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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 26.03.2023, 12:46   #1
männlich Pagos
 
Dabei seit: 02/2023
Ort: München
Beiträge: 45

Standard Sonnenostern

Der letzte Schnee verrinnt in Schattenecken,
die Wiese saugt azurzart blaue Lüfte,
getränkt in moderfrische Odeldüfte,
wird tausendfach umschallt von braunen Hecken.

Das goldne Schilf strebt in die Ostersphäre,
als wollt der tote Halm aus Trotz noch keimen,
die alte mit der neuen Zeit vereinen,
das dunkle Korn harrt heimlich auf die Ähre.

So schlummern tief ganz ungeheure Kräfte!
Dagegen dürftig dein und mein Bemühen
um leblose, vergebliche Geschäfte.

Und jubelnd bricht hervor ein grünes Glühen,
in schwarze Stämme strömen staunend Säfte,
sie ahnen hoffnungsfroh das süße Blühen.
Pagos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.03.2023, 09:14   #2
weiblich Rumpelstilz
gesperrt
 
Dabei seit: 01/2023
Ort: Berlin
Beiträge: 311

Standard Sonnenostern

Hallo Pagos,

schön, mal wieder ein Sonett lesen zu dürfen. Ostern unter der Sonne, die Natur bereitet sich auf den Sommer vor. Und wie die Natur, so auch die Menschen. Ein sehr hoffnungsfrohes Gedicht.

Ich habe es gern gelesen, hätte aber ein, zwei Anmerkungen rein technischer Natur. Ein wenig auffallend, dass es einige Füllwörter gibt, zum Beispiel in Strophe 1 "azurzart blaue Lüfte". Azur ist blau, mir gefällt, dass von blauen Lüften gesprochen wird, aber das ist doppeltgemoppelt. Einige Adverbien in der Synthese, dem Metrum verpflichtet. Ja, das ist immer so eine Sache, dass man mit den Hebungen hinkommt, aber dass die Ähren staunen, das kommt mir nicht sehr glaubwürdig vor.

Wesentlich aber, dass sowohl in der These wie in der Antithese es nur zwei Reime geben sollte, also das Reimschema in beiden gleich sein sollte. Wobei deine Antithese im Eigentlichen dies nicht ist, sondern im Grunde die These weiterführend. Das hat sich eingebürgert, insofern könnte man darüber hinwegsehen. Obwohl, streng betrachtet, wird das nicht übersehen.

Insgesamt aber ein Muntermacher, und den haben wir in diesen Zeiten
nun wahrlich nötig. Und dankeschön fürs Sonett.

Lieben Gruß, Rumpelstilz
Rumpelstilz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.04.2023, 22:59   #3
männlich Pagos
 
Dabei seit: 02/2023
Ort: München
Beiträge: 45

Hallo Rumpelstilz,

ja diese Zeit gerade ist (vermutlich nicht nur für mich) die schönste Jahreszeit. Wenn alles hervorbricht, und man die unbändige Kraft der Knospen spürt!

Deine Kritikpunkte nehme ich gerne an. Das mit dem doppelt gemoppelt stimmt, wenn ich ein "b" streiche und von "azurzart laue Lüfte" spreche, dann wäre das wohl eine Verbesserung.

Nur deine Anmerkung mit den Ähren verstehe ich nicht. Die staunen ja eher nicht, sie harren nur erst mal. Ggf. könnte man ihnen auch noch ein Schlummern andichten, wobei das sich eher auf die ungeheuren Kräfte bezieht, die noch Schlummern, aber recht bald hervorbrechen.

Die Säfte, denen ich das Staunen angepappt habe, strömen dann in die dunklen Stämme der Bäume (sie könnten aber genauso gut in den Keim der Ähre strömen), wobei das Staunen hier sowohl ein Spiegel des staunenden Betrachters sein könnte, als auch das Staunen eines Lebewesens symbolisiert, das entsteht und wird. Ganz ähnlich wie ein junges Kind noch über alles neue Staunen kann, und wenn es nur eine knisternde Zeitung ist.

Das mit These/Antithese: die Kritik ist sehr korrekt. Man könnte nun zwar Thesen/Antithesen benennen, wie das Schlummern und das hervorbrechen, oder unser dürftiges Bemühen versus der hervorbrechenden Natur, aber diese Gegensätze sind nicht formal in das Sonettschema eingebunden. Danke dir für den Hinweis!

LG, Pagos
Pagos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.04.2023, 23:53   #4
männlich MonoTon
 
Benutzerbild von MonoTon
 
Dabei seit: 04/2021
Beiträge: 1.107

Hallo Pagos
Schöner umarmender Reim in den Quartetten und Terzetten
wie auch schöne zusätzliche Alliterationen in den Terzetten.
Fast etwas zu reimlastig für mein Empfinden, dennoch gut.

Lg Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
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