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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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24.08.2012, 16:31 | #1 |
Auf Schillers Pfaden
Auf Schillers Pfaden
In diesen hohen, heil´gen Hallen sind der Dichtkunst wir verfallen. So mancher jugendliche Held, lorbeerbekränzt und stolzgeschwellt, glaubt ernsthaft, Pegasus zu reiten- wie einst Homer vor ew´gen Zeiten. Die Worte scharf, fein der Humor, wir zaubern ein Gedicht hervor. Reimen, dichten, Verse machen, wie würde Shakespeare d´rüber lachen. Denn wir sind alle einfach Stümper, unser Klavierspiel - nur Geklimper. Wir sind so elitär, so toll, der Kreativität so voll! Was sind wir wieder so sensibel, bei schlechter Stimmung wird uns übel. Das Schreiben ordinärer Zoten ist deshalb aber nicht verboten. In eitlen Grüppchen wandeln wir, wir können schließlich nichts dafür, wir sind halt besser als die andern weil wir auf Schillers Pfaden wandern. So lauscht bewundernd unsrer Lyrik und wisset - so zu sein ist schwierig. |
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24.08.2012, 16:41 | #2 | |
R.I.P.
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Zitat:
Wenn die grausigen Apostrophe nicht wären, wäre dieser Ulk beinahe lesenswert! LG Thing |
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24.08.2012, 17:29 | #3 |
Na, wenigstens hast Du's nochmal sauber zitiert, quasi um ihrem Gedicht den nötigen Nachdruck zu verleihen.
Denn Persephone trifft schon zum zweiten Mal den Nagel auf den Kopf, wenn sich hier drin lauter größte Dichter gegenseitig als solche preisen, kommt's zwangsläufig irgendwann bei ihnen an und zu ihnen zurück, und so geht das eben um und um, wobei's irgendwann garnicht mehr um die Gedichte als solche geht, sondern nur noch um ihren Status, kommt ein Stranger und ist bedrohlich gut, wird gemauert auf Teufel komm raus... da kann's mit ihrer Größe ja wohl nicht allzu weit her sein bei soviel massiver "Notwehr"... außerdem hat sie sich ja mit keinem einzigen Wort ausgenommen, ganz im Gegenteil. Astrophosen her oder hin, jetzt komm mal wieder runter, steht schon reichlich genug Löschwassermaterial in der Landschaft. Sorry, Persephone, klasse Gedicht, herrlich, köstlich, herzerfrischend, und tadellos gereimt dazu. Aber um damit Wogen zu glätten, dafür fehlt heute offenbar schon die nötige Selbstironie. Lieben Gruß Desperado |
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24.08.2012, 17:43 | #4 | |
Forumsleitung
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Am besten gefällt mir dieser Vers:
Zitat:
Das gilt auch für den Literaturbetrieb. Übrigens: MRR hat Shakespeare als den "Schreiberling aus Stratford" bezeichnet. Tja, der gute, alte Marcel. So gehen die Meinungen auseinander. Aber vielleicht ist er nur vorbefaßt, weil Shakespeare ein Rassist und Judenhasser war. |
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24.08.2012, 17:45 | #5 |
R.I.P.
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Zitieren in den letzten Tagen nur noch des Festhaltenwollens wegen,
bevor modifiziert wird. Recht gute Übung! LG Thing |
24.08.2012, 18:45 | #6 | |
Zitat:
Soll ich die Stropoaphe einfach weglassen? Danke für die Rückmeldung - wobei ich das Wort "beinahe" ausdrücklich ausnehme. Desperado, dankeschön! Fühl mich gebauchpinselt! Ilka-Maria, das waren damals leider viele... Aber wenn ich seine Kommödien oder Tragödien lese oder sehe, muß ich ihm einfach verzeihen, ich kann nicht anders... LG Persephone |
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24.08.2012, 18:53 | #7 |
abgemeldet
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Auf Schillers Pfaden
Liebe Persephone,
ja so geht's, ja so geht's den alten Holzhackerleut. Köstlich, leider auch nur zu wahr, wir schillern uns so durch. Mehr muss man nicht wissen, du verrätst ja schon alles. Mit liebem Gruß Nitribitto |
24.08.2012, 18:54 | #8 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Vielleicht muß man seine Stücke im Original lesen. Die Schönheit seiner Sprache kann sich in einer Übersetzung nur entfalten, wenn der Übersetzer noch genialer ist als der Urheber, und das ist so gut wie nie der Fall. Ich muß zugeben: Ich habe eine Auswahl seiner Stücke in Englisch, habe sie aber noch nie mit der nötigen Aufmerksamkeit gelesen. Sie sind von den Inhalten her nicht mein Fall, dort liegt für mich das Problem, nicht im Ausdruck. Ich kann bis heute nicht verstehen, weshalb Schauspieler ihr Lebensglück darin sehen, eine so langweilige Figur wie den Hamlet zu spielen. Auch ist für mich unglaubwürdig, daß ein Mann nur aufgrund von Hörensagen seine Frau erwürgt. Ein Kaufmann, der rational denken kann, mit kaufmännisch geschulten Schlitzohren täglich zu tun hat, dabei erfolgreich ist, weil nicht dumm - aber seine Frau ohne jedes Kreuzverhör und nur aufgrund von Gerüchten umbringt? Ich bin mehr ein Schiller-Typ. Karl Mohr und sein Bruder sind auch zerrissene Typen - aber mit Pfeffer im Hintern und mit plausiblen Begründungen, weshalb sie sind, wie sie sind. Und auch Goethes Mephisto ist faszinierend. Dagegen wirkt der Hamlet auf mich wie ein ehemüdes und familienschlappes Handtuch. |
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24.08.2012, 18:55 | #9 |
R.I.P.
