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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 10.03.2023, 14:49   #1
männlich Demon
 
Dabei seit: 01/2023
Beiträge: 7

Standard Kolosseum der Narren

Wenn die Hand zum Spektakel ruft strömen die Scharen
Tod oder Gladiol, Willkommen im Kolosseum der Narren
Erbitterte Kämpfe toben inmitten von massiven Mauern
Gebaut aus Blut und Schweiß derer
Die auf den Rängen selbst fehden, solang die Kämpfe dauern

Die Duelle sind eröffnet, Löwe gegen Bär
Zwei wilde Bestien gehen im Kampfrausch aufeinander los
Gezielte Bisse und der Bär findet augenblicklich den Tod
Der Löwe brüllt, der Daumen geht hoch
Narren jubeln, Narren wüten

Gladiatoren in weißer und schwarzer Rüstung treffen aufeinander
Mit der Klinge an der Kehle wird das Schicksal besiegelt
Beim Blick in die Augen des Gegners öffnet sich ein Spiegel
Der Daumen geht runter, das Blut beginnt zu fließen
Narren jubeln, Narren wüten

Und die Narren gehen gespalten zurück
Vereint in gegenseitigem Hass und Applaus
Narren in schwarz zeigen mit dem Finger auf weiße
Narren in weiß entgegnen schwarzen die Faust
Der Blick nach unten verdeckt die Sicht auf die wahren Feinde
Die Augen zu blind, die Hand die sie füttert zu sehen
So nehmen Brot und Spiele immer weiter ihren Lauf
Denn die Hand zieht auf den Rängen die Fäden, solang die Kämpfe dauern

Hoch oben im Himmel fliegt ein Bussard friedlich durch die Lüfte
Sieht die fahlen Wände, umringt von Natur mit paradiesischen Düften
Grüne Gräser, blaue Bäche, direkt neben der Arena aus rotem Blut
Doch die Narren schließen die Augen, bis das Spektakel wieder ruft
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Alt 10.03.2023, 14:53   #2
männlich MonoTon
 
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Dabei seit: 04/2021
Beiträge: 1.107

Hallo Demon

Der Text klingt leider für mein Empfinden zu schwülstig und predigend, ich habe schon vor der Hälfte (um genau zu sein nach Strophe 2) das Interesse verloren ihn weiter zu lesen.
Sorry. Eventuell hat jemand anderes mehr Eindrücke dazu.

Ich finde Unglaubwürdig das Gladiatoren Rüstung tragen, ich dachte immer die Kämpfen fast nackt um Schaulust zu befriedigen und vielleicht einem "Gönner" zu gefallen.


Lg Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.03.2023, 17:19   #3
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.089

Zitat:
Zitat von Demon Beitrag anzeigen
Gladiatoren in weißer und schwarzer Rüstung treffen aufeinander
Mit der Klinge an der Kehle wird das Schicksal besiegelt
...
Der Daumen geht runter, das Blut beginnt zu fließen
...
Vereint in gegenseitigem Hass und Applaus
Narren in schwarz zeigen mit dem Finger auf weiße
Narren in weiß entgegnen schwarzen die Faust
...
Grüne Gräser, blaue Bäche, direkt neben der Arena aus rotem Blut
Willkommen im Forum, Demon. Du bist zwar schon seit Januar dabei, aber heute bekommen wir dein erstes Werk präsentiert.

Deine Eröffnung machst du nicht mit einem lyrischen, sondern mit einem epischen Text, und leider scheint es, als hättest du dich damit übernommen.

Zunächst solltest du dich mit dem Sujet besser vertraut machen, über das du schreibst. Über den "Beruf" des Gladiators (sie waren nicht immer Sklaven) gibt es genügend Literatur und Dokumentationen. Auch gibt es ein lesenswertes Buch über Gladiatoren im Hollywoodfilm: Was an den Darstellungen ist richtig, was ist falsch?

