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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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01.07.2016, 00:18 | #1 |
Manchmal
Manchmal
Ich lebe manchmal ganz allein bis in die tiefe Nacht hinein und weiß nicht, wer ich bin. Mich zieht es immer wieder fort an einen neuen fremden Ort, doch weiß ich nicht, wohin. Ich seh noch nachts die Blumen blühen, wenn schon am Zelt die Sterne glühen und trink im Dämmern ihren Tau. Es schweben Träume über Matten*, gepaart mit Stunden, die wir hatten in Sommernächten, lau. Ich fühl den Hauch auf meinen Wangen, den du mir gabst, die Worte klangen so zart verrauscht, verklärt. Einzig der Duft der Blütenkelche, ich weiß es heute nicht mehr, welche, ist das, was blieb, sich jährt. Der Vogel, der am Morgen sang zum jungen Tag, der da begann, ist längst schon tot. Ich hör ihn noch mit seinem Trillern auf jenem Baum im Blütenschillern im Morgenrot. Die Zeit legt vieles in den Korb. Ich sammle es, dann werf ich´s fort, bevor der Wind es mal verweht. Ich weiß nicht, was die Worte wiegen, die einmal in die Ferne fliegen, wenn einer von uns geht. Die Wälder werden leise singen Choräle, die im Nebel klingen. So farbig tanzt das Laub. Jedwedes Wort wird Fährten finden und neue Wörter an sich binden, wenn alles nur noch Staub. Ich lebe manchmal ganz allein bis in die tiefe Nacht hinein und weiß nicht, wer ich bin. Mich zieht es immer wieder fort an einen neuen fremden Ort, doch weiß ich nicht, wohin. Ich lebe manchmal ganz allein. ©Hans-Walter Voigt 2016 *Wiesen, Weidelandschaften |
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01.07.2016, 01:35 | #2 |
wunderschön! ein singendes gedicht... und es ist die halbmelancholische Ballade eines vagabunden ...
hm ... da fehlen mir ein bisschen die worte, mag nur sagen, dass ich mitgerissen bin. sehr gern gelesen Licht & Freude Zen |
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01.07.2016, 02:16 | #3 |
Liebe Zen.yu,
freut mich, dass Dir die Verse gefallen. Ich denke, auf Gitarre ließe sich das gut spielen. Eigentlich ist es ein Lied, bei dem am Ende die erste Strophe wiederholt wird. Ich danke Dir für Deine Worte! Liebe Grüße, Walter |
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03.07.2016, 06:37 | #4 |
das find ich ja sehr interessant
hätte ich in meiner ersten reaktion auf das gedicht beinah gefragt, ob ich es singend darf weil es so schön klingt kann man das lied irgendwo hören? singst du selbst? |
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07.07.2016, 01:56 | #5 |
Leider kann ich nicht singen, doch ich könnte es mir als Lied gut vorstellen.
Liebe Grüße, Walter |
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07.07.2016, 08:37 | #6 |
Forumsleitung
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Lieber Walter,
Dir ist in schönen Bildern ein wehmütiges Gedicht über die Vergänglichkeit gelungen. In der mittleren Strophe hast Du geschickt zwei Verse kurz gehalten, um ihre Aussage zu kräftigen - eine gute Entscheidung und eine Herausforderung für die Silbenzähler . LG Ilka |
07.07.2016, 08:58 | #7 |
ein durch und durch gelungenes gedicht mit einem ungewöhnlichen reimschema!
hat etwas beschwörendes, im positiven sinne des wortes... kommt gleich in meine favoritenliste. lg Sonnenwind p.s. dasselbe reimschema übrigens wie bei "der mond ist aufgegangen" von m.c. |
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07.07.2016, 10:46 | #8 |
Liebe Ilka-Maria, lieber Sonnenwind,
vielen Dank für Eure Zeilen! Die Silben, liebe Ilka-Maria, müssen immer wieder gezählt werden, am meisten bei meinen eignen Gedichten. Zuweilen kann es aber auch passieren, dass pedantisch genaue Einhaltung der Silbenanzahl zu Disharmonien führt; das habe ich gestern bei meinem neuen Gedicht "Zerrinnende Zeit" gemerkt. Die Melodie dieses Gedichtes, lieber Sonnenwind, das eigentlich ein Lied ist (des wurde leider bis jetzt nicht vertont - ich bin kein Musiker"!), mag mit der des Textes von Matthias Claudius identisch sein. Ich selbst habe die Verse allerdings nach der Melodie eines in den Siebziger in Deutschland sehr bekannten französischen Chansons geschrieben: "Le meteque" von Georges Moustaki ! Schaut mal bei Youtube rein und hört Euch die Melodie nochmal an! Liebe Grüße, Walter |
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07.07.2016, 10:50 | #9 |
Liebe Zen.yu, liebe Ilka-Marie, lieber Sonnenwind,
hier ist das Lied von Moustaki: Le Métèque Georges Moustaki Avec ma gueule de métèque, De Juif errant, de pâtre grec Et mes cheveux aux quatre vents, Avec mes yeux tout délavés Qui me donnent l'air de rêver, Moi qui ne rêve plus souvent Avec mes mains de maraudeur, De musicien et de rôdeur Qui ont pillé tant de jardins, Avec ma bouche qui a bu, Qui a embrassé et mordu Sans jamais assouvir sa faim Avec ma gueule de métèque, De Juif errant, de pâtre grec, De voleur et de vagabond, Avec ma peau qui s'est frottée Au soleil de tous les étés Et tout ce qui portait jupon, Avec mon cœur qui a su faire Souffrir autant qu'il a souffert Sans pour cela faire d'histoires, Avec mon âme qui n'a plus La moindre chance de salut Pour éviter le purgatoire Avec ma gueule de métèque, De Juif errant, de pâtre grec Et mes… Geändert von Walter (07.07.2016 um 10:55 Uhr) Grund: Korrektur |
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14.07.2016, 23:27 | #10 |
abgemeldet
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Manchmal, da fehlen einem echt die Worte. Was soll man da schrieben, lieber Walter. Nix, einfach schweigen und genießen.
