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26.02.2012, 12:49 | #1 |
R.I.P.
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Alp
Vreni war in der Alp beim Käsmachen die Beste.
Das Melken, das Seihen, das Schöpfen, das Rühren, das Topfen, das Feuchten, das Formen : das konnte es auf das Handwerk genau. Seine Hürden waren immer auf's Tadellose ausgerichtet. Lang wurde ihm die Zeit nicht. Hatte nie Kurzweil außer Gang in den nahen Forst, nie weit von den Kühen. Stolperte an einem Sonntagmorgen fast über den Verletzten. Der Raubvogel sah sie mit grimmen Augen an. Litt es dennoch, daß sie ihn in die Stube trug und den Flügel verband. Beide wurden sie miteinander vetraut. Sie atzte den Vogel, er bot ihr den Schnabel. Gesundete. Und blieb. Kehrte wieder nach seinen Flügen. Peter kam. Ein Draufgänger. Vom Kriegsdienst befreit durch bürgermeisterliches Geschick. Wußte um Vreni. Stieg ihr nach. Und so auch auf die Alp. Schritt, kaum daß er geklopft hatte, in die Käserei. Machte ein schiefes Maul und süßes Gerede. Hätte ihm sehr gepaßt: Vreni und die Käserei .. Vreni blieb bei sich. Ließ sich zu nichts bereden, verweigerte das Nachtlager, den Trunk und das karge Mahl. Der Peter wurde feurig. Glaubte, sich mit Macht nehmen zu können, was ihm verweigert wurde. Griff sich das Mädel grob, wollte zwingen, bezwingen. Der Vogel flog von seinem Fensterplatz auf, fuhr dem Peter mit seinen Klauen in Augen, Wangen, Nase und Kehle. Der tödlich Verletzte lag. Vreni stand starr ohne Tränen. Den Raubvogel hat es nie wieder gesehn. |
26.02.2012, 14:04 | #2 |
Liber Thing!
Ich habe ja schon früher deine Wald- und Älplergeschichten (Der Keiler..., Philemon...) sehr gelobt. Diese ist wieder in der knappigen, markigen Sprache ein geballtes Ensemble aus Stimmung, Psychologie und einschneidendem Geschehen. Mehr mag ich nicht sagen, will nichts Besonderes zerreden. LG gummibaum |
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26.02.2012, 14:10 | #3 |
Forumsleitung
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Der lakonische Erzählstil gefällt mir, ist genau mein Fall.
Sehr geschickt, einen Raubvogel als "Helfer" zu wählen, denn diesen Tieren haftet auch bei Zähmung noch der Nimbus der Unabhängigkeit an. Erinnert an Kürenberg: Ich zoch mir einen Falken mere danne ein Jahr ... Erinnert mich aber auch an einen alten Film mit Sissy Spacek, in dem sie als eine Art "Outlaw" teils gemieden, teils attackiert wurde und ihr in höchster Not ein geheimnisvoller Fremder half, der anschließend spurlos verschwand. |
26.02.2012, 15:42 | #4 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Ihr Zwei -
Gummibaum, das hast Du schön gesagt! Ilka-Maria - für mich ist das der einzig mögliche Stil, der zu solchen Kurzgeschichten paßt. Hab Dank für das Lob! LG Thing |
26.02.2012, 18:06 | #5 |
abgemeldet
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Deine Geschichte gefällt mir sehr, lieber Thing.
Eine sehr ausgeklügelte Idee! Liebe Grüße Peace |
26.02.2012, 18:32 | #6 |
R.I.P.
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Sollte gar nicht ausgeklügelt sein, lieber Peace.
Ich wollte einmal die andre Seite zeigen: Hilfreiche Fauna. Nicht immer hilfsbedürftig. Irgendwann einmal auch die rächende, warts nur ab! LG Thing |
26.02.2012, 18:34 | #7 |
abgemeldet
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Darauf warte ich sehr gerne
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26.02.2012, 18:36 | #8 |
R.I.P.
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Schon geschehn.
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