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Das "beinahe" halte ich aufrecht.
Auf Schillers Pfaden bist du offensichtlich nicht gewandert. Lies seine Gedichte und Balladen, lies seine Dramen und vor allem: Lies seine Anmerkungen zur Dicht- und Bühnenkunst. Dein Zitat: Soll ich die Stropoaphe einfach weglassen? sollte im Hohlspiegel veröffentlicht werden. |
24.08.2012, 19:03 | #10 |
Forumsleitung
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24.08.2012, 19:05 | #11 |
R.I.P.
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Hab bereits eine hochliterarische und weithin schillernde Replik eingestellt!
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24.08.2012, 19:16 | #12 |
Forumsleitung
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Hab's gelesen.
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24.08.2012, 19:29 | #13 |
Nitribitto, dankeschön!
Freut mich, dass es Dir gefällt! Ilka-Maria, ich für meinen Teil liebe Petruccio und Banquo. Und Puck natürlich! Was Schiller angeht, so fing mit ihm das ganze Elend an: Ich bekam zum Schulwechsel aufs Gymnasium einen Hund, dessen Name mir nichts sagte. Mein Vater schickte mich daraufhin in die Schulbibliothek mit der Order, die Balladen von Schiller auszuleihen. Dann, ich weiss es noch wie gestern, las er mir "Die Bürgschaft" vor. Und von dem Moment an war ich verrückt danach. Als wir die Schulabschlußfahrt nach Sizilien machten, jagten sie mich in der Arena von Taormina los, die Akkustik testen. Da stand ich also ganz allein im weiten Rund und rezitierte "Die Kraniche des Ibikus". Ohje... Aber Thing hat schon recht, ich sollte mir den alten Knaben mal wieder vornehmen. Ist doch nichts dagegen zu sagen, wenn ich mit den Balladen anfange, oder...? LG Persephone |
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24.08.2012, 19:32 | #14 |
Forumsleitung
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Ich liebe die "Kraniche" ...
Darin hat Schiller das geschaffen, wonach die Menschheit lechzt, was sie aber nie hinbekommen hat: Gerechtigkeit. Nicht, den Täter zu verurteilen, sondern ihn zu benennen und öffentlich zu machen. Welchem Urteil er sich zu beugen hat, ist eine Sache; aber für seine Tat verantwortlich zu zeichnen eine andere. |
24.08.2012, 19:40 | #15 |
R.I.P.
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Gabs bei den alten Griechen* viel früher,
aber Schiller schrieb ebenso für die Bühne* eingedenk der Tatsache, daß das unverschuldet ungebildete "Volk" via Schauspiel eine Lebensschulung erfahren sollte. Was ihm (dem Volk) mangels Taschengeld meist verwehrt blieb. D i e s e Bildungsanstalt war teuer. |
25.08.2012, 10:38 | #16 |
Ach ja, die alten Griechen, bei denen alle Nase lang der Chor loszeterte und das bedauernswerte Publikum mit moralischen Ratschlägen zuschüttete...
Die Bloßstellung der Täter macht den Ibikus erst richtig rund. Meine Lieblingsstelle ist die, wo das Opfer sterbend die Kraniche anfleht, seine Mörder anzuklagen - was sie dann ja auch tun. Bewegend finde ich auch "Die Kindsmörderin". Was für eine einfühlsam nachvollzogene, unausweichliche Tragik. LG Persephone |
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25.02.2018, 23:33 | #17 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.496
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Wunderschön
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26.02.2018, 14:41 | #18 |
abgemeldet
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Alles ist einfach.
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01.03.2018, 00:12 | #19 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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da gibt es doch tatsächlich noch mal einen Rückgriff auf ein Gedicht, das ich einfach köstlich finde.
Shakespeare - ich weiß, welche hohe Meinung Goethe von ihm hatte. Und die hatte er mit Recht, wenn man bedenkt, dass Shakespeare vor über 400 Jahren schon tot war. Ich konnte ihn nur in Übersetzungen lesen und - es waren kongeniale Übersetzungen, was mich aber dennoch einige Mühe kostete, mich durch mehrere seiner Theaterstücke durch zu arbeiten. Er breitet einen Riesenteppich aus, übersät von Kostbarkeiten, aber zu meiner Schande muss ich gestehen: Ob Hamlet, Macbeth, König Lear usw. - ich habe mich streckenweise gelangweilt und über die zahlreichen Toten gewundert, die Aktionen und Reaktionen der Protagonisten ungläubig gestaunt und dann doch wieder Gänsehaut bekommen, wenn die junge Julia den Geliebten zum Bleiben bewegen will: "JULIA. Willst du schon gehn? Der Tag ist ja noch fern. Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche, Die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang; Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort. Glaub, Lieber, mir: es war die Nachtigall. ROMEO. Die Lerche wars, die Tagverkünderin, Nicht Philomele; sieh den neidschen Streif, Der dort im Ost der Frühe Wolken säumt: Die Nacht hat ihre Kerzen ausgebrannt, Der muntre Tag erklimmt die dunstgen Höhn: Nur Eile rettet mich, Verzug ist Tod." Und hätte er nur noch zwanzig solcher Strophen geschrieben - sein Platz auf dem Parnass ist ihm sicher. Gruß, Heinz |