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Alt 09.04.2022, 19:24   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Stimmt das?

Ich höre mir jede Woche die Sendung der beiden Klugscheißer Lanz & Precht an, inzwischen sind es zweiunddreißig Beiträge. Ich mag die beiden Ganoven und kam mit ihrer Weltbetroffenheit bislang auch gut zurecht. Aber bei ihrer neuesten Unterhaltung regte sich mein Protest.

Da wurde nämlich angesichts der Bilder von Butscha behauptet, eine solch entwürdigende Close-up-Berichterstattung über ermordete Menschen habe es früher nicht gegeben. Da war die Rede davon, man habe bei einer Toten den abgeplatzten Nagellack in Nahaufnahme sehen können. Der Mensch von heute sei nicht mehr sensibel und stecke nur noch voller Wut.

Diese Meinung kann ich nicht teilen, weil ich Bilder im Kopf habe, denen ich mich in meiner Kindheit und somit in der Zeit, als das Fernsehen laufen lernte, nicht entziehen konnte. Da war zum Beispiel der Kopfschuss, mit dem ein amerikanischer Soldat einen vietnamesischen Polizeichef niederstreckte, eine Szene, die in den Nachrichten um die Welt ging. Niemand hatte ein Problem, Nitribitts Leiche zu vermarkten oder –viel später – das ermordete Ehepaar Ceausescu.

Was war denn mit deren „Würde“?

Das angstverzerrte Gesicht jenes Vietnamesen ist mir bis heute vor Augen geblieben. Er hatte keine Chance und wusste, was die Glocke geschlagen hatte. Was ist eigentlich mit der Würde solcher Menschen, die sich nicht wehren können und deren Todesangst um die Welt gereicht wird?

Früher hat man sich einen Fliegendreck um die "Würde" geschert, und heute ist der Begriff nichts weiter als ein Modewort, mit dem man ein bisschen Propganda im Wahlkampf machen kann. Mir wäre lieber gewesen, ich hätte diesem Vietnamesen, der gerne noch gelebt hätte, nicht das Blut aus der Schläfe quellen gesehen.
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Alt 09.04.2022, 22:30   #2
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Standard Berechtigt und berichtigt

Guten Abend,

grundsätzlich stimme ich diesen Bedenken zu, möchte aber darauf hinweisen, dass es doch wohl der südvietnamesische Polizeichef war, der zum Schläfenschuss bei einem bei einem Vietkong-Aktivisten ansetzte.

Zitat Wikipedia: "Nguyễn Ngọc Loan (* 11. Dezember 1931 in Huế, Vietnam; † 14. Juli 1998 in Burke, Virginia, USA) war ein südvietnamesischer General und während des Vietnamkrieges Polizeichef von Saigon. Weltweit bekannt wurde er 1968 durch die Erschießung des vietnamesischen Vietcong-Angehörigen Nguyễn Văn Lém vor den laufenden Kameras westlicher Reporter."

Beste Grüße

Epilog
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Alt 09.04.2022, 23:55   #3
weiblich Ilka-Maria
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Danke für die Richtigstellung. Dann hatte ich das falsch in Erinnerung, und ich meine, das auch so, wie du es schilderst, mal gelesen zu haben.

Aber das Bild sitzt seit meiner Jugendzeit fest. Wie kann sich jemand anmaßen, einen Menschen einfach wegzupusten? Selbst wenn dieser Mann Dreck am Stecken hatte, gab es keinen Grund, so mit ihm zu verfahren.

Mir wurde beigebracht, dass jedes Wesen ein Recht auf Leben hat. Ich würde nicht einmal eine Spinne oder Fliege töten. Bei mir gäbe es auch kein Gesetz, das Todesurteile verhängt, und wäre der Angeklagte noch so schuldig.
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Alt 10.04.2022, 00:26   #4
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Zum Glück kucke ich keine Nachrichten.

