Der Spiegeltrinker

[Alfredo]

Wenn Zephir klares Wasser kräuselt,
bin ich schon etwas angesäuselt.
Denn ich bin ein Spiegeltrinker
und wohn' in einem Haus aus Klinker.

Mein Eheweib sieht finster drein,
was mag die Ursach' dafür sein?
Ich grüße freundlich sie und hold,
doch sie nennt mich Trunkenbold.

Ich bin davon nicht angerührt,
Dionys' hat mich inspiriert!
Ist das denn alles Lug und Trug?
Mein Geist setzt an zum Höhenflug.

Es durchpulst mich Mittagssonne,
der Rebensaft verleiht mir Wonne.
Das Hochgefühl ist nun gewichen,
es kommt Morpheus angeschlichen.

Ich ruhe sanft in seinen Armen,
noch hat das Leben ein Erbarmen.
Doch dann kommt es knüppeldick,
ich kehre in das Sein zurück.

Es pocht das Herz, es brummt der Kopf,
es sagt mein Weib: Du alter Tropf,
das hast du von der Sauferei.
Natürlich geht das auch vorbei.

Am nächsten Tag gehts los von vorn,
trotz meiner bessern Hälfte Zorn.
Mir ist das alles ziemlich Wurst,
die Zeit vergeht, doch nicht der Durst!