Dabei seit: 02/2011
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Das Starren des Wahnsinns
Es war keine Wut, keine Rage. Auch Traurigkeit verspürte er nicht, nichts von dem. Weder verzweifelt, noch von Sinnen, nein, es war dieser vollkommen bewusste, tiefe, unstillbare, absolut leidenschaftliche Drang die Welt aus den Angeln zu heben. Immer öfters fühlte er dieses Drücken, dieses Ziehen, als würde er bald wahnsinnig werden und doch, er war absolut klar. Keine Gefühlsregung war ihm anzusehen, er sass einfach nur da, fuhr sich gelegentlich mit der Zunge über die Lippen und wusste, dieser Moment würde kommen. Ihm war absolut bewusst, früher oder später war es soweit. Wenn er es genau betrachtete, machte es überhaupt keinen Unterschied, ob früher oder später. Er wusste das. Jener Moment, da er dem Druck nicht mehr widerstehen würde, es nicht mehr konnte, er sah ihn jetzt vor sich. Er schloss die Augen, das heisst, nicht einmal das. Tatsächlich starrte er einfach vor sich hin, ohne jemals die Lider zu bewegen und betrachtete das Schauspiel. Aufrecht sass er am Rand des Bettes, von ihm abgewandt schlief Sie, vollkommen ruhig war es. Lange Zeit sass er da, dachte nach, auf der Suche nach einer Lösung, nicht verzweifelt war er, nein, er wusste es gab keine. Er dachte jede Möglichkeit durch, jeden Zufall bezog er mit ein und doch, er hatte schon alles probiert, da war nichts. Nie hatte er verzagt, war immer stark gewesen, es war zuviel. Die Welt um ihn herum fühlte sich statisch an, sie war unbewegt, die Zeit schien festgefroren, nichts bewegte sich, Sie schlief neben ihm. Er war alleine. Hilflos, sich selbt ausgeliefert. Er wusste das. Ohne ein Vorzeichen und innerhalb des Bruchteils eines Augenaufschlags, den er nie mehr tätigen würde, riss er die Grundfesten der Existenz ein. Nur einen Gedanken lang. Er löschte jede Entität, jeden Zugang, jedes Gefühl, wie Mauern aus hauchdünnem Wachspapier durchtrennte er jede Verbindung, zerbrach, implodierte, riss sich auf, zerfiel zu Staub. Dann erwachte Sie. Sah ihn an. Erschrak. Schrie, weinte, brach. Seine Augen starrten. Geradeaus, vor sich hin, in den Winkeln eine Träne. Kein Leben mehr, es war zu spät. Er war vergangen und sprach nie wieder ein Wort. Nur eine Ruine blieb zurück, eine Hülle, eine Fratze. Er hatte es so gewählt. Es war sein Ende. Die Träne fiel klirrend zu Boden und zerbrach. Er war vorbei.
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