Wer keine Würde hat muss sie ja im Außen suchen. Würde is doch eigentlich sowas wie Ehre.
Das kann einem niemand geben, genau wie Liebe.
Ein Reporter is ja auch ein Künstler.
Weil er uns künstliche Bilder zeigt, die lediglich ein Abbild eines Ausschnitt der Realität sind, um den Fokus darauf zu legen.
Durch Krieg zu sterben ist ja nicht Würdelos. Man kennt die Leute ja gar nicht. Sie können ja sehr ehrenvolle Menschen sein.
Das Gesetz mit der unantastbaren Würde, braucht man eigentlich gar nicht. (Kontroverse Behauptung)

Darüber sollten sie mal diskutieren.

Oder bekommt man Würde im Supermarkt?
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Alt 10.04.2022, 00:50   #5
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Zitat:
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Wer keine Würde hat muss sie ja im Außen suchen. Würde is doch eigentlich sowas wie Ehre.
Das kann einem niemand geben, genau wie Liebe.
Du kannst gut daherschwätzen. Hielte dir jemand die Pistole an die Schläfe, wäre es mit deiner Würde schnell vorbei, was du an dem warmen Pipi in deiner Hose merken würdest. Es gibt immer noch Flachdenker, die den Blödsinn verbreiten, die "Würde" sei jedem Mensch von Geburt an garantiert. Diese Würde gibt es nicht, auch wenn du keine Nachrichten guckst. Im "Außen" könnte man etwas finden, das so ähnlich ist, wenn man sich auf dieses Risiko einließe. Machen aber nur wenige Menschen
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Alt 10.04.2022, 07:57   #6
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Warum soll ich da Pippi in der Hose haben. Mir hat schon mal jemand ne Rasierklinge an Hals gehalten oder irgendeiner wie Ferris Mc wollte mich mit dem Messer überfallen. Und irgendwie haben die nix gemacht und ich hatte auch kein Pipi in der Hose. Und war auch selbst pleite beim 2.
Und so sehr wird das ja nich weh tun, schlimmer wäre Folter oder so, da würde ich wirklich mir einkacken.
Aber ich könnte dabei trotzdem versuchen würdevoll zu sein, warum nicht.

und die ist nicht angeboren, die ist etwas das man lernen kann, glaub ich.
Aber es gibt schon auch genug Situationen in denen ich mich Würdelos verhalte. Ich bin eigentlich ziemlich oft Würdelos, aber wenn mich jemand umbringen wöllte, dann is man doch auch auf anderen Bewusstseinsebenen.
Angst und Zuversicht sind 2 Seiten der selben Sache.
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Alt 10.04.2022, 08:11   #7
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Zitat:
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Warum soll ich da Pippi in der Hose haben.
Warmes Pippi.
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Alt 10.04.2022, 10:02   #8
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ja meine Würde kannst damit nicht zerstören. Siehst, das könnte nur ich, indem ich mich selbst so sehen würde.

dann würde ich mich jetzt endwürdigt fühlen und entweder traurig oder wütend werden.

Deswegen finden ja viele die Story von Jesus so geil, weil er würdevoll zu Grunde ging.
Und selbst wenn das Kreuz überall rumhängt, beschwert sich keiner das es würdelos ist.

Nachrichten erzählen aber wirklich würdelose Geschichten. Darum mag ich sie wohl auch nicht.
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Alt 10.04.2022, 10:14   #9
weiblich Ilka-Maria
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Verstehe mich nicht falsch, Frankenstein. Natürlich kannst du an deine Würde glauben wie an jede anderre Religion. Aber wenn dir jemand den Lauf an die Schläfe hält, gehen auch bei dir alle Schleusen auf. Diese Erfahrung haben Millionen Menschen gemacht und sich in die Hose geschissem. Und dann hat auch deine Würde verschissen. Die steht nämlich nur auf dem Papier. Du würdest jedes Aschloch lecken, um noch einen Tag länger leben zu dürfen.

Sorry, aber mein zweiter Nachname ist Voltaire.
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Alt 10.04.2022, 19:17   #10
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Guter Einwand, aber würdest du von jemandem behaupten die mit Waffe am Kopf vergewaltigt wurde, das sie eine würdelose Schl... ist? Ne man würde sie sogar mit noch mehr Respekt behandeln.