Favorit! Liebe Grüße Letreo |
15.07.2016, 08:22 | #11 | |
Liebe Manuela,
Zitat:
Es freut mich sehr, dass meine Worte Dich ansprechen. Vielen Dank für Deine liebe Antwort! Liebe Sommergrüße, Walter |
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15.07.2016, 09:26 | #12 |
Dabei seit: 11/2014
Ort: Das Meer ist mein Garten aus Kristallen und Träumen ...
Alter: 67
Beiträge: 2.586
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Lieber Walter,
mit Deinem Gedicht und dem Hinweis auf Georges Moustaki hast Du mir ein Geschenk gemacht. Dein Gedicht passt sehr gut in die Atmosphäre der sanften, melancholischen Musik dieses französischen Sängers. Ma solitude …. und auch Le Métèque *habe ich Mitte der 80 -ziger sehr gern gehört. Ich liebe die französischen Sprache! Und Dein Gedicht. Liebe Grüße aus dem Norden Zaubersee * Il est trop tard und viele andere von ihm auch …. |
15.07.2016, 11:30 | #13 |
Lieber Freund,
ich hab geweint, nur eine Träne, der ich mich nicht schäme. Ein wundervolles Gedicht mit wundervollen Worten. ....ein Freund |
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15.07.2016, 12:21 | #14 |
Formal wie inhaltlich sehr schön, lieber Walther.
Das "einzig" evtl. duch "allein" (Betonung) ersetzen und dem letzten wenn-Vers ein Verb geben (ist alles nur noch Staub). Mit großer Freude gelesen. LG gummibaum |
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08.09.2016, 12:15 | #15 | |||||
Lieber gummibaum,
vielen Dank für Deine Worte und die Korrekturvorschläge. Zitat:
Zitat:
Die Verse Zitat:
Zitat:
Zitat:
Diese Version sagt mir immer noch am meisten zu: Jedwedes Wort wird Fährten finden und neue Wörter an sich binden, wenn alles nur noch Staub. Lieber gummibaum, es freut mich wirklich sehr, dass Du Dir darüber Gedanken machst und mir Deine Vorschläge anbietest. Ich danke Dir sehr! Liebe Grüße, Walter |
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08.09.2016, 13:39 | #16 |
Gern geschehen, Walter. Ich lese und bedenke deine Werke ja auch mit persönlichem Gewinn.
LG gummibaum |
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16.09.2016, 15:44 | #17 |
Das freut mich besonders!
Vielen Dank, gummibaum! Liebe Grüße, Walter |
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10.12.2016, 02:22 | #18 |
abgemeldet
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Lieber Walter
wow, deine Zeilen treffen die wunde Stelle da drin - die, die man so gerne versteckt und über die man sich dann doch so sehr freut - ganz insgeheim ... es ist modern geworden zu sagen "das holt mich ab" ... genau das tut es: es holt mich ab.
Vielen Dank dafür Beste vorweihnachtliche Grüße schickt dir Lichtsohn |
10.12.2016, 11:51 | #19 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
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Es ist schon alles gesagt, ein wirklich wundervolles Gedicht. An Eindrücken so reich.
