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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 06.02.2023, 02:15   #1
männlich Baris
 
Dabei seit: 02/2023
Beiträge: 1

Standard Blutstrom

Regentropfen, die wie Blut in unseren Adern fließen
Dem Aufprall auf dem Asphalt genießen
Immer mehr und dann weniger
Bis zur letzten Stunde unserer Tage.

Und wenn das Herz noch zum verpochen mag,
es weiter schlägt
Schlag für Schlag

Das Lebendig sein keiner mag
Sind wir es
Die den Asphalt gießen.
Baris ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2023, 18:48   #2
männlich Erhard Gratz
 
Benutzerbild von Erhard Gratz
 
Dabei seit: 11/2022
Ort: Lüneburger Heide
Alter: 90
Beiträge: 160

Guten Tag Baris, Du bist neu in dieser Gemeinde, also sei herzlich willkommen.

Einen Rat möchte ich Dir zu Anfang geben: Lies die Gedichte aller Kategorien mit Sorgfalt und lies vor allem die Kritiken, soweit sie die Texte und nicht nur Privatmeinungen betreffen.
Ich weiß nicht wie alt Du bist und wieviel Du in Deinem Leben gelesen hast. Doch wenn Du länger in diesem Forum verweilst, wirst Du sehen, wie sehr beim Gedichtemachen auf Qualität Wert zu legen ist.

Lyrik bedeutet nicht nur, Gefühle nach außen zu entlassen, Lyrik ist vor allem auch solides Handwerk. Bevor Du Gedichte produzierst, solltest Du Dich auch ein wenig mit dem vertraut machen, was in der Lyrik wichtig ist. (Ich empfehle Dir die Homepage www.studyflix.de)

Wenn es Dich also drängt, anderen etwas in gebundener Sprache mitzuteilen, solltest Du Dir Gedanken machen, in welcher Gedichtform es geschehen soll: Ballade, Sonett (oder auch in völlig freien Versen).
Auch solltest Du Dich auf ein Versmaß festlegen, mit dem Du die Stimmung am besten glaubst hinüberbringen zu können. Es geht um den Sprechrhytmus: Soll es der Trochäus sein (wie oft bei Wilhelm Busch) oder besser der walzerähnliche Daktylus?
Und wenn Du Dir die Mühe des Reimens machen willst, musst Du von Anfang an wissen, ob Paarreim, Kreuzreim oder umarmender Reim.

Wenn Du glauben solltest, dass der freie Vers Dich vor allen Gefahren der Dichtkunst schützt, dann bist Du auf dem Holzweg. Freie Verse heißt nicht, dass man sich einen Prosatext in viele ungleich lange Zeilen zerlegt. Es geht auch um die “Schicklichkeit der Wörter”. In freien Fersen zu dichten setzt ein so hohes Sprachempfinden voraus, wie ich es mir nie zutrauen würde.
Viele glauben, es genüge, eine Anzahl hochtrabend-wichtiger Worte in schräge Beziehung zueinander zu setzen und diese mit merkwürdigen Attributen zu versehen, und das wär’s dann schon als Gedicht.
Freie Verse in einem kurzen Gedicht kommen dem Twittern schon bedenklich nahe. Wir müssen beim Verseschmieden auch immer daran denken, dass ein Leser das verstehen können muss. Und damit wären wir bei Deinem Versuch.

Um es in einem Satz zu sagen: Ich empfinde Dein Gedicht als grottenschlecht.

Regentropfen, die wie Blut in unseren Adern fließen …

Täten sie das, wären wir alle tot!

Dem Aufprall auf dem Asphalt genießen
Immer mehr und dann weniger …


Die zwei “m” sind falsches Deutsch und bestenfalls ein Tippfehler, und wer oder was den Aufprall von Tropfen auf Asphalt immer mehr und dann weniger genießen kann, erschließt sich mir nicht.

Bis zur letzten Stunde unserer Tage.

Das ist eine schöne Zeile.

Und wenn das Herz noch zum verpochen mag, …

Was ist das für ein Kauderwelsch? Zum Fremdschämen.

Das Lebendig sein keiner mag
Sind wir es
Die den Asphalt gießen.


Da schnalle ich ab, das kann ich nicht begreifen. Außerdem ist die erste Zeile wieder miserables Deutsch.

Ein Metrum ist überhaupt nicht zu entdecken, muss beim freien Vers auch nicht sein.

Wie gesagt, ich als Leser Deines Textes kann partout nichts damit anfangen, aber ich kann Dir vielleicht einen nützlichen Rat geben:
Wenn Du glaubst, ein Gedicht vollendet zu haben, dann schlaf eine Nacht oder besser zwei Nächte darüber, ehe Du es in die Freiheit entlässt. Vielleicht fühlst Du dann, was Du noch besser machen kannst, und es kann Dich davor bewahren, Dich lächerlich zu machen.
Und: Lies Dir Deine eigenen Zeilen laut und mit überstarker Betonung vor. Oft spürt man dann eine Unzufriedenheit dem eigenen Werk gegenüber und dieser eigenen Unzufriedenheit muss man dann prüfend nachgehen.
Und vor allem: Sei nie verliebt in Deine eigenen Zeilen!

Gruß,
Erhard
Erhard Gratz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2023, 20:51   #3
Ex-Pennywise
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2020
Beiträge: 599

Moin Baris,

ich muss Erhard hier Recht geben. Unabhängig davon, dass ich selbst mir keine freien Formen zutrauen würde, ist es aber so, dass wenn man sich für diese Form entscheidet, die Sprache extrem hochwertig und gut sein muss. Gerade wenn man den Text nicht in ein Korsett legen muss, gibt es kein Argument, gegen hochwertigen Text mit einer unbegrenzten Möglichkeit an Worten, die einem zur Verfügung stehen.
Nimm das nicht persönlich, es geht nur um den Text und nicht um Deine Person. Ich habe bezüglich der Formulierungen und Deines Namens eventuell die Vermutung, dass Du kein Muttersprachler bist? Dann ist es sehr mutig, dass Du das hier veröffentlichst und es nötigt mir dennoch Respekt ab.
Du kannst Dich verbessern, indem Du liest, liest und nochmals hier liest. Wenn Du Talent hast und manche Texte von Ihrer Form als Vorlage nimmst, kannst Du Dich hier verbessern.
Ich wünsche Dir jedenfalls einen guten Start hier.

Gruß

Pennywise
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
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