Ausdruck unterdrückter Weiblichkeit

[Odzihozo]

Ausdruck unterdrückter Weiblichkeit

Gevatter Tod reibt sich die Hände,
Eskalation ist immer ein gutes Geschäft.
Zerfetzte Körper im Gelände,
Leoparden im Auftragsheft.
Vasallen und Scharfrichter -
korrupte Halbglatzen-Männer
orchestrieren den Krieg.

Der Teufel trägt viele Gesichter -
korrupte Sturmfrisur-Frauen
postulieren den endgültigen Sieg.
Gehen über anderer Kinder Leichen,
folgen kalt nur Karriere und Abzeichen.
Ein Zerrbild das zum Himmel schreit -
Ausdruck unterdrückter Weiblichkeit.

[Ilka-Maria]

Zitat von Odzihozo

[B][U]
Vasallen und Scharfrichter -

Na ja, sonderlich einfallsreich an Formulierungen ist dieses Gedicht nicht. Vasallen? Die gehörten in die Zeit des Rittertums und Feudalismus. In der modernen Kriegsführung handelt es sich wohl eher um Söldner. Der Scharfrichter gehörte mal früher zum Schafott, heute zum Elektrostuhl und zur Giftspritze, in patriarchalischen Ländern in Stadien, wo man steinigt; aber an der Front wird man ihn vergeblich suchen. Dort stehen schlicht und einfach Soldaten, die mit modernen Waffen eher angreifen oder verteidigen. Sie richten nicht, sondern führen Befehle aus und haben ansonsten die Klappe zu halten.

Die "zerfetzten" Körper hatten wir in Texten, die in diesem Forum abgesetzt wurden, schon bis zum Abwinken. Lyrisch sind solche Formulierungen nicht, auch nicht eine Abbildung des Wahren, sondern nur auf reißerisch getrimmte Ausdrucksformen, die letztendlich aber kein Bild formen. Mancher Soldat würde sich die Lage, zerfetzt zu werden, als großes Glück vorstellen, denn das wäre ein schneller Tod, ohne lange zu leiden. So sieht die Sache im Feld aber nicht aus, denn da wird kein Soldat auf einen Schlag in Kleinteile zerlegt. Dort wird verstümmelt, verreckt, verblutet, sich im Dreck gewunden, während einem die Gedärme aus dem Bauch quillen, gebrüllt, weil Teile des Gehirns weggespritzt wurden, von einem Moment zum anderen ein Panzer über Beine fährt und sie abtrennt oder sich über einem Soldaten so lange dreht, bis er vom Erdboden nicht mehr zu unterscheiden ist.

So sieht Krieg aus. Und noch viel schlimmer. Dagegen ist dieses Gedichtchen ein Sechsminuten-Ei.

Was ist eine "Sturmfrisur-Frau"? Spontan fällt mir die Marie-Agnes und ihr Karneval-Auftritt ein. Geschenkt. Denn am Aschermittwoch ist alles vorbei.

"Halbglatzen-Männer" orchestrieren den Krieg? Ich habe bei Putin keine Glatze gesehen. Auch bei keinem Soldaten, denn die tragen aus guten Gründen einen Helm. "Halbglatzen" schaffen es allenfalls bis zu Aufmärschen, Rausschreien von Parolen und Anzünden von Häusern - nicht an der Front, sondern in den Städten.