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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 20.04.2025, 08:00   #1
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 71
Beiträge: 10.998

Standard Tanz in den Tod

Tanz war das, was uns vereinte,
und wir tanzten so als Paar,
dass, wer zusah, leise weinte,
weil sein Herz sich ihm entsteinte,
und er nicht mehr traurig war.

Magisch konnten wir uns binden
und verwachsen wie im Traum,
einig schweben, frei uns winden,
losgelöst einander finden.
Jeder Schritt beschwor den Raum.

Aber plötzlich kein Erbarmen,
liebtest du mich allzu sehr,
starbst daran mit einem warmen
Blick beim Tanz in meinen Armen,
und ich tanzte niemals mehr…


(2020)
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.04.2025, 10:20   #2
männlich dunkler Traum
 
Benutzerbild von dunkler Traum
 
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 2.092

Standard Hallo Gummibaum

... das ist irgendwie magisch und befeuchtet meine Augen.

wünsche schöne Träume
dT
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.04.2025, 20:19   #3
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 71
Beiträge: 10.998

Danke, dunkler Traum.

LG g
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.04.2025, 02:29   #4
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 32.349

Zitat:
Zitat von gummibaum Beitrag anzeigen
weil sein Herz sich ihm entsteinte,
An diesem Vers bin ich hängengeblieben, gummibaum, weil er in mir ambivalente Gefühle ausgelöst hat. Einerseits finde ich ihn originell, nimmt man ihn als Äquivalent zu der Metapher, etwas könne einen Stein erweichen. Wobei hier das Herz gemeint ist, das hart wie Stein beim Anblick eines glücklich tanzenden Paares weich (=entsteint) wird.

Andererseits sehe ich bei "entsteinen" ein Stück Obst vor mir, aus dem man den Stein (manchmal "Kern") entfernt. Das ist die eigentliche Bedeutung des Verbs, für dessen Umsetzung es die unterschiedlichsten Küchenwerkzeuge gibt. Wenn ich den Vers aus dieser Perspektive betrachte, hängt das Bild schief.

Gelungen oder nicht? Nun, das Wort reimt sich perfekt auf "vereinte". Also ja, gelungen.

Ambivalent ist auch das flotte Tempo, das der Rhythmus der Verse erzeugt und sich in Kontrast zu der romantischen Rührigkeit des Inhalts verhält, obwohl es um einen Tanz in den Tod geht. Sollte das Sterben nicht weniger beschwingt sein als die Jugend? Hätte man vielleicht den Rhythmus ändern sollen? Oder tanzt man unbekümmert und fröhlich in den Tod hinein?

Ein Gedicht, das sich locker runterliest, dessen vermeintlich einfacher Inhalt aber nachdenklich macht.

LG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.04.2025, 14:34   #5
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 71
Beiträge: 10.998

Danke, liebe Ilka.

Das sind vielleicht neuralgische Punkte im Gedicht, und du zeigst, warum.
Ich habe bei „entsteinte“ eher noch an Nieren- oder Blasensteine gedacht; nur dass im Herz nicht Stoffe, sondern Gefühle versteinert sind. Der übergangslose Eintritt des Todes kann zwiespältige Gefühle (z.B. Bestürzung/Belustigung) auslösen.

Liebe Grüße von gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.05.2025, 17:23   #6
männlich Blondblue
 
Benutzerbild von Blondblue
 
Dabei seit: 04/2024
Ort: Berlin
Alter: 60
Beiträge: 80

Standard Ein Tanz

der Abhängigkeit...kann tatsächlich tödlich enden. Schöne Beschreibung von etwas, dass auf den ersten Blick glücklich daher kommt und sich dann tragisch entwickelt.
Danke
und LG Blondblue
Blondblue ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.05.2025, 22:04   #7
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 71
Beiträge: 10.998

Vielen Dank, lieber Blondblue, für den schönen Kommentar.

LG g
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.05.2025, 15:40   #8
männlich Georg C. Peter
 
Benutzerbild von Georg C. Peter
 
Dabei seit: 03/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 897

Lieber Gummibaum,

beim "entsteinen" musste ich an "Das Kalte Herz" (Wilhelm Hauff) denken,
in dem der "Kohlenmunkpeter" statt des Herzens einen Stein vom bösen "Holländer-Michel" eingepflanzt bekommt (und der arme Peter danach gefühlskalt ist).

Insofern passte das sehr gut, und das etwas flapsige Wortspiel hat mir durchaus gefallen.

Einzig blieb eine Frage beim Schlußvers übrig:
Warum stirbt sie WÄHREND des Tanzes? Herzinfarkt? Mord? Altersschwäche?
Aber: Das sind eben die kleinen lyrischen Geheimnisse, oder

Viele Grüße von Georg
Georg C. Peter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2025, 23:06   #9
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 71
Beiträge: 10.998

Danke, lieber Georg,

für deinen Hinweis auf das schöne Kunstmärchen.
Ich glaube, bei Liebe kann (wie bei Rauschgift) die Dosis tödlich sein.

LG g
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
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