Auf jeden Fall waren Gladiatoren nicht sonderlich schlank und wendig, sondern fett und wuchtig. Sie trugen auch keine Rüstungen, sondern nur das Nötigste und waren mit einer speziellen Waffe ausgestattet, die sich in der Regel von derjenigen des Gegners unterschied, aber dennoch eine faire Chancenverteilung gewährte. Es gab zudem Regeln für den Kampf, und ein Schiedsrichter achtete auf deren Einhaltung. Wer siegreich war, weil er sich als guter Kämpfer erwies, war für das Volk ein Superstar, sozusagen das, was heute Ronaldo und Messi sind.

Der authentischte Kampf, der je auf der Leinwand gezeigt wurde, war in "Spartakus" zu sehen: Dreizack und Netz gegen Kurzschwert und Schild. Das war im antiken Rom ein Klassiker.

Der Text ist nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich überarbeitungsbedürftig. Blut beginnt nicht erst nach dem Gnadenstoß zu fließen, sondern der besiegte Proband ist bereits vorher erheblich verletzt. "... weiße Männer in weiß ..." ist doppelt gemoppelt, und dass Gras grün und Blut rot ist, braucht man wohl keinem Leser zu sagen, das weiß er nämlich bereits.

An deiner Stelle würde ich den Text nochmal gründlich überdenken.

Besten Gruß
Ilka
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Alt 10.03.2023, 18:19   #4
männlich R. Fannin
 
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Dabei seit: 03/2023
Beiträge: 9

Moin Demon,

dein Gedicht hat einige gute Ansätze z.B. das Sprachspiel
"Die auf den Rängen selbst fehden"
später zu wiederholen mit
"zieht auf den Rängen die Fäden".
Des Weiteren ist relativ eindeutig worum es geht und auch wenn das in diesem Fall nicht ausschließlich positiv ist, halte ich doch viel davon eine Thematik nicht bis zur Unkenntlichkeit zu abstrahieren.

Wie meine Vorredner bereits erwähnten, sind sowohl Technik als auch Inhalt ausbaufähig.

Sprachbilder:
Zitat:
Zitat von Demon Beitrag anzeigen
Beim Blick in die Augen des Gegners öffnet sich ein Spiegel
Ein Spiegel öffnet sich nicht, das klingt ungewohnt.

Reime:
Du verwendest größtenteils unsaubere Reime. Das kann in Ordnung sein, insbesondere in Rap- oder Liedtexten fällt es weniger auf. Hier stört es meiner Meinung nach etwas den Lesefluss und hätte leicht sauberer gemacht werden können.
Das ist allerdings auch Erfahrungssache und etwas fortgeschrittene Kritik. Auch Reimen will geübt sein und pauschal zu sagen, ein unsauberer Reim wäre schlecht, würde die Sache zu stark vereinfachen.
Bspw. "besiegelt" auf "Spiegel". Hier kann man auch einfach "Siegel" auf "Spiegel" reimen, wenn man den Vers etwas umbaut.

Inhalt:
Anstatt sich im friedvollen Paradies wie der Bussard zu laben, rennen die Narren (Volk) dem Spektakel, Tod und Grauen nach. Politische Mächte halten sie durch Brot und Spiele bei der Stange.

Das ist ja als Inhalt erstmal schön und gut, kann aber nicht für das ganze Gedicht herhalten. Du verwendest sehr viele Worte für deine Beschreibung, weshalb du den Leser relativ schnell verlierst. Man weiß schon, wo es hingeht.
Gewissermaßen wird man mit der "Botschaft" etwas vor den Kopf gestoßen.
Ich würde dir empfehlen überflüssiges rauszukürzen. Du richtest dein Gedicht nicht an Grundschüler, sondern an Erwachsene mit entsprechender Schulbildung, da muss nicht jedes Detail zerkaut werden.
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Alt 10.03.2023, 18:37   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von R. Fannin Beitrag anzeigen
Inhalt:
Anstatt sich im friedvollen Paradies wie der Bussard zu laben, rennen die Narren (Volk) dem Spektakel, Tod und Grauen nach. Politische Mächte halten sie durch Brot und Spiele bei der Stange.
Das ist nicht ganz korrekt. Die "politischen Mächte" in Rom wären gerne auf ihren geschlossenen Geldtruhen sitzengeblieben. Es waren die Aristokraten, also die Feudalherren, die auf regelmäßige Ausrichtung von Kampfspielen für das Volk drängten und mit den Herrschern hart darüber verhandeln mussten, denn diese Spektakel waren irre teuer. Die Menschen aus Häusern mit großen Namen (man erkannte sie daran, dass sie im Gegensatz zum einfachen Volk drei Namen hatten, von denen einer auf die Familienherkunft verwies) bekamen auch die besten Plätze auf den Rängen des Kolosseums, während sich das einfache Volk in die oberen Reihen begeben musste, wo die Leute weiter weg vom Geschehen saßen. Ganz oben durften die Frauen Platz nehmen.

