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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 17.02.2023, 15:28   #1
männlich Anaximandala
 
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Standard Werte - Herbstfluten (IV von VI)

"Wo wird es denn nun abgewägt
Was Unwert ist, und was von Wert?
Ist Wert den Dingen beigelegt
So dass die Welt ihn nur erfährt?"

Der Gott des Nordmeers holte aus,
"Vom Sinn betrachtet gibts ihn nicht,
Den Wert, den Unwert, weil daraus
Ja immer nur ein Standpunkt spricht.

Denn jedes Ding hält sich für wert,
Was es den anderen abspricht.
Die Masse macht es umgekehrt,
Stets zählt in ihr der andren Sicht.

Sieht man die Relativität
Und nennt ein Ding, weils größer ist,
Als andre, groß; es dahin geht,
Dass alles man als groß ermisst.

Bezeichnet man ein Ding als klein,
Nur weil was Größres existiert,
Dann müsste jedes Ding klein sein,
Weils gegen irgendwas verliert.

Drum sieh, dass Himmel und die Erde
Am Ende nur ein Reiskorn sind
Und Haaresspitzen groß wie Berge,
Wenn man die Relation ersinnt.

Sehn wir vom Punkt der Qualität
und sagen dann, das etwas sei,
Weil Qualität es in sich trägt,
Kein Ding der Welt wär nicht dabei.

Und sagt man, etwas sei nun nicht
da eine Qualität ihm fehlt,
Von allen Dingen würde schlicht,
Ein jedes mit hinzugezählt.

Es stehn sich Ost und West entgegen,
Zu jeder Zeit im Weltenlauf,
Nur dass sie niemals auf sich heben,
Und Qualitäten gibts zuhauf.

Wenn von der Wertung aus gesehn
man all die Dinge wertvoll nennt
die selbst als solches sich verstehn
die Welt, sie wär von Wert geschwemmt.

Und spräche man ihn jedem ab,
Den irgendwer für wertlos hält,
Dann sage ich mal kurz und knapp,
Ganz wertlos wär die ganze Welt.

Den Wert des Urteils schön erklärt:
Ein Weiser sieht, wie ein Tyrann,
sich selbst alleine voller Wert
den andren als ganz wertlos an.

Auf gaben Yau und Schun den Thron
und sollten dafür heilig sein
Das selbe bracht' Dschi Guai den Lohn
er läutete sein Ende ein.

Zu Königswürde hat gebracht
der Kampf um Herrschaft Wu und Tang
der weiße Prinz zog in die Schlacht
und fand in ihr den Untergang

Es zeigt, dass Kampf und das Verzicht,
Dass Wert und Unwert Zeiten hat,
Wer absolut es sieht, zerbricht,
Stets gibt der Umstand unser Blatt.

Ein Sturmbock der die Stadt berennt,
Ganz sicher keine Bresche füllt
Auch wird, wer für den Schwertkampf brennt
Von Mäusejagd in Scham gehüllt.

Ein Kauz, der seine Flöhe fängt,
Und unterscheidet Haaresspitzen,
Am Tag zum Berge blickt und denkt
"Wer mag am Horizont dort sitzen?"

Wer zur Bejahung sich bekennt,
Doch nichts von der Verneinung weiß,
Im Leben stets auf Ordnung brennt,
Verwirrung doch als schlecht verheiß.

Hat die Gesetze nicht durchschaut,
Wie Himmel und wie Erde wirkt,
Wie einer, der dem Licht zwar traut,
Doch vor dem Schatten sich verbirgt.

Es ist doch klar, dass das nicht geht,
Wer trotzdem davon weiterspricht,
In Dummheit oder Täuschung steht,
Es fehlt ihm ja die klare Sicht.

Ein Mensch, der von der Zeit abweicht,
Und der den Sitten widerstrebt,
Mit Sicherheit nicht viel erreicht,
Und dazu oft in Schande lebt.

Jedoch, wer seiner Zeit entspricht,
der wird da für hoch angesehn,
Sei still, oh Flussgott, siehst du nicht,
Wir könnens einfach nicht verstehn."
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