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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 28.02.2023, 17:11   #1
männlich dunkler Traum
 
Benutzerbild von dunkler Traum
 
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.585

Standard Toleranz

Deine Wahrheit ist nicht meine,
doch ich lasse sie dir gern,
hängen doch nur an der Leine,
echte Wahrheit ist so fern !

Wechs’le gern die Perspektiven,
um zu lernen, zu versteh’n,
damit wir im präventiven
Kontext beieinander steh’n.

Deine Meinung akzeptiere,
wenn du mir die meine lässt.
Auf das Leben, hoch die Biere,
auf das niemand uns erpresst.
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.02.2023, 18:30   #2
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Daraus ließe sich mehr machen, dunkler Traum. Die erste Strophe ist nämlich gelungen und weckt Erwartungen: Wahrheiten hängen nur an der Leine, sie können abgenommen werden, um neue Wahrheiten anzuklammern. Wasch- und lichtecht ist dieses Material jedoch nicht, denn dieses liegt in weiter Ferne.

Die zweite Strophe beginnt auch gut, aber die beiden letzten Verse werfen Fragen auf: Wie können Kontexte präventiv nebeneinander stehen, wenn es um unterschiedliche Perspektiven geht? Eigentlich müssten sie sich doch diametral gegenüber stehen.

Bei der dritten Strophe ist dir leider die Luft ausgegangen. Schade, denn du hast das Metrum und den Wechsel der Kadenzen bis zum Ende durchgehalten. Aber inhaltlich überzeugt das Fazit nicht, sondern klingt nach Stammtischgeschwätz. Wo um Himmels Willen ist beim Bier und einem Trinkspruch eine Zauberformel zu erkennen, die vor Erpressung schützt? Aber ... ist es denn nicht tatsächlich eine Erpressung, wenn man zur Bedingung macht, eine Meinung nur dann anzuerkennen, wenn auch die eigene im Gegenzug anderkannt wird? Ein Tauschgeschäft, mehr nicht?

Auch ist der erste Vers der dritten Strophe mehr ein Radebrechen statt gutes Deutsch, und außerdem ist die Verbindung zum zweiten Vers unlogisch. "Deine Meinung akzeptiere" suggeriert nämlich, man empfehle dem Du, dass es seine eigene Meinung akzeptieren soll. Gemeint ist jedoch: "Deine Meinung akzeptiere ich." Das muss sich der Leser eben so denken, aber das ist dennoch heftig gemogelt und wirft ihn erst einmal aus der Bahn des Verständlichen.

Wie wäre es damit:

Deine Meinung soll mir gelten,
meine wäge mit Bedacht.
Trennen uns darin auch Welten:
Wahre Freundschaft heißt die Macht.

LG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.03.2023, 14:26   #3
männlich dunkler Traum
 
Benutzerbild von dunkler Traum
 
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.585

... danke für deine umfassende Kritik, Ilka.
Ich wollte eigentlich zwei Freunde darstellen, die zwar unterschiedliche Meinungen haben, sich aber durch Meinungsmache von außen nicht auseinander dividieren lassen wollen (Impfen, Lockdown, Krieg, Klima etc.).
Beide wissen, dass es keine absolute Wahrheit gibt, sondern meist nur nach aktuellem Wissensstand akzeptierte Hypothesen. Dies sollte der präventive Kontext unterstreichen. -scheint nicht gelungen
Die letzte Strophe hast du richtig gedeutet und ich danke dir für deine Neuschreibung, welche einleuchtender klingt.

beaux rêves
dT
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
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