Das Bild mit dem Raubvogel hätte ich weggelassen, denn es zeigt keinerlei Bezug zu dem Text. Außerdem ist ein Bussard nicht gerade der Inbegriff einer friedlichen Koexistenz, sondern ein Jäger. Und wenn schon Naturbeschreibung rund um das Land der Gladiatorenkämpfe, hätte der Autor sicherlich mit den dort typischen Olivenbäumen punkten können.
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Alt 10.03.2023, 18:48   #6
männlich R. Fannin
 
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Das Raubvogelbild fand ich auch etwas deplatziert.

Mit dem historischen Punkt hast du Recht, allerdings bezweifle ich, dass der Autor hier an einer korrekten Reproduktion der historischen Umstände interessiert war, sondern "Brot und Spiele" in dem Kontext gebraucht hat, wie es auch üblicherweise verstanden wird: Nämlich als Symbol für Kontrolle des Volkes. Daher auch die Hand, die die Fäden zieht; so würde ich's zumindest interpretieren.
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Alt 10.03.2023, 19:06   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von R. Fannin Beitrag anzeigen
Mit dem historischen Punkt hast du Recht, allerdings bezweifle ich, dass der Autor hier an einer korrekten Reproduktion der historischen Umstände interessiert war, sondern "Brot und Spiele" in dem Kontext gebraucht hat, wie es auch üblicherweise verstanden wird: Nämlich als Symbol für Kontrolle des Volkes. Daher auch die Hand, die die Fäden zieht; so würde ich's zumindest interpretieren.
Das ist sicherlich so, ändert aber nichts daran, dass ein Autor seinen Text zerrupft bekommt, wenn er nicht stimmig ist. Man kann eine Redewendung wie "Brot und Spiele braucht das Volk" anders umsetzen, wenn man es unbedingt mit Fantasy machen will. Wenn sich der Autor jedoch auf historischen Boden damit begibt, aber sämtliche Fakten ignoriert, läuft er über Glatteis.

In dem hier diskutierten Fall habe ich ohnehin den Eindruck, dass es dem Autor hauptsächlich um Effektheischerei gegangen ist: Tiere zerfleischen sich gegenseitig, Menschen bringen sich um, der Daumen hoch oder runter entscheidet über Genesung oder Exitus. Donner und Doria! Da ist etwas los im Lande!

Im übrigen bezweifle ich, dass ein Löwe gegen einen ausgewachsenen Bären eine Chance hätte. Der Löwe hat nur seine Zähne, der Bär hat außer seinen Zähnen eine ziemlich große Pranke. Da genügt ein Hieb, und der Löwe ist nur noch ein Bettvorleger. Das Gegenteil könnte man nicht einmal einem Grundschüler verkaufen. Wie und wo sollte denn ein Löwe gelernt haben, wie man gegen einen Bären antritt? Woher soll er wissen, mit welchem Gegner er es zu tun hat? Er ist ein Savannentier, und in der Savanne gibt es keine Bären, in Afrika sowieso schon lange nicht mehr. Bären sind Wald- und Gebirgstiere und in Amerika, Europa und Asien beheimatet. Vielleicht sehe ich das zu kritisch, aber solche Fragen stellen sich nun mal automatisch.
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Alt 10.03.2023, 19:28   #8
männlich R. Fannin
 
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Ich werd einen Teufel tun und diesen Text verteidigen, die kritischen Punkte würde ich so unterschreiben.
R. Fannin ist offline   Mit Zitat antworten
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