]Manchmal oder eben nicht

[Flocke]

MANCHMAL ODER EBEN NICHT

Nein, und nochmals nein!
Glaub ich doch, dass vielleicht,
jedenfalls, dass vielmehr,
dass eben öfters auch!

Und nochmals, kann ja, muss ja!
wie schon oft, manchmal auch,
dass ich vorher mal, vielleicht,
nicht jetzt! Später! Oder?
Muss ja nicht. Kann!
Oder nicht?

Aber dann, dann vielleicht
dann geht es, wenn es geht, oder?
Weil ich ein Wort habe, ein Wort:
Wahnsinn: ein Wort! Wahnsinn!
Aus dem Wort kommt kein Vergnügen.
Kein Vergnügen, kommt nicht!
Oder doch?
Oder nicht?

Das, so glaube ich, das glaube ich!
Nur manchmal nicht! Oder?
Manchmal eben eher vielleicht!
Und manchmal eben nicht!
Oder? Vielleicht!
Eben

© Flocke



PS
Das war ein Text aus der Reihe "Überflüssiges Drumherum für werdende Poeten", Beitrag 3647.
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[Flocke]

Hallo!

Was hat sich der Autor (Huch, das bin ja ich) eigentlich dabei gedacht hat.

Ich experimentiere gerne und so ist auch dieses Gedicht das Ergebnis eines Experiments.
In diesem Gedicht stehen zwar Worte aus der deutschen Sprache. Dennoch bleibt völlig unklar, womit das LI sich inhaltlich auseinandersetzt, worum es ihm eigentlich geht. (Dem Gedicht ist es egal)
Das Li nutzt viele Sprachfloskeln, die aneinandergereiht in einer Folge von elliptischen Sätzen erscheinen. So fehlen häufig Objekt- oder auch Verbalphrasen. Manchmal verbleiben nur Einwortsätze, Ausrufe. Das Fragezeichen dominiert in der Zeichensetzung.
Beispiele:
" (...) Später! Oder?
Muss ja nicht. Kann!
Oder nicht?"

Aber dadurch, dass dem Gedicht die Inhaltsebene abhanden gekommen ist, fällt die Struktur deutlich ins Auge. Und diese Struktur charakterisiert und entlarvt das LI:
Stellen wir uns vor, ein junger Mann kann sich nicht entscheiden, ob er die Einladung seines Chefs zum Abendessen annehmen soll, er überlegt hin oder her.
Oder eine Frau kann sich nicht entscheiden, wohin sie im Urlaub fahren könnte.
Oder jemand überlegte, welches Studium er wählen sollte.

Die Personen sind hin und hergerissen, überlegen und können sich nicht entscheiden. Es gibt Menschen, bei denen ein solcher Zustand nicht von einer Ausnahmesituation herrührt, sondern schon als Charaktereigenschaft erscheint.

Jedenfalls, dieses Hin und Her findet einen typischen Ausdruck, einen Singsang mit häufigen Abbrechen der Stimmführung, stärker gesetzten Pausen und großer "Range" (Stimmumfang). Um das Typische hervorzuheben, kann man den Text (spielerisch) mit dramatisierender Emphase sprechen.

Grüße Flocke