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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 23.02.2023, 21:15   #1
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.044

Standard Seicento

Ketzer und Kerker liegen nah beieinander.
Nur zwei Buchstaben trennen die Worte
in der Mitte, so dass, was Vor und Danach,
deinen Kosmos verengte.

Wie auch der Geist vieler deiner Zeit
verengt war. Oder korrupt. Oft auch nur
dumm oder gutgläubig, trotz guter Bildung.
Schule und Intelligenz waren nie Garanten.

Sonst wärst du nicht in die Falle gelaufen.
Was hast du nicht alles bereist und geschrieben!
Aber du sitzt im Kerker und kennst dein Urteil.
Das Datum; ein Tag für die Schaulustigen.

Warten musstest du auf den großen Tag,
jahrelang, zermürbt, aber standhaft im Geiste,
warten auf den Tag des Volks, auf ihr Fest,
auf die Gaffer: Brennt den Abtrünnigen!

Die Meute kam auf ihre Kosten:
Du spucktest auf das Kreuz, während
man frische, saftige Zweige entzündete,
denn sie brannte langsamer und länger.

Du branntest bei lebendigem Leib
beim Übergang in die Neuzeit und
in die Wissenschaften. Und bist deshalb
nicht vergessen, sondern wiederentdeckt:

Du trotztest der Despotie mit dem Satz.
"Mit größerer Furch verkündet ihr vielleicht
das Urteil gegen mich, als ich es
entgegennehme."

Tapfer! Oder Wahnsinn? Weder noch.
Dir blieb keine andere Wahl, als
dich nicht zu beugen und
in Würde unsterblich zu werden.

23.02.2023
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
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