Holt mich auch ab und versetzt mich zurück in meinen Sommer. Grüße von Unar. |
10.12.2016, 13:16 | #20 |
Manchmal
Hallo Walter,
Also: deinem Gedicht zolle ich alle Hochachtung! Es ist eine wunderbare, fast mystische Offenbarung der Einsamkeit. Was nicht ganz stimmt, ist der Anklang an „Le Meteque“. Bis Zeile zwei noch, dann allerdings nicht mehr. Woraus ich das entnehme? Einmal kenne ich Melodie und Originaltext auswendig, den deutschen nicht ganz, und bin dann in der dritten Zeile sofort hängen geblieben. So würde es passen: Ich lebe manchmal ganz allein bis in die tiefe Nacht hinein und weiß nicht, wer ich wirklich bin. Du kannst natürlich auch die Variante „Ich bin ein Fremder“ gesungen von Moustaki aufrufen, um zu vergleichen. Hier ist mal der Text: Ich bin ein Fremder Ich bin ein Fremder, den man haßt und dessen Schnauze dem nicht paßt der darin sieht, was er nicht fand. Ich häng' am Leben, nicht am Geld als ein von jedem Wind der Welt zerzauster Hirt aus Griechenland. Verrät sich nicht mit dieser Hand der Vagabund, der Musikant der stahl - doch auch nach Sternen griff. Dem Mund sieht man es an, gewiß wie oft er küsste, trank und biß und auf den Ruf, den guten, pfiff. Ich bin ein Fremder, den man haßt und dessen Schnauze dem nicht paßt der brav als Bürger Wurzeln schlug! Die braune Haut ist heut' noch glatt, weil sie sich glattgerieben hat, an allem, was nur Röcke trug! Was machte nicht mein Herz schon mit das leiden ließ und selber litt und suchte beides zu verstehn. Und meine Seele die so heiß noch immer liebt, obwohl sie weiß: sie wird der Hölle nicht entgehn! Ich bin ein Fremder, den man haßt und dessen Schnauze dem nicht paßt der immer "Angst vor morgen" hat! Dich meine Kleine fange ich und halte dich und trinke mich an deinen zwanzig Jahren satt. Ich bin dein Prinz und bin dein Knecht! Wie du mich willst, es ist mir recht nur liebe mich, und du wirst sehn: dann wird die Zeit zur Ewigkeit der Raum - ein Meer von Seligkeit vor dem wir beide staunend stehn! Laß' uns in dieser Ewigkeit in diesem Meer von Seligkeit noch oft gemeinsam untergehn. Herzlich grüßt dich Lewin. |
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07.04.2017, 12:22 | #21 |
Lieber Lewin,
ein sehr, sehr verspätetes Dankeschön für Deine freundlichen, informativen und hilfreichen Worte. Da ich derzeit an einem Roman schreibe, der bald fertig sein wird, hatte ich die letzten Monate für Lyrik wenig Zeit. Dafür erschien im Oktober 2016 ein zweiter Lyrikband von mir mit vielen Bildern: Hans-Walter Voigt Die Ameise wollte mich treffen Ludwigsburg : Traian Pop Verlag 2016 In diesem Band steht auch das obige Gedicht drin. Näheres bei AMAZON und FACEBOOK. Wenn ich wieder mehr Zeit habe, werde ich mich wieder von mir hören lassen. Jetzt aber nochmals ein riesengroßes Dankeschön für die große Mühe von Dir. Du hast selbstverständlich Recht. Vielleicht ändere ich es nochmal. Hast du noch mehr Stellen gefunden? Ich nehme Deine angebrachten Verbesserungsvorschläge gern entgegen. Hier meine E-Mail-Adresse : waltervoigt@online.de Ganz herzliche Grüße und schöne Ostertage! Walter |
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07.04.2017, 12:31 | #22 |
abgemeldet
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Hallo Walter,
ich schließe mich dem obigen Lob der anderen User ohne eines weiteren Kommentars an. Gernst gelesen. vlg EV |
07.04.2017, 12:59 | #23 |
R.I.P.
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Lieber Walter -
wie gut, daß Du heute geantwortet hast, sonst hätte ich Dein Gedicht, Dein schönes gedichtetes Lied nicht zu sehen bekommen!
All den Lobrednern schließe ich mich nur zu gern an; und wenn ich mehr von Dir lesen will: Der Gedichteband steht zur Verfügung! Für die Vollendung Deines Romans wünsche ich Dir noch einmal die "romangerechte" Umgebung und Stimmung! Grüße, mein lieber Freund von Thing (vormals ROMulus) |
09.04.2017, 20:24 | #24 |
Manchmal
Hallo Walter, danke für die Rückmeldung und dein Angebot, auf dein Gedicht noch einmal zurückkommen zu dürfen.
Es wird einige Zeit dauern. Danke auch für die Ostergrüße, die ich gern erwidere. Herzlich Lewin. |
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17.04.2017, 20:46 | #25 | |
abgemeldet
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Zitat:
mir ist es zu wenig abstrakt. ich möchte mehr denken https://up.picr.de/28940713rd.png |
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24.07.2017, 23:14 | #26 |
Verstehe ich, Ralfchen. Das wäre auch eine Möglichkeit. Danke für Deine Zeilen und für das Textbeispiel!
Austrophile Grüße! Walter |
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