Streit

[Anaximandala]

Es ist von Zeit zu Zeit, zu streiten einfach schwer,
vor allem, um so mehr, je länger er, der Streit,
als Traube, die vergär, zur Reife bringt das Leid,
es hüllt sich in ein Kleid, das wachsend uns verzehr.

Und auf die Seele schneit, als ob es Winter wär,
sammelt um sich ein Heer, um die Verletzlichkeit,
die Ängste wiegen sehr, wie auch die Einsamkeit,
und bis wir uns befreit, bleibt etwas in uns leer.

Wenn unser Fühlen brennt, dann werden wir erst blind,
es spricht aus uns das Kind, das gegen Windmühl'n rennt,
das sich die Unschuld nennt, die man nicht wieder find,
das wir von klein an sind, als es von uns getrennt.

Das weil es Liebe kennt, in seiner Angst zerrinnt,
umweht vom Schicksalswind, denn seine Liebe brennt.

[Epilog]

jaja, der Alexandriner - hier hast Du so richtig zugeschlagen, vor allem mit dem beständigen Wechsel zwischen Binnen- und Außenreim. Da ist mein "Fehlschluss" ja auch noch ausgesprochen harmlos dagegen. Das Ergebnis ist ... in jedem Fall sehr "künstlich", wie es bei dieser Versform auch gar nicht anders zu erwarten ist. Gefällt mir insgesamt recht gut - man sieht jedenfalls, wie Du daran gearbeitet hast.

Einzelne Zeilen, vor allem S3V3, rufen sofort Reminiszenzen an Andreas Gryphius in mir hervor ("als eine wiesenblum / die man nicht wiederfindt") - Du hast auch noch mal "alles ist eitel" gelesen, hm?

Ja also, Du probierst hier (auch in anderen Threads) ja unendlich vieles aus, und das ziemlich elaboriert - mir fällt es deshalb schwer, Dir wie letztens angefragt, spezielle Tipps zu geben. Bei mir ist es genauso ein ständiges Probieren und Weiterentwickeln,. Du machst das schon ziemlich "professionell". Freue mich auf Weiteres.

Herzliche Grüße

Epilog

[Anaximandala]

Oh man, jetzt beantworte ich deinen späteren Kommentar vorher, gelesen habe ich deinen anderen aber schon - natürlich.

Ich danke dir für dein Lob, der Wechsel zwischen Binnen- und Endreim, da hast du recht, macht den Text wirklich sehr künstlich. das ganze hat sich mehr ungeplant ergeben, aus irgendeinem Grund war es "einfacher", vielleicht war die Idee wage / unkonkret und es ging nur künstlich^^
Ich hatte die erste Strophe eigentlich schon, aber steckte total fest

In Worten, die fehlen, die wir uns nicht sagen
da liegen die Dinge, die Klarheit uns bringen
zumindest, die's würden, doch wortlos im schwingen
statt helfen zu klären, im Leiden uns nagen,

von Ängsten sich nähren, im Inneren klagen

In der Form mit Binnen und Endreim hat es dann plötzlich flüssig geklappt, zum Ende fand ich den Text aber nicht beendet und wollte weiterschreiben - und bin verzweifelt, sowohl die Strophe hierüber als auch die hierunter war schwerer, als der ganze Sonettstext

In diesen Flammen find, am Ende es Wahrheit
in der es sich erkennt, als sehend, nicht als blind,
im Spiegel nun sie fänd, die Antwort auf sein Leid,
es gilt für alle Zeit, ein jeder ist das Kind.
Der Schleier nun in Klarheit wich
das Kind im Streit sind du und ich.

Mit Ende hab ich plötzlich nichtmal mehr die 6 Silben ordentlich hinbekommen, plötzlich wollten es nur noch 5 werden, echt verrückt.



Zu Alles ist Eitel musste ich eben einmal googlen, aber ja, der Text ist glaube ich ein Beispiel in einer Erklärung zu Sonetten, ganz sicher hat er mit reingespielt


Allgemein muss ich sagen, die Texte gestern waren nicht so aufwendig, bzw. ich hab sie nicht viel überarbeitet, ich glaube an jedem der Texte

Du bist meine Flügel
2 Tage zu spät
Kausal Determiniert
und
Bedeutungslos frei

habe ich länger geschliffen, nachdem sie inhaltlich beendet waren, als in

Streit
und
Lauf der Dinge

zusammen auf Aufwand steckt, irgendwann reicht es ja auch (erstmal)


Soo das war jetzt mein letzter Fokus für erstmal

nochmal vielen Dank, ich hab mich riesig gefreut über deinen Kommentar und deine lobenden Worte, mit deinem umfangreichen Kommentar setzte ich mich hoffentlich heute Abend mehr auseinander

Viele liebe Grüße
Anaxi