.05.2008, 13:08 | #3 | |
Hi, Starchaser
Darf ich ... Zitat:
"Wingert" heißt Weinberg (Singular und Plural gleich) - in der Pfalz eine außerordentlich wichtige landschaftliche Kategorie! Sternfolger, auch mir hat es Spaß und Freude gemacht, den Text zu lesen. Der Blick auf die traditionellen (historisch anmutenden - aber nicht zwingend nur historischen) Lebenselemente ist warm und heimelig ... ja: heimatverbunden in einem guten Sinn. Und das, ohne dabei kitschig zu werden. Es simpel; in Sprache, Struktur und Idee sehr schlicht und einfach. Aber ist es deswegen platt? In meinen Augen nicht. Vor allem der "Refrain" transportiert eine optimistische Lebensfreude an den Welt-Dingen - - und das quer durch die Nacht! Allerdings gibt es im Refrain auch etwas, was mir nicht behagt - das mag aber an subjektiven Assoziationen liegen: "Setz die Kapp uff un mach mit!" - - das war mal so ein unsäglich motivierender Fasnachts-Werbespruch (mainzerisch?), der mir beim Lesen Deiner ersten Refrain-Zeile immer im Hinterkopf herumschwirrt. But maybe that's just me ... Kleinere sprachliche Anmerkungen habe ich noch: Str. 1 Z. 4 ist ein bißchen lang, n'est pas? Das liegt an der sprachlich unhadlichen "Vorratskammer". Wie wäre es denn mit "Speis"? [Diese pfälzische Verkürzung der "Speisekammer" gehört zwar nicht zu meinem aktiven Wortschatz, aber es gibt sie!] "unn Worschd unn Schinke in de Speis" - das käme doch auch rhythmisch besser, mMn. In Str. 2 gefällt mir so gut, dass das Zeichen der Zugehörigkeit hier so schlicht und unaufdringlich ist: das Mädel "rickt uff die Seit, macht mer Platz" Eine Geste - sehr wirkungsvoll! Ich hätte allerdings "des rickt uff die Seit" geschrieben - aber das ist wohl Geschmacksfrage. In der so schönen dritten Str. (wenn man die Refrains nicht zählt) heißt es "do iss de Himmel rot waarmi Luft noch uff de Stirn abber die Nacht krabbelt kalt die Waade hoch" - - somit ist der HIMMEL grammatisches Subjekt - zumindest in dem syntaktisch vollständigen Satz der Z. 2. In dem "syntaktischen Fragment" Z. 3 ist man dann leider versucht, den Himmel weiterhin als "handelndes" Subjekt zu sehen - - dabei ist natürlich das LyrIch gemeint. Vllt. könnte man das entschärfen. "waarmi Luft uff meiner Stirn" - - oder so ... Und: Immer Vorsicht - nicht zu weit in den Osten wandern ... sonst landest Du bei den Geelfüßlern! Bis 's nägschtmol, LeSchmürz. |
||