Ah weil man es dann als eine unwürdige Situation bezeichnen würde.

Aber es gibt auch einige Zwangsarbeiter die lieber aufbegehrt haben und sich erschießen lassen haben... oder Leute die Demonstriert haben als die Polizei noch reingeschossen hat.

Wahrhaft würdelos sind ja eher die Leute, die sich ohne Waffe missbrauchen lassen.
Die gegen ihren Willen Dinge tun, weil sie glauben es zu müssen.
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Alt 10.04.2022, 20:32   #11
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Zitat:
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Guter Einwand, aber würdest du von jemandem behaupten die mit Waffe am Kopf vergewaltigt wurde, das sie eine würdelose Schl... ist? Ne man würde sie sogar mit noch mehr Respekt behandeln.
Ich hatte ein krasses Beispiel gebracht, aber im Grunde ist es egal, ob jemand mit einer Waffe, mit blanken Fäusten, mit Worten oder mit einer tödlichen Diagnose fertiggemacht wird. Wenn man in die Hände des Stärkeren gerät oder erfährt, dass man bald an einer Krankheit eingehen wird, kann man die Würde vergessen, weil sie nicht mehr vom eigenen Selbstbehauptungswillen abhängt. Die sogenannte "Würde" ist nichts weiter als eine Floskel. Frage mal die Frauen, die sich während der Besatzungszeit mit amerikanischen Soldaten eingelassen haben, um für ihre hungrigen Angehörigen an Konservendosen zu kommen. Oder frage die Männer, die von rachsüchtigen Weibern der Vergewaltigung angeklagt wurden und deren Ehen und Karrieren deswegen zusammenbrachen. Oder Angestellte, die sich von ihren Vorgesetzten schikanieren lassen, weil sie wegen ihrer Kinder auf den Monatslohn angewiesen sind.

Natürlich kann man vor Stolz platzen und den Kopf obenbehalten. Ich habe das mehrfach in meinem Leben getan. Aber da stand ich jedesmal vor dem Nichts und musste zusehen, wie ich wieder auf die Beine kam. Und bei diesem "Spaß" hatte ich die Verantwortung für ein Kind. Für so viel "Würde" muss man gebaut sein, denn eines der größten Bedürfnisse, die der Mensch hat, ist Sicherheit und Zukunftsplanung. Nach dem Psychologen Maslow kommt das noch weit vor sozialen Bindungen und Selbstverwirklichung.

Dann kommt dazu, dass man beschimpft wird, gekniffen zu haben, steht also als Feigling und Versager da. Was man selbst als Stolz und Würde empfindet, sieht für den Außenbetrachter nämlich oft ganz anders aus. Da ist man die arrogante, selbstsüchtige Tussi, die nichts aushalten kann.

Nee, mir braucht niemand etwas über Würde zu erzählen.
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Alt 11.04.2022, 00:20   #12
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Ja, jetzt verstehe ich deine Sichtweise. Ja die Sicherheit die macht mich auch wahnsinnig und würdelos, also innerlich aber mehr. Ich hatte ja nicht das Problem für jemanden da sein zu müssen oder dürfen.

Ja die Betrachtung von außen ist also die unantastbare Würde. Im Sinne von Sicherheit und Zukunft?
Also jemandem die Sicherheit und Zukunft zu nehmen.
Ja gut dann ist das mit den Filmaufnahmen ja eine andere Geschichte.
Sie filmen Leute denen die Sicherheit und Zukunft genommen wurde.
Nagut der Tod ist ja das was die größte Sicherheit inne hat und Zukunft gibt es dann ja auch keine mehr.
Also wäre es quasi eher die Würde des Betrachters, der ja seine eigene Würde spürt, seine eigene Angst um seine Sicherheit.
Also ist die Sendung ja eher umgekehrt zu betrachten. Die Nachrichten verletzen somit die Würde des Zuschauers mit solchen Bildern.

Sie wollen uns damit Angst machen, damit wir das denken was sie wollen, das wir denken sollen. Somit verletzen sie die Würde dessen der die Nachrichten kuckt.

Ja stimmt. Intressante Betrachtung.
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